Der Grund für jene Irritation ist schnell erklärt: Wegen der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen wäre den bisherigen Gepflogenheiten zufolge viel eher mit einer Konferenz auf US-amerikanischem Boden zu rechnen gewesen. Die vorherigen drei Treffen fanden allesamt bereits in Europa statt: Im Jahr 2013 zogen sich die Bilderberger ins britische Watford zurück, 2014 folgte die dänische Hauptstadt Kopenhagen, im vergangenen Jahr tagte die Weltelite dann in Telfs-Buchen, Österreich. Dem üblichen Schema folgend wären nun wieder die USA an der Reihe gewesen.
So machte bereits die Vermutung die Runde, man werde sich im Jahr 2016 erneut in Chantilly bei Washington treffen. Das Westfields Marriott Hotel diente den Bilderbergern bereits mehrfach als Tagungsort. Nun sieht alles also ganz anders aus, Deutschland rückt in den Fokus.
Auch die etablierten Medien können sich mittlerweile nicht mehr davor drücken, zumindest verhalten über Bilderberg zu berichten. Andernfalls wäre die Glaubwürdigkeit komplett dahin. Trotzdem wird das Thema in den großen TV-Nachrichten weiterhin totgeschwiegen oder aber verharmlost. Diesmal wird das sicher nicht anders sein.
Mittlerweile bestätigte auch das Bundesinnenministerium: Die Tagung findet vom 9. bis 12. Juni in Dresden statt. Außerdem drang aus Teilnehmerkreisen durch, dass sich die Bilderberger im luxuriösen Kempinski-Hotel Taschenbergpalais nahe der Semper-Oper versammeln werden.
Tatsächlich liefert eine Online-Anfrage zu verfügbaren Zimmern für den betreffenden Zeitraum die Auskunft: »Es tut uns leid, aber für die gewünschten Reisedaten sind keine Zimmer frei. Bitte geben Sie Alternativtermine ein und versuchen Sie es noch einmal.«
Also die typische Information, wenn Bilderberg tagt – natürlich wird das gesamte Hotel von der Gruppe reserviert und für diese Zeitspanne zur absoluten Sperrzone erklärt.
Auch die offizielle Internetpräsenz bestätigt mittlerweile den aktuellen Tagungsort für diese bereits 64. Bilderberg-Konferenz. Eine Teilnehmerliste steht allerdings noch aus.
Wie immer werden auch an dieser hoch kontrovers diskutierten Konferenz weit über 100 führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien teilnehmen. Sämtliche Gespräche finden nach wie vor unter völligem Ausschluss der Öffentlichkeit und abseits jeglichen Protokolls statt.
Niemand erfährt, welche Absprachen auf diesen »informellen Tagungen« getroffen werden.
Offiziell findet hier keine aktive Politik statt, angeblich werden keine Entscheidungen gefällt.
Doch das glatte Gegenteil ist der Fall. Hier stellen Globalisierer die Weichen für die Welt, legen den künftigen großen Kurs fest. Und für den Rest der Welt gilt freilich: »Wir müssen draußen bleiben!« Von Demokratie keine Spur.
Der Tagungsort Dresden dürfte der örtlichen Polizei und Sicherheitskräften einiges abverlangen. Und natürlich bietet er ein Novum: Im Jahr 2016 werden sich die Bilderberger somit erstmals auf dem Territorium des ehemaligen Ostblocks treffen.
Der Tradition von Bilderberg folgend eröffnet der Regierungschef des Gastgeberlandes die Konferenz. Angela Merkel wird wohl diese Aufgabe übernehmen, genau wie im Jahr 2005 Gerhard Schröder im bayerischen Rottach-Egern.
Bekanntlich wurde Angela Merkel damals wenige Monate nach der Konferenz in ihr hohes Amt berufen und zur ersten deutschen Bundeskanzlerin ernannt.
Wenn der »Geheimclub der Mächtigen« dieses Jahr nicht in den USA tagt, sondern in Deutschland, hat das natürlich mehr oder minder »gute« Gründe.
Auch von Bilderberg dürfte die Bundeskanzlerin nun einigen Druck abbekommen. Nicht zu vergessen, voraussichtlich im Herbst 2017 ist wieder Bundestagswahl – wenn sie nicht vorgezogen wird.
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