FC Bayern reist mit Hoeneß in die Hölle

  14 April 2016    Gelesen: 448
FC Bayern reist mit Hoeneß in die Hölle
Der FC Bayern München muss in der Fußball-Champions-League die deutsche Ehre retten. Um die "Mission possible" am Tejo zu erfüllen, setzt der Rekordmeister am Abend gegen Benfica Lissabon auf einen pfiffigen Kniff und auf das "Jonas-Vakuum".
Worum geht`s?

Wir könnten jetzt sagen: Um das Halbfinale der Fußball-Champions-League. Das ist ja nicht falsch. Aber es geht doch um so viel mehr für die Bayern heute Abend gegen Benfica Lissabon (ab 20.45 Uhr im n-tv.de-Liveticker), nämlich um Trainer Josep Guardiola. Präzisieren wir noch um ein wenig: Es geht um das Siegel, welches am 30. Juni auf die Akte der katalanischer Dreijahres-Ära gepresst werden wird. Denn es ist ja so: Ex-Präsident Uli Hoeneß hatte vor nicht allzu langer Zeit gesagt, dass sich Guardiola im Sommer unbedingt mit dem Triple aus München in Richtung Manchester verabschieden wolle. Matthias Sammer hatte daraufhin beinah empört erklärt, dass niemand im Verein vom Triple spreche. Das wiederum konterte Guardiola mit den Worten: "Alle Personen beim FC Bayern München wollen das Triple gewinnen." Und: "Wenn wir nicht das Triple gewinnen, ist meine Aufgabe nicht geschafft." Verkürzt heißt das: Der deutsche Rekordmeister muss die Königsklasse gewinnen, sonst ist das Projekt Star-Trainer beim Star-Verein gescheitert. Also komme jetzt bitte niemand daher und behaupte, es gehe nur um so was Banales wie ein Halbfinale.

Wie ist die Ausgangslage?

Auch wenn`s komisch klingt, kümmern wir uns jetzt doch kurz um das Banale. Heute Abend ist Rückspiel. Das bedeutet: Ein Hinspiel gab`s bereits. Das war vergangene Woche. Die Bayern zelebrierten 109 Sekunden titelreifen Champions-League-Fußball, um danach 5280 Sekunden (ohne Nachspielzeit) ziemlich kreativlos über den Rasen der Allianz-Arena zu rumpeln. Im Ergebnis machte das ein wackeliges 1:0. Was der bayerische Vorstandschef, Karl-Heinz Rummenigge, folgendermaßen bewertet: "Das ist zwar kein Ruhekissen, aber auch kein Ergebnis, dass wir die Hosen voll haben müssten." Das sieht Bayerns Außenverteidiger Juan Bernat offenbar etwas anders. Der erwartet, wie Fußballer nunmal so sind, nichts weniger als "Krieg" im Estadio da Luz. Und die Befürchtung des kleinen Spaniers wird aus Portugal tüchtig befeuert. Die Gastgeber versprechen den Bayern im mit 66.000 fanatischen Zuschauern prall gefüllten roten Tempel nicht weniger als ein "Inferno".

Wie ist der FC Bayern München drauf?

