Lexus RZ 300e - erster reiner Stromer der Marke

  13 März 2025    Gelesen: 67
  Lexus RZ 300e - erster reiner Stromer der Marke

Lexus hat mit dem RZ sein erstes rein elektrisches Modell im Angebot. Das Fahrzeug überzeugt mit typischen Lexus-Tugenden, mit edlem Ambiente und hoher Verarbeitungsqualität. Allerdings sind Reichweite und Ladeperformance nur Mittelmaß.

Mit dem RZ hat Lexus seit 2023 seine bisher einzige rein elektrisch angetriebene Baureihe im Programm. Technisch handelt es sich beim geräumigen 4,91-Meter-Fünftürer um das Schwestermodell des Toyota bZ4X. Und wie den Konzernbruder erlebt man den RZ als angenehmes und vielseitig talentiertes Alltagsauto mit außerdem vornehmen Manieren. Und wie beim Toyota-Pendant muss man im Praxiseinsatz feststellen: Hinsichtlich Reichweite und Ladeperformance ist beim RZ noch Luft nach oben.

Die enge Verwandtschaft zum bZ4X sieht man dem RZ auf den ersten Blick nicht an. Die Front mit dem Diablo-Grill und ein für Lexus typisches Sickenspiel verleihen dem Crossover eine noblere Aura. Während der bZ4X auf Jeans und Sweatshirt setzt, trägt sein feiner Bruder Sportsakko und Oberhemd. In der Hauseinfahrt wird man mit einem RZ jedenfalls von Nachbarn mehr neugierige Blicke als mit seinem zweieiigen Toyota-Zwilling ernten.

Schon edel, aber nicht überall

Auch innen wird der RZ dem Premiumanspruch von Lexus gerecht. Die Oberflächen und Materialien sind schicker und wertiger, das Design großzügiger und eleganter. Rechts neben dem prächtigen Lenkrad befindet sich der glasklare 14-Zoll-Infotainment-Touchscreen, den man von anderen Modellen der Premiummarke her kennt. Wie es sich gehört, lassen sich Smartphones mit dem vernetzten System per Bluetooth koppeln. Um allerdings Apps per Android Auto auf den Touchscreen zu zaubern, ist noch eine umständliche Kabelverbindung zwischen Smartphone und Bordsystem erforderlich.

Und wenn man etwas genauer schaut, wirkt der Lexus-Überzug nicht in jeder Ecke und aus jedem Blickwinkel so edel, wie man es von dieser Marke eigentlich erwarten darf. Nur ein Beispiel: Das 7 Zoll kleine Display im Kombiinstrument mag im Cockpit eines Fiat 500e formatfüllend sein, doch mutiert der Screen hier zum Mäusekino.

Wiederum großes Kino bietet der RZ in puncto Platzangebot. Der Einstieg fällt dank leicht erhöhter Karosserie selbst ungelenkeren Zeitgenossen leicht, der Entfaltungsspielraum ist auf beiden Sitzreihen, auch dank der Abwesenheit eines Kardantunnels, vorzüglich. Der 522 Liter große Kofferraum wächst bei Bedarf auf 1450 Liter Fassungsvermögen. Unter dem Kofferraumboden ist ein zusätzliches, 58 Liter großes Staufach, in das sich problemlos AC-Ladekabel und das Notladegerät verstecken lassen.

Ausschließlich elektrisch

Der RZ fährt allein und alternativlos mit Strom. Und damit passt das Antriebssystem eigentlich sehr gut zu einer Marke, deren Modelle sich zumeist durch souveränen und zugleich flüsterleisen Vortrieb auszeichnen. Bereits der einmotorige und damit frontgetriebene 300e stellt 150 kW/204 PS und 266 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung - alternativ gibt es den zweimotorigen 450e. Nahezu laut- und gefühlt fast mühelos zieht der Zweitonner in 8 Sekunden auf Tempo 100.

