Vor der Befreiung der südukrainischen Stadt Cherson soll das russische Militär gefallene Soldaten auf der dortigen Mülldeponie entsorgt haben. Das meldet der britische "Guardian" und beruft sich dabei auf Zeugenaussagen von Einwohnern und Arbeitern der Deponie. Demnach berichteten mehrere Personen der Zeitung, wie russische Lastwagen mit schwarzen Säcken auf dem Gelände ankamen, die dann verbrannt wurden. Die Luft habe nach verbranntem Fleisch gerochen.
"Jedes Mal, wenn unsere Armee die Russen dort beschoss, brachten sie die Leichen auf die Deponie und verbrannten sie", wird eine 40-jährige Einwohnerin von Cherson zitiert. Eine andere Frau sagte laut dem Blatt: "Sie kamen hierher, ließen einige Wachen zurück, luden aus und verbrannten. Eines Tages kamen mein Mann und ich zur falschen Zeit. Wir kamen hierher, während sie ihr 'Geschäft' erledigten, und sie verpassten meinem Mann einen harten Schlag mit einem Knüppel ins Gesicht. Ich habe die Überreste nicht gesehen. Sie haben begraben, was übrig war."
Arbeitern der Deponie zufolge hätten die Russen ein Gebiet auf einer abgelegenen Seite der Deponie ausgewählt und abgeriegelt. Da das Areal vermint sein könnte, ist es aus Sicherheitsgründen noch gesperrt, berichtet der "Guardian". Die Zeugenaussagen konnten von der Zeitung daher nicht unabhängig überprüft werden.
"Mir wurde schlecht, als ich diesen Rauch roch", gab eine Bewohnerin eines großen Wohnblocks in der Nähe der Deponie zu Protokoll. "Und es war auch beängstigend, weil es nach verbranntem Haar roch, und wissen Sie, es roch auch wie beim Zahnarzt, wenn sie Ihren Zahn vor dem Einsetzen einer Füllung aufbohren. Und der Rauch war so dicht, dass man das Gebäude nebenan nicht sehen konnte." Eine Nachbarin ergänzte: "Der Gestank vom Rauch der Deponie war so schlimm, dass wir nicht einmal die Balkontür öffnen konnten. Es gab Tage, da konnte man wegen des Geruchs nicht atmen."
Tote Soldaten tauchen nicht in Statistik auf
Den Angaben zufolge begannen die Verbrennungen auf der Mülldeponie im Sommer, als die ukrainische Gegenoffensive in der Region an Fahrt gewann. Laut dem "Guardian" vermuten viele der Befragten, dass die Mülldeponie die einfachste Lösung war, die Leichen zu beseitigen, da die Brücken über den Dnipro durch ukrainischen Beschuss nicht mehr für schwere Fahrzeuge passierbar waren.
Die ukrainischen Behörden äußerten sich zu dem Thema bislang nicht. Der ukrainische Geheimdienst geht aber davon aus, dass die russischen Militärbehörden viele tote Soldaten inoffiziell entsorgen, um sie dann als "im Einsatz vermisst" zu deklarieren. Dadurch würden die tatsächlichen Verluste vertuscht. Im vergangenen Mai berichtete das Online-Portal "Ukrajinska Prawda" über ein abgehörtes Telefonat eines russischen Soldaten, der über eine Deponie voller Leichen in der Region Donezk sprach.
Quelle: ntv.de, jpe
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