Chats mit Strache kosten Chefredakteur das Amt

  10 November 2022    Gelesen: 354
  Chats mit Strache kosten Chefredakteur das Amt

Der Ibiza-Skandal fordert ein weiteres prominentes Opfer: Der TV-Chefredakteur des ORF verliert seinen Posten. Mit dem damaligen FPÖ-Chef Strache chattete er sehr intim über die linke Gesinnung seines Senders und die Ausrichtung der Berichterstattung.

Infolge der Korruptionsermittlungen in Österreich nach der Ibiza-Affäre ist der Fernsehnachrichten-Chefredakteur des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders ORF, Mathias Schrom, mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Der Sender nahm Schroms Rücktrittsangebot an, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Hintergrund sind Chats, in denen sich Schrom 2019 mit dem damaligen österreichischen Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ über die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünsche der FPÖ unterhielt.

Der Ibiza-Skandal hatte 2019 zum Sturz der österreichischen Regierung geführt. Hintergrund war ein heimlich auf Ibiza gedrehtes Enthüllungsvideo, das zeigt, wie der damalige FPÖ-Chef und spätere Vizekanzler Strache vor der Parlamentswahl 2017 einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte im Gegenzug für Wahlkampfhilfe Staatsaufträge in Aussicht stellt.

Vor etwa einem Jahr trat dann auch der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Vorwürfen der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit als Regierungschef und später auch als ÖVP-Parteichef zurück. Die Vorwürfe gegen ihn hängen mit den österreichischen Medien zusammen. Anfang November brachten erneute Enthüllungen aus den daraus folgenden Ermittlungen dann TV-Chefredakteur Schrom in Bedrängnis.

"Keine glückliche Außenwirkung"

Der Journalist hatte den Chat-Verläufen zufolge regelmäßigen Kontakt mit der FPÖ und tauschte sich mit Strache über die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünsche der FPÖ aus. So schrieb er unter anderem: "Es ist schon bei uns genug zu tun und jeden Tag mühsam, aber langsam wird's, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger." Der ORF 1-Redaktion unterstellte er eine linke Gesinnung.

Schrom selbst hatte zuvor eingeräumt, die geleakten Nachrichten hätten "zugegebenermaßen keine glückliche Außenwirkung". Er gab an, dass es wichtig gewesen sei, eine "Gesprächsbasis" zu einer Regierungspartei aufrechtzuerhalten, welche dem ORF ablehnend gegenübergestanden habe.

Quelle: ntv.de, mau/AFP


Tags:


Newsticker