Der frühere Staatschef war mit stehendem Applaus und "Fidel, Fidel"-Rufen von den über 1000 Delegierten und Gästen empfangen worden, wie auf Bildern des Staatsfernsehens zu sehen war. "Bald werde ich 90 Jahre alt", sagte er, gekleidet in einen Trainingsanzug von Adidas. "Bald werde ich sein wie der Rest. Für uns alle kommt der Zeitpunkt."
Der charismatische Fidel Castro regierte den Karibikstaat fast ein halbes Jahrhundert lang nach dem Sieg der Revolution von 1959. Unter seiner Führung wurde auf Kuba ein Einparteiensystem nach sowjetischem Vorbild aufgebaut. 2006 musste er krankheitsbedingt die Macht an seinen Bruder Raúl abgeben. Seitdem ist der früher allgegenwärtige "Máximo Líder" nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen.
Der letzte Auftritt der alten Garde
Seinem Bruder, dem jetzigem Staatschef Raúl Castro, dankte Fidel für dessen "ausgezeichnete Mühen" an der Spitze des Landes. Der 84-jährige Raúl hatte während des Kongresses eine Obergrenze von 70 Jahren für die Führungsgarde gefordert, sich dann aber für eine zweite, fünfjährige Amtszeit als Vorsitzender der Kommunistischen Partei bestätigen lassen. Sein Vorschlag gelte für die Zukunft, sagte er. Dabei deutete auch Raúl seine Sterblichkeit an. "Dieser Kongress wird der letzte sein, der von der historischen Generation geführt wird", sagte er.
Auch Raúls Stellvertreter, der 85-jährige Hardliner José Ramón Machado Ventura, wird seinen Posten behalten. Beobachter werten das Ergebnis des Parteitags als eindeutiges Signal, dass die alten politischen Eliten trotz der Annäherung an die USA und der wirtschaftlichen Öffnung des Landes die Führung nicht aufgeben wollen. Eine Ablösung Castros war zwar nicht erwartet worden, es war aber spekuliert worden, dass der 85-jährige Machado Ventura von einem jüngeren Kandidaten ersetzt werden könnte. Er gilt als Gegner einiger weitreichenden Reformen Castros und wurde sogar vom Präsidenten selbst als zu rigide kritisiert.
Erst 2021 wird der Kongress erneut zusammenkommen. Raúl Castro will jedoch schon 2018 vom Amt des Präsidenten zurücktreten. Ob er dann weiter im Hintergrund die Fäden als Parteivorsitzender spinnen will oder auch von diesem Posten zurücktritt, ist noch unklar.
Quelle : welt.de
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