Die schwarze Versuchung

  19 April 2016    Gelesen: 578
Die schwarze Versuchung
Öl ist günstig wie lange nicht. Wer jetzt kauft, muss doch bald horrende Gewinne einstreichen – oder?
Öl ist ein geheimnisvoller Stoff: Es ist tiefschwarz und hat doch über Jahre die Augen von Produzenten zum Leuchten gebracht. Obwohl er endlich ist, fiel sein Preis an den Weltbörsen innerhalb von zwei Jahren von über 100 auf 30 Dollar. Ohne ihn würde die Weltwirtschaft zum Stillstand kommen – und doch wollte ihn zuletzt kaum jemand haben.

So geheimnisvoll der Stoff ist, so verwirrt sind die Anleger: Es klingt doch logisch, dass der Preis nicht dauerhaft niedrig bleiben kann, angesichts des immer noch weiter steigenden Ölverbrauchs der Welt. Oder nicht?

Um es mit einem Satz zu sagen: Man weiß es nicht. Noch am Jahresende 2015 sahen viele Analysten den Kurs über kurz oder lang wieder auf bis zu 65 oder 75 Dollar steigen. Im Mittel, so ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters, rechneten sie für 2016 mit einem Ölpreis von 57 Dollar pro Barrel. Inzwischen aber fürchten Analysten der Investmenthäuser Morgan Stanley und Goldman Sachs sogar an einen Preisverfall bis auf 20 Dollar. Noch pessimistischer sind die Royal Bank of Scotland und die britische Bank Standard Chartered, die einen Absturz bis auf zehn Dollar für möglich halten. Vor allem wenn die Wachstumsschwäche in China anhält, könnte der Ölpreis erst mal niedrig bleiben. Zumal die Produzenten alle Öl fördern, was das Zeug hält, vor allem die Staaten im arabischen Raum, die der Opec angehören, der Organisation der Erdöl exportierenden Länder. Deswegen sind die Lager weltweit bis zum Rand gefüllt.

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