Özdemir will Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden

  25 Oktober 2024    Gelesen: 598
  Özdemir will Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden

Er ist seit vielen Jahren Gesicht der Bundespartei, will es nun aber in seinem Heimatbundesland wissen: Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir tritt 2026 als Spitzenkandidat seiner Partei in Baden-Württemberg an. Seine Aufgabe ist gewaltig.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir tritt bei der baden-württembergischen Landtagswahl im Frühjahr 2026 als Spitzenkandidat der Grünen an. Der grüne Spitzenpolitiker veröffentlichte auf seinem Instagram-Kanal ein kurzes Video. Darin kommt der 58-Jährige offenbar in sein Büro und fragte Mitarbeiterinnen, ob "es schon da sei". Die bejahen. Gemeint ist ein kleines Paket. Das öffnet Özdemir. Darin befindet sich ein T-Shirt mit dem Aufdruck: "Cem 2026", wobei die Null als Ö (für Özdemir) dargestellt wird. In die Kamera sagt Özdemir dann: "Jetzt kann's losgehen". Auch auf seiner Website hat er mittlerweile eine entsprechende Erklärung veröffentlicht.

Überraschend ist das nicht. Özdemir wurde schon länger als gesetzt angesehen. Er soll bei einem Wahlsieg der Grünen auf Winfried Kretschmann folgen. Der 76-jährige Landesvater hatte schon vor längerem angekündigt, nach drei Wahlperioden nicht mehr antreten zu wollen. Laut SWR sind viele Grüne im Südwesten des Landes froh, dass das monate- oder gar jahrelange Versteckspiel ein Ende hat. Er habe jahrelange politische Erfahrung und gehöre, wie Kretschmann, zum Realo-Flügel der Partei.

Nun hat sich der Bundeslandwirtschaftsminister entschieden: Özdemir will der Bundespolitik nach mehreren Jahrzehnten adé sagen und bei der Landtagswahl im Frühjahr 2026 den drohenden Machtverlust für die Grünen verhindern. Allerdings steht es um die Chancen des Grünen-Politikers derzeit eher schlecht. Die Ökopartei sackt auch in Baden-Württemberg in den Umfragen seit geraumer Zeit deutlich ab.

Die Grünen im Ländle, die bei der Landtagswahl 2021 mit 32,6 Prozent noch einen Rekord hinlegten, liegen in Umfragen derzeit nur bei 18 Prozent. Der kleine Koalitionspartner CDU mit dem jungen Vorsitzenden Manuel Hagel liegt dagegen bei 34 Prozent. Damit liegt die Landespartei zwar noch deutlich über dem Bundesschnitt - wo sie laut Forsa derzeit nur auf 11 Prozent kommt. Bei der Europawahl mussten die Grünen teils heftige Verluste in allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs hinnehmen. Daher ist die Partei auch in Baden-Württemberg besorgt. Die Hoffnung ruht daher auf Özdemir.

Özdemir wurde im schwäbischen Bad Urach geboren. Er ist der berühmte Sohn türkischer Eltern, die Anfang der 60er Jahre nach Deutschland kamen, sich hier kennenlernten und in Bad Urach (Kreis Reutlingen) niederließen. Nach der Mittleren Reife und einer Ausbildung zum Erzieher studierte Özdemir Sozialpädagogik. Seit 1981 ist er Mitglied der Grünen. 1994 zog er in den Bundestag ein, als erster Abgeordneter mit türkischen Wurzeln.

Auf Ärger um dienstlich gesammelte, aber privat genutzte Bonusmeilen und einen Privatkredit folgte ab 2002 eine bundespolitische Auszeit in den USA und Brüssel. Von 2004 bis 2008 war Özdemir Mitglied im EU-Parlament. Von 2008 bis 2018 war er Bundesvorsitzender seiner Partei. Seit 2013 sitzt er wieder im Bundestag, 2021 holte er im Wahlkreis Stuttgart I mit 40 Prozent der Erststimmen das Direktmandat. Im Dezember 2021 wurde er Bundeslandwirtschaftsminister.

Quelle: ntv.de, als/dpa


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