Ausländer fliehen aus Chinas Aktienmärkten

  25 Oktober 2022    Gelesen: 749
  Ausländer fliehen aus Chinas Aktienmärkten

Chinas Börsen stehen unter erheblichem Druck. Vor allem Tech-Titel verlieren deutlich. Der Grund: Präsident Xi hat seine Macht zementiert und potenzielle Widersacher kaltgestellt.

Chinas Aktienbörsen verdauen den Kurssturz, den sie am gestrigen Montag erlitten hatten. Die Leitindizes in Shanghai und Hongkong gingen heute immerhin kaum verändert aus dem Handel - zum Wochenauftakt waren sie in die Tiefe gerauscht. In Zahlen ausgedrückt: Der Hang Seng in Hongkong hatte 6,4 Prozent an Wert verloren und damit den heftigsten Tagesverlust seit der globalen Finanzkrise 2008 verzeichnet. Für den Shanghai-Composite ging es zwei Prozent nach unten.

Beide Indizes hatten in diesem Jahr bereits kräftig eingebüßt. In Shanghai ging es bisher mehr als 18 Prozent nach unten, in Hong Kong rund 35 Prozent. Der Grund für den jüngsten Kursrutsch: Staats- und Parteichef Xi Jinping hat seine Macht zementiert und potenzielle Gegner durch Loyalisten ersetzt. Das deutet darauf hin, dass Xi seine ideologiegetriebene Politik auf Kosten des Wirtschaftswachstums fortsetzen wird.

Vor allem Ausländer trennen sich deshalb von chinesischen Aktien. Am Montag verkauften sie dem Finanzportal Bloomberg zufolge auf dem Festland gehandelte Papiere im Wert von umgerechnet netto 2,5 Milliarden Dollar - das ist die höchste Summe seit dem Beginn der Datenerhebung 2016.

Vor allem zwei von Xi getroffene Entscheidungen verschrecken Investoren: seine Null-Covid-Strategie sowie eine stärkere Regulierung von Unternehmen, vor allem im Technologie-Sektor.

Tech-Titel verlieren an Wert

Xi hat der Volksrepublik eine Null-Covid-Politik verordnet, bei der einzelne Ausbrüche sofort durch Abriegelungen ganzer Stadtteile bekämpft werden. Darunter leidet die Wirtschaft. Derzeit sieht es nicht danach aus, als werde Xi das Vorgehen abmildern.

Zudem will Xi den absoluten Machtanspruch der von ihm geführten Kommunistischen Partei auch in der Privatwirtschaft durchsetzen. Besonders deutlich ist das bei Tech-Unternehmen zu sehen, die immer neuen Regeln und Vorschriften unterworfen werden. Die Folge: Firmen wie die Online-Giganten Alibaba, Tencent, Meituan, JD.com oder Pinduoduo haben bei Anlegern jede Menge Sex-Appeal eingebüßt, die Aktienkurse der Börsenschwergewichte haben sich weit von ihren Rekordständen entfernt.

Einige Investoren bleiben dennoch zuversichtlich: "Der Ausverkauf der chinesischen Aktien am Montag entspricht nicht den Fundamentaldaten und bietet Anlegern eine Chance", so die Analysten der US-Bank JPMorgan. "Wir glauben, dass dies eine gute Gelegenheit ist, angesichts einer erwarteten Wachstumserholung, einer allmählichen Covid-Lockerung und geld- und fiskalpolitischer Anreize aufzustocken."

Andere Investoren sind dagegen vorsichtig. Durch Xis Fokus auf einen "gemeinsamen Wohlstand" - also gegen den erheblichem Reichtums einzelner - seien große Unternehmen weiterhin im Fadenkreuz, sagte IG-Analyst Yeap Jun Rong. Das werde dazu führen, dass sich weitere Anleger von großen chinesischen Technologieunternehmen abwenden.

Quelle: ntv.de, mit rts


Tags:


Newsticker