Flüchtlingsboot kentert im Mittelmeer

  19 April 2016    Gelesen: 731
Flüchtlingsboot kentert im Mittelmeer
Auf der Überfahrt von Ägypten nach Italien kentert ein Flüchtlingsboot mit Hunderten Menschen an Bord: Nur 29 Flüchtlinge können lebend aus dem Meer geborgen werden. Die Tragödie wirft ein Schlaglicht auf die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.
Im Mittelmeer sind nach Angaben von Italiens Präsident Sergio Mattarella mehrere Hundert Menschen bei einem Unglück mit einem Flüchtlingsboot gestorben. Das Boot habe offenbar in Ägypten abgelegt und war auf dem Weg nach Italien gekentert, hieß es. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte diese Angaben am Rande des EU-Außenministertreffens in Luxemburg. Nach seinen Informationen seien bei dem Versuch einer Überfahrt über 300 Menschen umgekommen. Die italienische Küstenwache hatte auf Anfrage zunächst erklärt, sie wisse von einem solchen Unglück nichts.

Der britische Sender "BBC Arabic" hatte zuerst über die Tragödie berichtet und sich auf die Aussagen von drei Augenzeugen berufen. Dem Bericht zufolge hat die somalische Botschaft in Ägypten den Vorfall ebenfalls bestätigt. Unter den Opfern sollen vor allem Flüchtlinge aus Somalia, Äthiopien und Eritrea gewesen sein - darunter auch viele Kinder. Nur 29 Menschen sollen lebend aus dem Meer geborgen worden sein.

Es ist nicht das erste Mal, das Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben kommen. Erst vor etwa einem Jahr waren bei einem weiteren Schiffsunglück 700 Menschen gestorben. Im Oktober 2013 kamen 400 Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa ums Leben.

EU-Mission "Sophia" vor libyscher Küste?

Seitdem die Balkanroute dicht ist, konzentrieren sich Schlepperbanden wieder auf die Route von Libyen und Ägypten übers Mittelmeer nach Italien. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres haben sich mehr als 16.000 Migranten auf die gefährliche Überfahrt gemacht. Das sind etwa 6000 mehr als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Allein in Libyen warten derzeit Hunderttausende weitere Flüchtlinge auf die Abfahrt mit einem der zumeist völlig überfüllten Schlepperboote.

Derweil verhandelt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Luxemburg darüber, ob der EU-Mittelmeereinsatz vor Libyen in absehbarer Zeit ausgeweitet wird. Es sei "keine Frage", dass "in Zukunft mehr notwendig" sein werde, so Steinmeier. Die im vergangenen Sommer gestartete EU-Mission "Sophia" dient zwar der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer, ist aber auf die Überwachung der Gewässer außerhalb des libyschen Hoheitsgebiets beschränkt. Die beteiligten Streitkräfte dürfen auch Boote anhalten, durchsuchen und beschlagnahmen. Das Mandat muss Ende Juni erneuert werden. Insbesondere Frankreich und Großbritannien drängen auf eine Ausweitung der Befugnisse.



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