Sonnenstürme könnten dreimal so stark werden wie bisher

  28 Auqust 2024    Gelesen: 547
  Sonnenstürme könnten dreimal so stark werden wie bisher

Die Sonne beschenkt uns in diesem Jahr mit Polarlichtern, die in unerwarteten Regionen sichtbar sind. Welche Kräfte stecken hinter diesem spektakulären Phänomen und welche Gefahren könnten sie mit sich bringen? Wir haben beim Astrophysiker Bothmer von der Uni Göttingen nachgefragt.

In diesem Jahr konnten wir besonders häufig Polarlichter beobachten, die sogar in unseren Breitengraden zu sehen waren. Der Grund dafür sind starke Sonnenstürme, die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Diese Polarlichter entstehen durch die Interaktion der geladenen Teilchen des Sonnenwinds mit dem Erdmagnetfeld.

Die Zunahme der Polarlichter in letzter Zeit ist nicht überraschend, denn die Sonne befindet sich gerade auf dem Höhepunkt ihres Zyklus. Der Astrophysiker Volker Bothmer merkt dazu an: "Die Sonne ist aktiver als im Zyklus zuvor." Ein Sonnenzyklus dauert etwa 11 Jahre und durchläuft Phasen von Minimum- bis Maximumaktivität. Während des Maximums treten vermehrt Sonnenflecken, Flares und koronale Massenauswürfe auf, die das Weltraumwetter beeinflussen und das Risiko für Sonnenstürme erhöhen.

Gefahr von extremen Sonnenstürmen

Auch wenn bisher keine Rekordwerte gemessen wurden, liegen die aktuellen Werte des Sonnenzyklus 25 bereits über denen des vorherigen Zyklus. "Und wie stark das noch wird, weiß man nicht", sagt Bothmer. In den Zyklen 21 bis 23 war die Sonnenaktivität jedoch deutlich höher. Diese Zyklen brachten auch mehrere extreme Sonnenstürme hervor, die Geschwindigkeiten von bis zu 2000 Kilometern pro Sekunde (7,2 Millionen km/h) erreichten. Zum Vergleich: Typischerweise bewegen sich solche Stürme mit Geschwindigkeiten zwischen 250 und 1000 Kilometern pro Sekunde.

Zum Glück liegt die Erde nur selten im direkten Weg solcher extremen Sonnenstürme, was die Gefahr für beschädigte Satelliten oder Stromausfälle gering hält. Ein bekanntes Beispiel für die Auswirkungen eines Sonnensturms ist der Stromausfall im kanadischen Quebec im Jahr 1989, der durch einen geomagnetischen Sturm verursacht wurde. "Pro Zyklus gibt es ein bis vier solcher extremen Ereignisse", erklärt Bothmer. "Zuletzt erlebten wir das im Mai dieses Jahres."

Polarlichter bis nach Deutschland

Im Mai kam es zu einem der stärksten Sonnenstürme der letzten Jahrhunderte, der am 11. Mai seinen Höhepunkt erreichte. Dieser geomagnetische Sturm der höchsten Stufe G5 hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Erde und sorgte für Polarlichter, die bis in die Karibik und Florida sichtbar waren. Dieser Sonnensturm wurde sogar mit dem Carrington-Ereignis von 1859 verglichen, dem stärksten jemals aufgezeichneten Sonnensturm.

Doch das könnte erst der Anfang sein, warnt Bothmer: "Sonnenstürme können sogar zwei- bis dreimal so stark werden wie das Carrington-Ereignis." Bei rund 10.000 Sonnenstürmen pro Zyklus kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch extremere Ereignisse auftreten. Die NASA und andere Raumfahrtagenturen nutzen Satelliten wie das Solar and Heliospheric Observatory (SOHO), um Sonnenstürme zu beobachten und frühzeitig Warnungen auszugeben.

Sonnenstürme können nicht nur Polarlichter verursachen, sondern auch ernste Auswirkungen auf verschiedene Technologien haben. Satelliten, GPS-Systeme, Stromnetze und Kommunikationssysteme könnten gestört werden.

Auch für Astronauten stellen Sonnenstürme eine Gefahr dar, da die erhöhte Strahlung ihre Gesundheit im Weltraum gefährden kann. Daher ist die Beobachtung der Sonnenaktivität für geplante Raumfahrtmissionen von entscheidender Bedeutung. Sonnenstürme haben aber auch einen praktischen Nutzen: "Sonnenstürme sorgen dafür, dass kleinerer Weltraumschrott verglüht", erklärt der Astrophysiker.

Dieser Text wurde zuerst bei wetter.de veröffentlicht.

Quelle: ntv.de


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