Ein Mausvirus könnte zur Wunderwaffe gegen Covid-19 werden: Forscher am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) haben einen neuartigen Impfstoff entwickelt, der bei Versuchen mit Tieren eine anhaltende Immunantwort über längere Zeiträume zeigte, wie das HZI mitteilte. Bisherige Corona-Impfstoffe haben den Nachteil, dass ihre anfängliche Schutzwirkung schnell nachlässt, weshalb wiederholte Booster-Impfungen nötig sind.
Das Besondere an dem neuen Impfstoff: Er nutzt ein tierisches Virus als Transportmittel (Vektor), genauer gesagt ein bei Mäusen vorkommendes Zytomegalievirus, das dem Menschen nicht schadet. Dieses Virus transportiert Erbgut des Coronavirus in den menschlichen Körper und in seine Zellen. Dadurch lernt das Immunsystem, das Coronavirus zu erkennen und zu bekämpfen. Ein Mensch ist dann geimpft.
In einer Studie konnte bei Versuchen an Tieren gezeigt werden, dass die Schutzwirkung über einen Zeitraum von sechs Monaten nach der Impfung stabil bleibt. Erkennbar war das an einer stabil hohen Konzentration von Antikörpern im Blut der Tiere. Ergebnisse eines an der Studie beteiligten Forscherteams in Kroatien deuten darauf hin, dass die Schutzwirkung sogar noch länger vorhält.
Was ist der Grund der langen Wirkung?
Der Schlüssel zur Langzeitwirkung könnte in der Verwendung des Tiervirus liegen, vermuten die Forscher. Zytomegalieviren suchen sich in ihrem Wirt Nischen, wo sie lange Zeit untätig im Ruhemodus verharren. Erst, wenn die Immunabwehr schwächelt, würden sie wieder aktiv. Da der Mensch jedoch nicht der passende Wirt ist, stimulieren die tierischen Viren durch ihre Aktivierungsversuche das menschliche Immunsystem über längere Zeit. Die Impfwirkung bleibt dadurch erhalten.
Der neue Impfstoff soll auch gegen Varianten von Corona wirksam sein. Obwohl in ihm lediglich Erbgut von frühen SARS-CoV-2-Varianten zum Einsatz kam, bildete das Immunsystem später auch Antikörper gegen spätere Varianten, wie etwa Omikron. Dies könnte auf einen Immunmechanismus zurückzuführen sein, der die Treffsicherheit gegen mutierte Viren erhöht.
Impfstoff-Kombi gegen Grippe denkbar
Durch die Nutzung von tierischen Vektorviren wollen die Forscher Bedenken zerstreuen, dass die Viren im Impfstoff gefährlich sein könnten. "Menschliche Viren, die als Vektoren genutzt werden, müssen tatsächlich erst entschärft werden", heißt es in der HZI-Mitteilung. Das verwendete Zytomegalievirus jedoch könne man so verwenden, wie es ist. Es infiziere zwar Mäuse, im Menschen jedoch könne es sich nicht vermehren, erläutern zwei der Erstautoren der Studie, Kristin Metzdorf und Henning Jacobsen.
Die Forschung am Impfstoff soll weitergehen. Die Wissenschaftler sehen noch weiteres Potenzial. So könnten theoretisch verschiedene Gene eines Erregers in das Vektorvirus eingefügt werden, um die Impfwirkung gegen Varianten zu erhöhen. Auch Kombinationsimpfstoffe, die gleichzeitig vor Covid-19 und Grippe schützen, wären denkbar.
Quelle: ntv.de, kst
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