Feuer frei für die Öko-Rakete!

  14 April 2016    Gelesen: 1145
Feuer frei für die Öko-Rakete!
Kerzenwachs als Treibstoff: Diese umweltfreundliche Alternative testen Bremer Studenten gerade. Verfolgen Sie den dritten Startversuch ihrer Rakete hier im Live-Stream.
Eine umweltfreundliche Rakete, schadstoffarm und ohne Explosionsgefahr, das ist die Vision einer Gruppe Bremer Studenten. Dieser Tage testet das Team ihren mit Paraffin angetriebenen Prototypen, die Rakete Zephyr, in Nordschweden.

Vom Weltraumbahnhof Esrange in Kiruna soll sie abheben. Schafft sie es, sich sechs Minuten in der Luft zu halten und dabei vier bis acht Kilometer hoch zu fliegen, ist das Experiment geglückt. Wenn alles gut läuft. Bereits zweimal musste der Start verschoben werden.

Heute, am 14. April, startet der dritte Versuch zwischen 7 und 10 Uhr deutscher Zeit. Hier können Sie den Startversuch live verfolgen:

Der erste Startversuch musste am Dienstag wegen schlechten Wetters abgebrochen werden. Auch im zweiten Anlauf am Mittwoch wurde der Countdown gestoppt, weil es zu windig war. Als die Uhr dann wieder in Gang gesetzt wurde, lief die Betankung der Rakete nicht nach Plan. Erneuter Stop. Nun also der nächste Versuch.

Was das besondere an dieser Rakete ist? Das fängt schon beim Antrieb an, denn Zephyr nutzt Paraffin als Treibstoff, also einen Stoff, den wir aus Kerzenwachs kennen. In Kombination mit flüssigem Sauerstoff soll der dann genügend Schubkraft und Energie freisetzen, um eine 80 Kilogramm schwere und 3,8 Meter lange Forschungsrakete mit Schallgeschwindigkeit auf mindestens vier Kilometer Höhe zu bringen. Der "Öko-Raketenantrieb der Zukunft", sind sich die Studenten der Uni Bremen sicher. Soweit die Theorie. Ob die Rakete den Praxistest besteht, wird sich zeigen.
Keine Explosionsgefahr

Paraffin hat im Vergleich zu den herkömmlichen Antriebsstoffen in der Raumfahrt einen großen Vorteil: Die Explosionsgefahr ist faktisch nicht vorhanden. Trotzdem könne der Stoff ungeahnte Kräfte entwickeln. Zwar wurden dem Treibstoff noch kleinere Zusatzstoffe wie Palmöl beigemischt. "Aber im Grundsatz handelt es sich zu 99 Prozent um ganz normales Wachs von Kerzen", sagt Projektleiter Peter Rickmers, der sich schon seit einigen Tagen tief im verschneiten Kiruna befindet.

Im Fokus des Raketenprojekts stand der ausgeklügelte Hybridantrieb, der von Grund auf neu konzipiert wurde. 30 Triebwerkstests mussten absolviert werden. Das Zephyr-Team stellte die Schubdüsen aus einer Mischung von Baumwolle und Harz her, setzte einen 3-D-Drucker ein, um die Kosten der Bauteile gering zu halten und fertigte teure Sauerstoffventile selbst an. Der Fallschirm, der die Rakete nach dem Flug wieder sicher zur Erde bringen soll, stammt aus dem Outdoor-Freizeitbereich.

30 bis 40 Studentinnen und Studenten arbeiteten an dem Projekt, das über das Stern-Programm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gesponsert wurde. "Das erste Ziel des Projekts war Ausbildung", beschreibt Rickmers den Ansatz, der am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm) der Uni Bremen forscht.
Dieses Unterfangen gilt unabhängig vom Ausgang des Raketenprogramms schon jetzt als gelungen: Mehr als 35 Bachelor- und Masterarbeiten seien im Rahmen des Zephyr-Projektes entstanden.

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