In Abwasserproben im Gazastreifen sollen Spuren des Poliovirus nachgewiesen worden sein. Die Auswertung der Proben sei mit dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF koordiniert worden, teilte das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Küstengebiets mit. Es warnte vor einer "Gesundheitskatastrophe", da sich das Virus über das Abwasser in Zeltlagern für durch den Gaza-Krieg vertriebene Familien ausbreite.
Medienberichten zufolge gab das israelische Gesundheitsministerium ebenfalls an, das Poliovirus Typ 2 in Abwasserproben nachgewiesen zu haben. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO habe Ähnliches festgestellt. Ärzte befürchten außerdem, dass ein Cholera-Ausbruch ohne dramatische Veränderungen der Lebensbedingungen im Gazastreifen immer wahrscheinlicher wird.
Polio ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem bei Kleinkindern dauerhafte Lähmungen hervorrufen und zum Tod führen kann. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Die Krankheit ist im Zuge von Impfkampagnen in den meisten Ländern der Welt ausgerottet worden. Laut dem Robert-Koch-Institut wurden die letzten beiden in Deutschland importierten Fälle 1992 festgestellt.
Hunderttausende Palästinenser haben in überfüllten und unhygienischen Gebieten im südlichen und zentralen Gazastreifen Zuflucht gesucht, die von Ärzten als Brutstätten für Krankheiten bezeichnet werden - vor allem, wenn die Temperaturen im Sommer in die Höhe schnellen. Die Entdeckung von Spuren des Poliovirus bringe Tausende in Gefahr, an Polio zu erkranken, erklärte das Hamas-Ministerium und forderte ein Ende des Krieges, die Lieferung von sauberem Wasser und die Instandsetzung des Abwassersystems in Gebieten, in denen Binnenflüchtlinge Zuflucht gesucht haben.
Quelle: ntv.de, ses/AP/dpa
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