Die Botschaft erreichte Liz Clegg, die als Freiwillige für die Hilfsorganisation Help Refugees in Nordfrankreich arbeitet. Clegg war gerade auf einer Konferenz in New York, als ihr Telefon aufleuchtete. Die SMS war in gebrochenem Englisch geschrieben: "I ned halp darivar no stap car no oksijan in the car no signal iam in the cantenar. Iam no jokan valla". Clegg verstand sofort: "Ich brauche Hilfe. Der Fahrer hält nicht an. Kein Sauerstoff im Wagen. Kein Signal. Ich bin in einem Container. Ich mache keine Witze. Ich schwöre bei Gott."
Clegg kennt Ahmed, sie wusste, dass dies kein Scherz war. Im März hatten sie und andere Freiwillige im Flüchtlingslager im französischen Calais Hunderte einfache Mobiltelefone an Kinder verteilt, die in dem armseligen Camp lebten, das "der Dschungel" genannt wird. Für Notfälle hatten sie eine Nummer eingespeichert. Diese, so wurde Ahmed und anderen Kindern gesagt, sollten sie anrufen, wenn sie in Gefahr geraten.
Den Hilferuf gab Clegg umgehend an ihre Kollegin Tanya Freedman in Großbritannien weiter, die die Polizei in Kent im Südosten Englands einschaltete. Die Polizei habe schnell reagiert, sagte Freedman später. Nachdem sie den Beamten berichtet hatte, dass mehrere Menschen in Lebensgefahr schwebten, habe die Polizei sofort einen Übersetzer angefordert, der Paschtu spricht. Der rief Ahmed auf dem Handy an und bestätigte die Lage. Währenddessen wurde das Handy des Jungen geortet. Demnach waren Ahmed und die anderen in Leicestershire, etwa 180 Kilometer nordwestlich von London.
Die Polizei in Kent schaltete nach dem Anruf von Freedman am Donnerstagnachmittag die Kollegen in Leicestershire ein, die den Lastwagen geparkt an einer Tankstelle neben einem Highway fanden. Als sie den Wagen aufbrachen, schnappten die Migranten nach Sauerstoff. Tanya Freedman hatte dem Moment der Rettung entgegengefiebert: "Es war absolut nervenaufreibend, darauf zu warten, ob die Polizei diesen Jungen rechtzeitig finden kann, um sein Leben zu retten", sagte sie der Nachrichtenagentur AP.
Die Zukunft der Geretteten ist indes unklar. Die Polizei von Leicestershire teilte mit, 14 Migranten seien unter dem Verdacht der illegalen Einreise nach Großbritannien festgenommen worden. Ahmed sei in eine Fürsorgeeinrichtung gebracht worden.
Quelle: zeit.de
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