Lawrow erteilt Verhandlungen im Vatikan eine Absage

  23 Mai 2025    Gelesen: 67
  Lawrow erteilt Verhandlungen im Vatikan eine Absage

Die Bemühungen um Verhandlungen um eine Waffenruhe in der Ukraine gestalten sich zäh wie Kaugummi. Die Initiative von US-Präsident Trump, sie im Vatikan stattfinden zu lassen, begrüßt Papst Leo XIV. selbst. Laut russischem Außenminister Lawrow spricht allerdings ein "gewichtiges" Argument dagegen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sieht den Vatikan nicht als passenden Ort für neue Verhandlungen über eine Beendigung des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine. Diese Variante sei nicht realistisch, sagte Lawrow auf einer Konferenz in Moskau. "Stellen Sie sich den Vatikan als Verhandlungsort vor. Es ist etwas unelegant, wenn orthodoxe Länder auf einer katholischen Plattform Fragen diskutieren, die die Beseitigung der Ursachen des Konflikts betreffen", sagte Lawrow.

US-Präsident Donald Trump hatte den Vatikan am Montag nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin als Verhandlungsort ins Gespräch gebracht, was in Moskau bisher kaum öffentlich kommentiert wurde. Es werde jetzt viel "fantasiert", wann und wo ein neues Treffen von Vertretern Russlands und der Ukraine organisiert werden könne, sagte Lawrow.

Der Minister warf Kiew vor, die ukrainisch-orthodoxe Kirche vernichten zu wollen. "Ich denke, es wäre für den Vatikan selbst nicht sehr angenehm, unter diesen Umständen Delegationen aus zwei orthodoxen Ländern zu empfangen", sagte der Minister. Papst Leo XIV. hatte sich allerdings offen gezeigt, Verhandlungen im Vatikan stattfinden zu lassen. Zudem ist unklar, warum Verhandlungen in der Türkei wiederum für die russische Delegation keine Schwierigkeit darstellten.

Peskow: Weder Verhandlungsort noch Zeit

Dort hatte es vergangene Woche erstmals seit 2022 wieder direkte Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew gegeben. Bei den Gesprächen in Istanbul wurde auch eine neue Verhandlungsrunde vereinbart - allerdings ohne Zeitrahmen und ohne Einigung auf einen Ort. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte nun, dass bisher weder Ort noch Termin festgelegt seien für die nächsten Gespräche.

Nach russischen Angaben wird in Moskau an dem von Putin vorgeschlagenen Memorandum für eine mögliche Beilegung des Konflikts gearbeitet. Die Absichtserklärung, in der auch die Ursachen des Konflikts benannt werden sollen, sei in einem fortgeschrittenen Stadium und werde dann der Ukraine übergeben, sagte Lawrow.

Putin hat erklärt, dass das Memorandum Grundlage für ein mögliches späteres Friedensabkommen zwischen Moskau und Kiew werden könne. Dazu sagte Lawrow, für Russland sei eine wichtige Frage, wer auf ukrainischer Seite unterschreibe. Aus Moskauer Sicht seien Wahlen in der Ukraine die "optimale Variante" für eine Legitimation einer solchen Vereinbarung. In der Ukraine darf nach geltendem Recht unter Kriegsbedingungen aber nicht gewählt werden.

Putin entsendet "zahnlose" Diplomaten

Es drängt sich der Eindruck auf, als suche Moskau erneut nach einem Grund, warum zeitnahe und ernsthafte Verhandlungen über eine Waffenruhe nicht stattfinden können. Zu den Gesprächen in Istanbul entsandte Wladimir Putin eine drittrangige Gruppe von Diplomaten, die über keinerlei Prokura verfügten, um etwas entscheiden zu können.

Zudem erklärte US-Präsident Trump in einem Gespräch mit zahlreichen europäischen Staats- und Regierungschefs Anfang der Woche, dass Russland derzeit kein Interesse daran habe, den Krieg beenden zu wollen. Experten sagen, dass Russland zwar langsam, aber allmählich mehr Territorium der Ukraine besetzt und daher eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld und nicht in der Diplomatie sucht.

Nicht von ungefähr kommen daher Signale, die USA würden sich schrittweise aus den Verhandlungen zurückziehen. Die US-Regierung hat womöglich eingesehen, dass sie mit ihrem öffentlich geäußerten Ziel, den Ukraine-Krieg so schnell wie möglich zu beenden, keinen Erfolg haben wird. Aus diesem Grund wird nun der Blick auf die beiden Kriegsparteien und die Europäer gelenkt. So hatte der US-Präsident nach seinem Telefonat mit Putin am Montag vor Reportern gesagt: "Das ist nicht mein Krieg". "Wir haben uns in etwas verstrickt, in das wir nicht hätten hineingezogen werden dürfen", so der US-Präsident weiter.

Quelle: ntv.de, als/dpa


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