Migrationsforscher sieht Möglichkeit für "historischen Wendepunkt" der Flüchtlingssituation

  09 Dezember 2024    Gelesen: 297
  Migrationsforscher sieht Möglichkeit für "historischen Wendepunkt" der Flüchtlingssituation

Tausende Exil-Syrer feiern am Sonntag den Sturz des Assad-Regimes auf den Straßen deutscher Städte. Können sie in absehbarer Zukunft in ihr Heimatland zurückkehren? Aus der CSU werden solche Überlegungen schon geäußert, der Grüne Hofreiter hält davon nichts.

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hat der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter davor gewarnt, die Linie gegenüber syrischen Flüchtlingen in Deutschland zu verändern. "Es ist vollkommen unklar, wie es jetzt in Syrien weitergeht", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Überlegungen, nach dem Sturz von Assad unsere Migrationspolitik zu verändern und härter gegen syrische Geflüchtete vorzugehen, sind völlig fehl am Platz." Der demokratische Prozess müsse nun mit aller Kraft vorangebracht werden, fuhr Hofreiter fort. Zuallererst müssten dabei die Rechte von Minderheiten in Syrien sichergestellt sein.

Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz hatte in der "Rheinischen Post" den Stopp der weiteren Aufnahme syrischer Flüchtlinge gefordert. "Wir haben in den letzten Jahren unsere humanitären Verpflichtungen übererfüllt", sagte die CSU-Politikerin. Sollte es irgendwann zu einer Befriedung in Syrien kommen, entfalle für viele Syrer auch "die Schutzbedürftigkeit und damit der Grund für ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland".

Knaus: Stabilisierung muss Ziel der Außenpolitik sein

Der Migrationsforscher Gerald Knaus sah nach dem Sturz von Assad derweil die Chance auf Entspannung in der Flüchtlingssituation. "Mittelfristig - sollte Stabilität hergestellt werden - könnte das für die gesamte Flüchtlingssituation, auch in Europa, ein historischer Wendepunkt sein", sagte er dem "stern". "Syrische Flüchtlinge in den Nachbarländern haben sofort die Chance zu sehen, ob es in ihrer Heimat wieder sicher ist. Ist das so, werden auch Asylanträge in Deutschland und anderen europäischen Ländern zurückgehen", fuhr er fort.

Nach seiner Einschätzung könnten sich die Entwicklungen in Syrien auch auf die Politik in Deutschland auswirken. "Wenn sich Syrien stabilisiert, könnte das auch unsere Politik dramatisch und positiv verändern", sagte Knaus. "Sollte sich die Zahl syrischer Asylanträge 2025 schnell verringern, würde extrem gefährlichen Kräften das Wasser abgegraben - der AfD hierzulande, der FPÖ in Österreich." Daher müsse das Thema der Stabilisierung Syriens "absoluten Vorrang" haben, auch was die außenpolitischen Anstrengungen angehe.

Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet zeigte sich skeptisch, ob es für das Land nun wirklich aufwärts geht. "Die Kräfte, die das jetzt sind, ob die wirklich am Ende einen Staat schaffen, wo Frauenrechte, wo Freiheit für Menschen garantiert ist, da muss noch viel passieren", sagte er in der ARD-Sendung "Caren Miosga". Laschet betonte betonte ebenfalls die Verantwortung Europas, Syrien in der Ära nach Assad zu unterstützen. "Ich wünsche alles irgendwie Gute für das syrische Volk", sagte er in der ARD-Sendung "Caren Miosga". "Aber zu sagen, jetzt gibt's in Syrien sicher eine gute Zukunft, die Russen sind geschlagen und der Assad ist weg, da würde ich vor warnen." Im schlimmsten Fall drohten neue Flüchtlingsbewegungen, auch nach Europa.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa


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