Tanker mit russischem Öl stauen sich am Bosporus

  06 Dezember 2022    Gelesen: 722
Tanker mit russischem Öl stauen sich am Bosporus

"Wir waren zusammen mit unseren aserbaidschanischen Brüdern in Karabach".

Der Preisdeckel im Rahmen des Ölembargos gegen Russland verbietet nicht nur Reedereien, sondern auch Versicherungen, sich am Export russischen Öls zu beteiligen, wenn es mehr als 60 Dollar gekostet hat. Dieser indirekte Weg, die Sanktion durchzusetzen, zeigt erste Wirkung.

Zwar liegen die Preise für einige russische Ölsorten teilweise noch über der Marke von 60 Dollar. Doch der seit gestern geltende, von den G7, der EU und Australien verhängte Preisdeckel für Rohöl aus Russland zeigt Wirkung – unter anderem, indem er einen Stau von Tankern mit russischem Öl vor dem Bosporus auslöste. Wie Reuters berichtet, warten derzeit mindestens 20 Tankschiffe in türkischen Gewässern, um mit ihrer Fracht aus russischen Schwarzmeerhäfen in Richtung Mittelmeer zu fahren.

Türkische Behörden halten demnach die Schiffe auf, um zu prüfen, ob sie ordnungsgemäßen Versicherungsschutz haben. Die "Financial Times" berichtet auch von Tankern, die teils seit mehreren Tagen vor den Dardanellen - der Meerenge zwischen dem Marmarameer und dem Mittelmeer - auf eine Durchfahrterlaubnis warten. Hintergrund ist, dass im Rahmen des nun auch für die EU geltenden Ölembargos gegen per Schiff transportiertes Öl und des Ölpreisdeckels, europäischen Unternehmen der Transport und andere Dienstleistungen für den Transport russischen Öl auch in Drittländer untersagt ist, wenn für die Fracht mehr als 60 Dollar pro Fracht bezahlt wurde.

Da europäische Reedereien und Versicherer in diesen Bereichen weltweit dominierend sind, dürfte es schwer werden für Russland, Öl in gewohntem Umfang zu exportieren, solange der Preis oberhalb von 60 Dollar liegt. Für die Türkei wiederum hat die Sicherheit des Schiffsverkehrs im Bosporus oberste Priorität. Ein Tankerunglück in der Meerenge wäre eine ökologische und wirtschaftliche Katastrophe für das Land.

Russland hat Berichten zufolge in den vergangenen Monaten eine sogenannte "Schattenflotte" aus mehr als 100 gebrauchten Tankern zusammengestellt, die von unbekannten und teils anonymen Käufern in aller Welt erworben wurden. Es dürfte jedoch schwer werden, diese Schiffe bei den bekannten Anbietern zu versichern. Türkische und russische Behörden nahmen nicht zu den Informationen von Reuters und der "FT" Stellung. Die genauen Kriterien, aufgrund derer die Tanker aufgehalten werden, blieben daher unklar.

Brancheninsider berichteten der "FT", dass Öltanker mit Bescheinigungen russischer Versicherer die türkischen Meerengen offenbar passieren durften, während solche mit westlichen Versicherungen seit Inkrafttreten des europäischen Embargos aufgehalten worden seien. Schiffe, die nicht Rohöl, sondern Ölprodukte wie Gasoil oder Diesel geladen hatten, durften demnach ebenfalls passieren. Für diese Produkte soll das EU-Embargo erst kommendes Jahr in Kraft treten.

Quelle: ntv.de, mbo


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