DAX beendet Verlustjahr unter 14.000er Marke

  30 Dezember 2022    Gelesen: 514
  DAX beendet Verlustjahr unter 14.000er Marke

Krieg in der Ukraine, steigende Energiekosten, Rückkehr der Zinsen: Für Aktienanleger war 2022 ein turbulentes Jahr. Das deutsche Börsenbormater verliert gut ein Achtel. Doch mit einigen Einzelwerten ließ sich auch in diesem Jahr Kasse machen, vor allem mit Rüstungs- und den meisten Energiewerten.

Der deutsche Aktienmarkt hat ein insgesamt trübes Handelsjahr nochmals mit Verlusten beschlossen. Der deutsche Leitindex DAX fiel wieder unter die Marke von 14.000 Punkten. Am Ende des verkürzten Handelstages stand ein Minus von 1,1 Prozent und ein Schlusskurs von 13.924 Zählern auf der Tafel. Auf das Jahr gerechnet büßte das deutsche Börsenbarometer damit mehr als zwölf Prozent ein und verbuchte so das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren. Im Vorjahr hatte der DAX noch einen Gewinn von knapp 16 Prozent eingefahren. Der MDAX beendete den letzten Handelstag des Jahres 1,3 Prozent tiefer bei 25.118 Punkten. Für den Index der mittelgroßen Werte beläuft sich das Jahresminus damit sogar auf 28,5 Prozent.

Auslöser für die deutliche Schwäche im Jahr 2022 war der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Energiepreise stiegen rasant und leisteten einer ohnehin hohen Inflation weiteren Vorschub, die das Eingreifen der Notenbanken nötig machten. In der Folge stiegen die Zinsen rasch und deutlich. Allerdings brauchte die EZB lange, um der Inflation etwas entgegenzusetzen, unter anderem weil sie sich zugleich um die Konjunktur sorgte. Das erste Mal nach sechs Jahren hob sie dann erst Ende Juli die Zinsen an, weitere und zunehmend entschiedenere Schritte folgten.

So war in den vergangenen zwölf Monaten nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Anleihen viel Geld zu verlieren. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren legte von minus 0,12 Prozent zu Jahresbeginn auf zuletzt 2,50 Prozent zu, entsprechend sackten die Anleihekurse ab. Die steigenden Zinsen machen unter anderem das Bauen teurer, so dass nach einer jahrelangen Hausse am Immobilienmarkt auch hier die Preise nach unten abdrehten.

Zalando und Vonovia gerupft

Mit Blick auf die großen Aktienmärkte Europas schloss nur der britische FTSE 100 ebenfalls früher. Er verbuchte an diesem Freitag zwar auch ein Minus, doch im Jahresverlauf hängte er wegen seiner zahlreichen Öl- und Gaswerte die anderen Börsen ab. Er kann mit einem Plus von rund einem Prozent aufwarten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone steuert auf ein Jahresminus von rund 11 Prozent zu, nach einem Gewinn von 21 Prozent im Jahr zuvor.

Unternehmensseitig wurde zum Jahresende wie gewohnt etwas "Window Dressing" betrieben. Darunter verstehen Börsianer Käufe von Aktien, die bis dato besonders gut oder Verkäufe von Aktien, die besonders schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung gut auszusehen. Dazu passte, dass Zalando und Vonovia zu den schwächeren Dax-Werten des Tages zählten. Diese zwei haben im Gesamtjahr etwa die Hälfte an Wert eingebüßt und damit die größten Verluste unter den DAX-Mitgliedern eingefahren. Das Beiersdorf-Papier dagegen hielt sich mit minus 0,2 Prozent vergleichsweise stabil und zählt auch im Gesamtjahr zu den Favoriten mit einem Plus von etwas weniger als einem Fünftel.

Rheinmetall ist großer Gewinner - Uniper der Verlierer

Die beiden größten Jahresgewinner aus in den drei Indizes DAX, MDAX und SDAX sind indes Rheinmetall mit plus 124 Prozent und PNE einem Anstieg um mehr als 150 Prozent. Der Rüstungskonzern profitierte von der Aussicht auf reichlich Aufträge durch steigende Wehretats westlicher Länder infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Bei Windparkentwickler PNE lieferten die Energiewende, höhere Strompreise sowie Übernahmefantasien Auftrieb. Für den Versorgerriesen RWE ging es immerhin um 19 Prozent nach oben. Überhaupt gehörten Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien zu den großen Gewinnern, unter anderem weil sie ihre Energie viel teurer verkaufen konnten.

Desaströs war das Jahr für den Energieversorger Uniper. Das Geschäftsmodell des Gashändlers funktionierte, solange Russland das vereinbarte Gas billig lieferte. Weil Russland im Zuge der Sanktionen des Westens gegen den Aggressor aber nach und nach einstellte, musste sich Uniper am Markt mit Gas eindecken, um seine Liefervereinbarungen zu erfüllen. Das kostete Milliarden, am Ende "rettete" der deutsche Staat das Unternehmen, es wurde verstaatlicht. Die Aktie verlor rund 94 Prozent an Wert.

2022 war nicht das Jahr großer Übernahmen am Aktienmarkt, auch Börsengänge gab es in dem schwierigen Umfeld kaum. Einen Lichtblick lieferte Porsche: Die Mutter Volkswagen brachte die Vorzüge der Sportwagenschmiede an die Börse. Der Börsengang war der größte in Deutschland seit der Deutschen Telekom 1996. Ein fulminanter Start war es zunächst nicht, nach einem Ausgabepreis von 82,50 Euro lag der erste Kurs noch bei 84 Euro, ehe er in den Wochen danach bis auf rund 112 Euro stieg. Mit einem Jahresschlusskurs von 94,75 Euro war die Aktie einer der wenigen DAX-Gewinner (14 Prozent).

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ


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