Tja, wir stellen Fragen, was? Gucken wir uns, ganz einfach, erstmal nur die Ergebnisse an, dann erkennen wir ohne Zweifel: Die Bayern sind guardiolasch-super-super drauf. Seit dem 2. März, seit der sensationellen Heimpleite gegen den FSV Mainz 05 (1:2), gab`s nur noch einen Punktverlust – beim langweiligen 0:0 in Dortmund. Ansonsten: alles gewonnen. Und verdammt wenig Gegentore kassiert. Nämlich drei. Zwei beim wundersamen Kraftakt gegen Juventus Turin im Achtelfinale der Champions League und eins gegen den VfB Stuttgart. Klingt unterm Strich ziemlich überzeugend. War`s allerdings eher selten. Und damit sind wir der Krux der aufgeworfenen Frage. Die Bayern gewinnen zwar, hinterlassen aber stets den Eindruck, dass ihr Spiel mehr von Schwermut, als von der lange gezeigten Leichtigkeit getragen wird. Das sieht Matthias Sammer nun wirklich ganz anders: "Es darf nicht den Hauch eines Ansatzes von Kritik geben, das hat die Mannschaft nicht verdient", erklärt der Verbalgrätscher, um dann, und jetzt ganz genau mitlesen, Folgendes noch loszuwerden. Sammer rät Neuer, Lahm, Müller und Co., wieder mehr "Lust, Gier und Freude" am eigenen Spiel zu suchen und "nicht darüber nachzudenken, was passieren, sondern was man erreichen kann". Er vermisse den "letzten Funken absoluter Begeisterung, das Miteinander und das sich gegenseitig Helfen". Ähmm ja, keine Kritik und so, wir verstehen schon.

Was macht Benfica Lissabon?

Neben infernalen Ankündigungen (siehe oben) vor allem Elfmeterschießen trainieren. Das ist clever. Denn zum Showdown vom Punkt fehlt Benfica ja gerade mal ein Tor. Damit das fällt, will Trainer Rui Vitória sein Team furchtlos stürmen lassen. "Wir müssen in der Offensive viel riskieren, hinten aber organisiert spielen", sagt der Coach, um sich dafür dann direkt bei den Bayern zu entschuldigen: "Wir respektieren den Gegner, aber das ist einfach unsere Art, Fußball zu spielen: Wir kämpfen stets, um zu gewinnen." Verrückte Portugiesen. Die müssen bei der Hinspiel-Revanche möglicherweise auf zwei ihrer Besten verzichten. Klar ist, dass Stürmer Jonas nach seiner Gelbsperre aus dem Hinspiel fehlen wird. Das ist besonders bitter, hat der Toptorjäger in diesem Jahr doch bereits 18 Tore in 18 Pflichtspielen erzielt hat. Wer das "Jonas-Vakuum" füllt? Unklar. Einen adäquaten Ersatz gibt`s im Kader nicht. Noch bitterer könnte es für die Lissaboner Offensive werden, sollte der angeschlagene Spielmacher Nicolás Gaitán ebenfalls nicht auflaufen können. Sein Einsatz soll sich ganz kurzfristig entscheiden.

Was gibt es sonst noch?

Der FC Bayern München hat einen Halbfinal-Garanten im Verein. Er heißt: Josep Guardiola. Sechsmal war er als Trainer mit dem FC Barcelona und dem FC Bayern in der Champions League dabei, sechsmal erreichte er das Halbfinale. Nur Alex Ferguson, Carlo Ancelotti (je 7) und Jose Mourinho (8) waren häufiger in der Runde der besten Vier vertreten. Bei wie vielen Halbfinalspielen der Bayern Uli Hoeneß schon dabei war, wissen wir nicht. Er vermutlich auch nicht. Was wir aber wissen: Er ist zumindest heute dabei, um sich die nächste Teilnahme zu sichern. Seine Anwesenheit soll für die Münchener ein gutes Omen sein. Denn letztmals gewannen die Münchner ein Auswärtsspiel in der K.o.-Runde von Europas Topliga im Februar 2014, als Hoeneß vor seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zum bis dato letzten Mal dabei war. Damals gab es ein 2:0 beim FC Arsenal. "Wenn so ein Mann wie Uli Hoeneß, der jahrelang den Verein geprägt hat, wieder dabei ist, ist es etwas Schönes. Wir freuen uns, dass er dabei ist", sagt Kapitän Lahm, der mit seinem Königsklassen-Einsatz Nummer 103 mit Oliver Kahn als bislang am häufigsten eingesetzter deutscher Spieler in der Königsklasse gleichziehen würde.

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