Die massiven russischen Luftangriffe auf die Ukraine der vergangenen Tage hatten nach Einschätzung von US-Militärexperten auch ein psychologisches Ziel. Sie sollten die ukrainische Widerstandskraft schwächen und den Westen von weiterer Unterstützung abhalten. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb in seinem Lagebericht, Russland wolle dem Westen mit solchen Angriffen suggerieren, dass es den Krieg gewinnen könne. Der Westen solle davon überzeugt werden, dass die Hilfe für Kiew vergeblich und ein russischer Sieg unvermeidbar seien, hieß es in der Analyse.
Dabei sei bei dem Angriff in der Nacht auf Montag, gestützt auf Kiewer Angaben, eine Rekordzahl von 355 Kampfdrohnen und Drohnenattrappen zum Einsatz gekommen. In der Kombination von Raketen und Drohnen zählten die Attacken in den Nächten auf Sonntag und Montag zu den schwersten in mehr als drei Jahren Krieg, schrieb das Institut. Bei den Angriffen wurden mehr als ein Dutzend Menschen getötet, es gab viele Verletzte und große Schäden.
Die Angriffe folgten auf ergebnislose Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul, die auf Initiative der USA zustande gekommen waren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Kremlchef Wladimir Putin vor, dieser stelle eine Fortsetzung des Krieges über Friedensverhandlungen.
Russland produziert mehr Kampfdrohnen
Die russische Rüstungsindustrie habe den Bau von Schahed-Drohnen iranischer Bauart (russische Typenbezeichnung: Geran) gegenüber 2024 vervielfacht, schrieben die ISW-Experten. Die Fluggeräte würden auch technologisch rasch weiterentwickelt, um der ukrainischen elektronischen Flugabwehr zu entgehen. Außerdem erreichten die Drohnen mittlerweile Flughöhen bis zu 2500 Metern, wo sie von handgestützter Flugabwehr nicht zu treffen seien.
In der Nacht auf Dienstag ließen die russischen Angriffe an Heftigkeit nach. Die ukrainische Luftwaffe zählte 60 anfliegende Drohnen, von denen 43 ausgeschaltet worden seien. Beim jüngsten russischen Beschuss wurden der ukrainischen Luftwaffe zufolge zehn Menschen verletzt, darunter ein 17-Jähriger. Ziel waren demnach unter anderem Dnipropetrowsk im Osten, Cherson im Süden und Sumy im Norden.
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau wiederum meldete den Abschuss von knapp 100 ukrainischen Drohnen. Der Flugverkehr an mehreren russischen Flughäfen wurde wegen der Drohnengefahr zeitweise unterbrochen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/rts
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