F1-Revolution soll Rennsonntag in Monaco retten

  23 Mai 2025    Gelesen: 67
  F1-Revolution soll Rennsonntag in Monaco retten

Seit Jahrzehnten rasen Formel-1-Boliden durch Monaco, durch die engen Straßen des Fürstentums. Überholen ist dort allerdings schwierig, was das Qualifying besonders wichtig und das Rennen eher ereignisarm werden lässt. Eine neue Regel soll das ändern.

Der Große Preis von Monaco hat ein unübersehbares Problem. Wenn die Lichter der Startampel am Sonntag ausgehen, ist der aufregendste Teil des Wochenendes längst vorbei. Weil es nahezu unmöglich ist, in den engen Straßen des Fürstentums zu überholen, fallen die wichtigsten Entscheidungen bereits am Samstag im Qualifying. Das zeigte sich besonders eindrücklich im vergangenen Jahr: Die Top 10 kamen exakt in der Reihenfolge ins Ziel, in der sie 78 Runden zuvor aus der Startaufstellung losgefahren waren.

Auch dahinter gab es kaum nennenswerte Rennaction, aber immerhin drei Überholmanöver. Das reichte, um zu verhindern, dass der Grand Prix an der Mittelmeerküste zum dritten Mal nach 2003 und 2021 ohne einen einzigen Überholvorgang endete. Wer sich jetzt fragt, wie oft dieser Fall in bisher 1132 Formel-1-Rennen eingetreten ist: fünfmal. Und alljährlich ist in Monaco eine neue Prozession zu befürchten, weil der Platz im Steuerparadies so arg begrenzt ist.

Auf der Suche nach Lösungen hat sich die Formel 1 deshalb für den diesjährigen Besuch im nach der Vatikanstadt zweitkleinsten Staat der Welt eine Sonderregel auferlegt. Eine kleine Revolution herbeigeführt. "Mit der primären Absicht, das sportliche Spektakel zu verbessern", wie es bei der offiziellen Verkündung hieß: Im Grand Prix am Sonntag (15 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de) muss jeder Fahrer mindestens drei verschiedene Reifensätze aufziehen lassen. Damit weicht die Formel 1 von ihrer sonst geltenden Regel ab, die den Einsatz zwei verschiedener Reifentypen vorschreibt.

Overcut, Undercut und harte Strafen

Damit die neue Regel auch umgesetzt wird, ist ihre Missachtung mit empfindlichen Strafen bewährt. Wer das Rennen beendet, ohne die drei Reifensätze eingesetzt zu haben, wird disqualifiziert. Bei einem vorzeitigen Rennabbruch gibt es pro nicht eingesetztem Reifensatz eine 30-Sekunden-Strafe, also maximal 60 Sekunden.

"Um das Geschehen unberechenbarer zu machen", schreibt das Mercedes-Team in seiner Erklärung der neuen Abläufe: "Das Ziel ist es, die Strategie stärker ins Spiel zu bringen." Denn jeder Boxenstopp bietet die Chance, mit einem Undercut Plätze gutzumachen. Also früher zu stoppen als die Konkurrenz, um mit frischeren Reifen Zeit gutzumachen und vorn zu sein, wenn auch die anderen gestoppt haben. Das Gegenteil ist der Overcut, also länger zu fahren in der Hoffnung, trotz älterer Reifen vor der Konkurrenz zu bleiben und sich anschließend besser verteidigen oder gar Vorsprung gewinnen zu können.

Espresso für den Teamchef und Langeweile im Cockpit

Gerade weil Überholen nahezu unmöglich ist, zählt "Track Position" im Fürstentum so viel wie auf kaum einer anderen Strecke: "Aus strategischer Sicht war es in Monaco idealerweise so, dass du nach vorn gekommen und dort geblieben bist", wird Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin in der Mitteilung der Silberpfeile zitiert: "Die neue Regel reduziert auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit, dass Teams ihre Reifen schonen, um bis zum Ende fahren zu können."

So wie im vergangenen Jahr, als die Top 10 nach einem Startunfall und daraus folgender Rennunterbrechung früh die Reifen wechselten und anschließend mit gedrosseltem Tempo als Prozession ihre Runden drehten. Teamchef Toto Wolff hatte währenddessen Zeit, sich "einen Joghurt und einen Espresso zu holen", weil so wenig passierte: "Das habe ich noch nie gemacht." Weltmeister Max Verstappen lobte zwar das Wochenende in Monaco als "wirklich cool" und die Szenerie zwischen Hafenbecken auf der einen Seite und Alpen auf der anderen als "großartig", beschrieb die Rennen aber auch als "leider ein bisschen langweilig".

Ob die Mini-Revolution daran etwas ändert, muss der Praxistest zeigen. Die engen Straßen von Monaco sind immer auch für Unfälle und Unterbrechungen gut - und die Vorgabe umfasst nur Reifensätze, keine Boxenstopps. Auch Reifenwechsel während Roter Flaggen würden also zählen, wenn alle Autos in der Boxengasse aufgereiht auf den Restart warten. Dann ließe sich die neue Regel erfüllen, ohne dass sich an den Platzierungen etwas ändert. Dann wäre die Initiative verpufft. Und die Diskussion einmal mehr angefacht, die seit Jahren wegen der monotonen Grand-Prix-Sonntage und trotz der Verlängerung des Vertrags bis 2031 immer wieder aufflackert: das Formel-1-Aus für den Traditionskurs.

Quelle: ntv.de


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