Verteidigungsminister Gallant: Bodenoffensive wird kommen

  11 Oktober 2023    Gelesen: 555
  Verteidigungsminister Gallant: Bodenoffensive wird kommen

Hunderttausende israelische Soldaten werden mobilisiert, um in den Gazastreifen einzumarschieren. Während Experten eine lange und sehr gefährliche Bodenoffensive erwarten, bestätigt der israelische Verteidigungsminister den Plan bereits.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hat bestätigt, den Krieg gegen die Hamas mit einer Bodenoffensive ausweiten zu wollen. "Wir haben die Offensive aus der Luft begonnen, später werden wir auch vom Boden aus vorgehen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben das Gebiet seit dem zweiten Tag unter Kontrolle und sind in der Offensive. Sie wird sich nur noch verstärken. Die Hamas wollte eine Veränderung und sie wird sie bekommen. Was in Gaza war, wird es nicht mehr geben."

Für eine zeitnahe Bodenoffensive gibt es weitere Anzeichen. Die israelische Armee hatte binnen 72 Stunden rund 360.000 Reservisten mobilisiert - die größte Mobilisierung in der Geschichte des Landes. An der Grenze richtete das Militär seinen Angaben zufolge auch eine "Infrastruktur für künftige Operationen" ein.

Der Militärexperte Carlo Masala rechnet mit einer "langen und sehr gefährlichen" Bodenoffensive im Nahen Osten. "Die israelische Regierung hat die Marschroute ausgegeben, der Hamas politisch und militärisch das Rückgrat zu brechen", betonte Masala. Ein Vormarsch würde in urbanem Gelände stattfinden. "Das gehört mit zu den schwierigsten und kompliziertesten Operationsarten." Die Situation für die verschleppten Geiseln sei generell hochgefährlich. "Bei einer laufenden Bodenoffensive wird sie noch gefährlicher", sagte Masala den "Funke"-Zeitungen. Irgendwo in Gaza hält die Hamas etwa 150 Geiseln gefangen, die sie am Samstag bei ihrem brutalen Überfall aus Israel verschleppte.

Tunnelsystem könnte Probleme bereiten

Nicht nur die engen Gassen sind schwieriges Terrain für einen Militäreinsatz. Unter der Erde liegt ein weitverzweigtes Netz von Tunneln. Hunderte unterirdische Gänge wurden unter der 14 Kilometer langen Grenze zwischen Gaza und dem ägyptischen Sinai gegraben, um Kämpfer, Waffen und Waren zu schmuggeln. Viele wurden zerstört. Doch seit 2014 hat die Hamas auch innerhalb des Gazastreifens Tunnel angelegt, teilweise in bis zu 40 Metern Tiefe.

Die israelische Armee überblickt nur Teile des Tunnelsystems, das nicht nur als Versteck für Kämpfer, sondern auch für Raketenwerferbatterien dient. Die Hamas hingegen "kennt ihre Tunnel in- und auswendig", sagt Colin Clarke, Forschungsleiter am New Yorker Thinktank Soufan Center. "Einige davon sind wahrscheinlich mit Sprengfallen versehen. Die Vorbereitung auf einen Kampf in einem solchen Gebiet würde umfassende Geheimdienstinformationen erfordern, die die Israelis vielleicht nicht haben."

Die Hamas hätte mit ihrer Kenntnis des Terrains einen großen taktischen Vorteil. Andererseits könnten die Tunnel auch zur Falle für die Kämpfer werden, wenn es der israelischen Armee gelingt, sie zu lokalisieren, sagt Grinberg und verweist auf die Möglichkeit, mit Robotern in die unterirdischen Gänge einzudringen.

Ein Einmarsch in Gaza würde die israelischen Soldaten zum Nahkampf zwingen, Panzer können hier nicht viel ausrichten. Andrew Galer, ein ehemaliger britischer Offizier, der jetzt als Analyst für den privaten Dienst Janes arbeitet, spricht von einem "360-Grad-Schlachtfeld, in dem die Bedrohung überall lauert", auf den Dächern genauso wie in der Kanalisation.

Haus für Haus müsse gesichert werden, überall könnten Sprengsätze lauern. In dieser Situation zwischen Zivilisten und feindlichen Kämpfern zu unterscheiden ist schwierig. Auch die Gefahr, die eigenen Soldaten zu treffen, sei groß, warnt Galer.

Quelle: ntv.de, mba/AFP


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