Auch bei Zwischenspurts macht der Japaner eine gute Figur. Zumindest bis 160 km/h, denn ab hier wird den Vortriebsfreuden ein Riegel vorgeschoben. Wer nur gelegentlich auf der linken Spur unterwegs ist und sich nicht über drängelnde Hintermänner ärgert, wird gut damit leben können. Zumal der RZ als entspannter Gleiter zugleich noch den Abstand zum Vordermann automatisch regeln und ihn in der Spur halten kann. Auch dank niedriger Windgeräusche und dem kommoden Fahrwerk handelt es sich um ein angenehmes Langstreckenauto.

Kein Kilometerfresser

Allerdings fehlt dem Japaner reichweitentechnisch das Zeug zum Kilometerfresser. Laut WLTP sollen die immerhin 71 kWh Speicherkapazität für rund 480 Kilometer reichen, doch praktisch schrumpft der Autobahn-Aktionsradius deutlich. Ladepausen legt man in der Regel schon früher ein, da man das Risiko, mit leerem Akku zu stranden, klein halten will. Auch weil in keiner Situation die Reichweitenprognose des Bordcomputers verlässlich erscheint, denn selbst bei sehr gleichmäßiger Fahrweise ist diese immer optimistischer im Vergleich zu dem, was am Ende übrigbleibt. Obwohl wir die meiste Zeit den Tempomat auf moderate 120 km/h gesetzt hatten, stieg der Verbrauch im Autobahnbetrieb bei frostigen Temperaturen auf über 26 kWh. Laut Hersteller beträgt der Normverbrauch 14,9 kWh.

Auch die Ladeperformance verspricht laut Datenblatt mehr als sich praktisch abrufen lässt. Bei einem Zwischenstopp mit einem noch mehr als zur Hälfte gefülltem Akku haben wir an einem 300-kW-Lader in 58 Minuten lediglich 11,6 kWh nachgetankt. Die beste Performance gab es, als wir an einem 300-kW-Lader mit etwas über 10 Prozent Akkustand andockten. Zwischenzeitlich stieg dabei die Ladekurve auf über 90 kW, im Schnitt waren es 67 kW. In 36 Minuten sind so 40 kW in die Akkus geflossen. Damit kann man in der heutigen E-Auto-Welt jedenfalls keinen Pokal mehr gewinnen. Außerdem fehlt dem RZ eine für Ladestopps taugliche Routenplanung im Navi als auch ein Feedback-Display während des Ladevorgangs.

Fremdeln mit der Elektromobilität

Unterm Strich sind es gleich mehrere Punkte, die das Gefühl vermitteln, Toyota würde weiterhin mit der batterieelektrischen Mobilität fremdeln. Die Japaner hatten ja auch lange Zeit gute Gründe, auf die Wasserstoffzukunft zu setzen. Mit ihrem wasserstoffelektrischen Stromer Mirai haben sie jedenfalls bewiesen, wie es reichweitentechnisch besser ginge. Doch mittlerweile scheint sicher, dass das zunehmend bezahlbarere E-Auto mit Batteriespeicher das Rennen macht.

Apropos Preis: Rund 55.600 Euro ruft Lexus für den RZ 300e auf, der alternativ zu Preisen ab rund 68.000 Euro auch in der Allradversion 450e zu haben ist. Der Aufpreis zum Toyota-Pendant ist hoch und lohnt sich vor allem für Autofahrer, die auf edles Ambiente und höchste Verarbeitungsqualität Wert legen.

Lexus RZ 300e - technische Daten

Fünftüriger Elektro-SUV mit Allradantrieb

Länge: 4,91 Meter, Breite: 1,90 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,85 Meter.

Ein Drehstromsynchronmotor, Leistung: 150 kW/204 PS, max. Drehmoment 266 Nm, einstufiges Reduktionsgetriebe, Vorderradantrieb, Batteriekapazität: 71,4 kWh, Reichweite: 479 km, Ladeleistung: AC 11 kW, DC 150 kW

Vmax: 160 km/h, 0-100 km/h: 8,0 s

Durchschnittsverbrauch: 14,9 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Testverbrauch: 24 kWh/100 km

Preis: ab 55.590 Euro

Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x


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