Die Frau, die ohne Seife, Deo und Shampoo lebt

  22 April 2016    Gelesen: 820
Die Frau, die ohne Seife, Deo und Shampoo lebt
An ihre Haut lässt sie nur Wasser und Dinge, die sie auch essen kann: Wie die Berliner Bloggerin Jenny lernte, mit fettigen Haaren zu leben – und warum sie nur einmal im Monat Unterwäsche trägt.
Sie hat nichts drauf und nichts drunter. Sie putzt sich selten die Zähne, und auch die Haare werden höchstens einmal die Woche gewaschen. Deos, Shampoos oder Seife gibt es bei ihr genauso wenig wie Unterwäsche.

Seit knapp drei Jahren befindet sich Jenny mit Freund Can und zwei Fahrrädern auf Weltreise. Mittlerweile sind sie in Peru angekommen, und die gebürtige Berlinerin hat für sich einen neuen Lebensstil entdeckt. Wenn sie sich wäscht, dann nur mit Wasser, und auf Haut und Haare kommen nur Dinge, die sie auch essen würde. Ihr Körper soll der Natur so nah wie möglich sein. "Mein Leitspruch, der mich zu den wundervollsten Erkenntnissen führt: Wie hat es die Natur denn gemeint? Und da wird klar: Es muss auch ohne gehen."

Ab dem ersten Tag ihrer Fahrradweltreise hat die 28-Jährige dem Haarshampoo abgeschworen. Am Anfang war das gar nicht so leicht. Ihre Haare wurden unerträglich fettig, doch sie hielt durch und rät den Lesern ihres Blogs, die Haare anfangs mit Wasser und Zitronensaft zu waschen. Später dann nur noch mit Wasser.

Ein Leben ohne Unterwäsche

Wer das sechs bis acht Wochen durchhält, schaffe es schließlich, dass das Haar einen natürlichen Talgfilm entwickle und man höchstens einmal die Woche Haare waschen müsse. Darauf gebracht hat sie ihr Freund Can. Als sie ihn kennenlernte, wusch er sich schon lange nur noch mit Wasser die Haare. Seine Haarpracht hat Jenny schließlich überzeugt. Doch bei den Haaren ist noch lange nicht Schluss.

Weltenbummlerin Jenny hat ihre gesamte Körperpflege umgestellt und verwendet nur noch Naturprodukte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie schwört auf gesunde Ernährung in Form von veganer Rohkost. Vegane Rohkostler essen keine Produkte, die von Tieren stammen, also weder Fleisch noch Honig oder Milch. Sie ernähren sich von Biofrüchten und -gemüse, allerdings darf das Gemüse nicht denaturiert, also nicht gekocht werden.

Neben Früchten und Gemüse gibt es noch Hülsenfrüchte, Samen, Salate und Kräuter auf dem Speiseplan. Jenny erklärt, wer sich richtig ernährt, also viel Bioobst und -gemüse zu sich nimmt, der brauche all die verschiedenen Pflegeprodukte, die es überall zu kaufen gibt, überhaupt nicht. Das gilt auch für Zahnpasta.

Innere Seelenpflege statt Eyeliner und Lippenstift

Seit ihrer Lebensumstellung putzt sich die Berlinerin nicht einmal mehr regelmäßig die Zähne. Mundgeruch oder schlechte Zähne habe sie trotzdem nicht. Die Zunge sei frei von Belag, und ihre Zähne fühlen sich tagelang glatt und sauber an. Sie begründet das wieder mit der veganen Ernährung. Dadurch würde nur das in Magen, Darm und Mund herumkreuchen, was dort auch hingehöre. Sogar ihr Zahnarzt sei von der Veränderung ihrer Mundhygiene begeistert, berichtet sie in ihrem Blog. Falls sie dann doch mal die Zähne putzt, dann nur mit Wasser oder einer Lakritzwurzel.

Desto näher der Körper wieder dem natürlichen Zustand sei, also ohne Make-up, Hautcremes, Parfüms, Haartönungen oder Ohrringe und Piercings, desto gesünder und robuster werde er mit der Zeit. Sie ist froh, das ewige Retuschieren endlich los zu sein. "Das weibliche ,schick machen` drückt sich jetzt eher darin aus, ein bisschen innere Seelenpflege zu betreiben. Wie gehe ich mit anderen um, wie viel lächle ich aus wirklicher innerer Freude, wie gesund bin ich", erklärt Jenny.

Daher verzichtet sie auch auf das Tragen von Unterwäsche, die nur einenge. Unten ohne sei der Körper frei und naturverbunden, "wie beim Barfußlaufen".

Keine Chemie in der "Erdbeerwoche"

Nur in ihrer "Erdbeerwoche" trägt sie ein Höschen, "um ein Tüchlein einzulegen". Tampons und Binden lehnt sie ab, viel zu viele chemische Stoffe seien da drin. Sie zieht die "freie Menstruation" vor. Das brauche zwar etwas Übung, aber könne man die Blutungen erst mal kontrollieren, wäre das alles gar kein Problem mehr.

Auch Sonnencreme kommt der Berlinerin auf keinen Fall auf die Haut. Das sei reines Gift. Wenn die Haut erst mal frei von allem Künstlichen sei und ihre Selbstheilungskräfte aktivieren könne, dann gäbe es auch schon bald keinen Sonnenbrand mehr. Zudem sollte man ja bei zu viel Hitze ohnehin die Sonne meiden.

Wo wir schon bei Sonne und Schwitzen sind – was heute zum kosmetischen Pflichtprogramm jeder Frau gehört, kommt bei Jenny auf keinen Fall vor. Die Rasur von Beinen und Achseln. Die Haut behalte so ihren natürlichen Schutzfilm, und außerdem gebe es ja keine Fremdstoffe (beispielsweise aufgenommen von Deos oder Rasierschaum), die der Körper ausschwitzen könnte.

Sie stinkt nur, wenn sie Stress hat

Sollte Jenny dennoch mal wegen Stress schwitzen, kann es doch noch zu ein paar unangenehmen Gerüchen kommen. Die wiederum schützen angeblich wunderbar vor Mücken.

Das morgendliche Waschen fällt ebenfalls meistens weg. "Sich morgens putzen zu müssen kommt daher, dass der Körper nachts entgiftet. Wenn es nichts zu entgiften gibt, wacht man auf wie frisch gemalt", sagt Jenny.

Die Berlinerin ist mit ihrem neuen Lebensstil offenbar sehr zufrieden. Was auf den ersten Blick unhygienisch wirkt, scheint (zumindest teilweise) zu funktionieren. Allerdings nur, wenn man sich an die entsprechende Ernährung hält: vegane Rohkost, Jennys Erfolgsgeheimnis. Ansonsten könnte das mit der natürlichen und gesunden Haut und den kräftigen Haaren schwierig werden.

Quelle : welt.de

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