Drei weitere Terrorverdächtige kommen in U-Haft

  25 März 2024    Gelesen: 681
 Drei weitere Terrorverdächtige kommen in U-Haft

Mindestens 137 Menschen sterben beim Anschlag in der Crocus City Hall bei Moskau. Vier Männer, die um sich geschossen haben sollen, sitzen bereits in U-Haft - mit deutlichen Folterspuren. Nun verhängt die Justiz Haftbefehle gegen drei weitere Verdächtige.

Nach dem tödlichen Terroranschlag auf die Besucher einer Konzerthalle bei Moskau hat die russische Justiz Untersuchungshaft gegen drei weitere Beteiligte verhängt. Das Basmanny-Bezirksgericht der russischen Hauptstadt traf diese Entscheidung am Nachmittag, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Einer der drei Männer, Dilowar Islomow, soll Medienberichten zufolge der Besitzer des Autos sein, mit dem die Schützen nach dem Anschlag den Tatort verließen. Damit befinden sich nun sieben Terrorverdächtige in Untersuchungshaft, unter ihnen die vier mutmaßlichen Todesschützen.

Bei dem Anschlag hatten vier Männer das Feuer auf die Besucher der Crocus City Hall eröffnet und anschließend die Konzerthalle in Brand gesetzt. Dabei starben mindestens 137 Menschen, die Gesamtzahl der Verletzten wurde mit 182 angegeben. Insgesamt waren nach dem Anschlag am vergangenen Freitag elf Verdächtige festgenommen worden.

Die vier mutmaßlichen Haupttäter waren schon am Sonntagabend vor dem Haftrichter erschienen. Dabei waren an ihren Körpern Verletzungen zu erkennen, die auf Folter durch russische Sicherheitskräfte hindeuten. Einer der Männer konnte nicht mehr selbst laufen und verlor laut Berichten zwischenzeitlich immer wieder das Bewusstsein. In sozialen Netzwerken kursierten schon zuvor Videos, die zeigen sollen, wie die mutmaßlichen Attentäter gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde.

Menschenrechtler prangern Folter von Verdächtigen an

Menschenrechtler verurteilten die Folter der Tatverdächtigen. "Die Antwort auf Barbarei darf nicht Barbarei sein", teilte die russische Vereinigung "Komanda protiw pytok" (deutsch: Team gegen Folter) mit. Gewalt und Schikane wirkten sich zudem äußerst negativ auf die Ermittlungen aus, betonten die Aktivisten: "Wir haben immer gesagt und werden immer sagen, dass der Wert von Beweisen, die Sicherheitskräfte durch Folter erreichen, kritisch niedrig ist. Anstelle der Wahrheit sagt ein Mensch meist das, was diese Folter stoppen oder zumindest unterbrechen kann." Erzwungene Geständnisse könnte die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.

Das Quälen von Häftlingen erhöhe auch die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, führten die russischen Menschenrechtler von "Komanda protiw pytok" aus. In Russland, wo Repressionen insbesondere seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren stetig zunehmen, wird der Organisation zufolge immer wieder gefoltert - meist jedoch hinter verschlossenen Türen. "Dieses Mal wurden wir nicht nur Zeugen eines monströsen Terroranschlags, sondern auch öffentlicher Folter. Das ist eine Methode, um Menschen durch Angst zu lähmen und die gesamte Gesellschaft zu indirekten Gewaltopfern zu machen."

Den Anschlag am vergangenen Freitag hat bereits mehrfach die Terrormiliz Islamischer Staat für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Die russische Propaganda versucht indes, einen angeblichen Zusammenhang zur Ukraine herzustellen, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Beweise für diese Behauptung gibt es aber keine. Die ukrainische Führung hat die Vorwürfe zudem strikt zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa


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