"Dänemark könnte bald Zölle von Trump abbekommen"

  28 Januar 2025    Gelesen: 217
  "Dänemark könnte bald Zölle von Trump abbekommen"

Donald Trump hat Kolumbien mit Strafzöllen erpresst. Laut dem Ökonom Holger Görg könnte das Beispiel Schule machen. "Alle können sich jetzt auf die USA berufen", sagt der IfW-Experte. Trump könnte als Nächstes wegen Grönland einen EU-Staat ins Visier nehmen.

Herr Görg, kurz sah es so aus, als würde Kolumbien gegen Trump Widerstand leisten. Es wollte seine eigenen Landsleute zunächst nicht zurücknehmen, nachdem der US-Präsident sie per Militärflugzeug zurückgeschickt hatte. Als er dann aber mit bis zu 50 Prozent Zöllen drohte, knickte die kolumbianische Regierung ein. Was zeigt uns das?

Holger Görg: Es zeigt ganz klar, dass Donald Trump die Handelspolitik für andere nationale Interessen einsetzt. Das gab es früher auch, aber dieses rabiate Vorgehen ist schon sehr ungewöhnlich. Trump nutzt ein Ungleichgewicht aus: Ein Viertel des kolumbianischen Handels ist mit den USA verbunden. Aber für die USA selbst ist Kolumbien unwichtig – wenn Kolumbien mit Gegenzöllen droht, interessiert das Trump nicht.

In anderen Worten: Trumps Methode funktioniert.

So wird er das wahrscheinlich sehen. Erst mal hat er nur mit Zöllen gedroht, noch hat er nichts umgesetzt, was die Regeln der internationalen Handelsordnung brechen würde. Aber allein, dass er laut über Zölle nachdenkt, hat schon einen Effekt. Insofern wird er sich bestätigt sehen, dass diese Drohungen eine Methode sind, seine Politik durchzusetzen.

Mit Trump wird Erpressung in den Maßnahmenkatalog der Großmächte aufgenommen. Läuft das jetzt immer so?

Ich würde es tatsächlich auch Erpressung nennen – und es öffnet die Tür für alle anderen Länder. Wenn zum Beispiel China gegen Taiwan oder Staaten in Afrika so vorgeht, hätte man in der Vergangenheit sagen können, das verstößt gegen die Handelsordnung. Dieses Argument ist jetzt weg, alle können sich jetzt auf die USA berufen. Die internationale Handelsordnung war schon lange am Schlafen. Wenn dieses Vorgehen jetzt Schule macht, haben wir das Recht des Stärkeren. Dann wäre die Handelsordnung komplett tot.

Wofür müssen wir uns in Europa wappnen?

Nehmen wir mal an, Trump versucht das Gleiche mit Grönland und erhebt hohe Zölle auf alle Exporte aus Dänemark. Da muss die EU als Ganzes reagieren, das darf kein dänisch-amerikanischer Konflikt sein. Wenn wir gemeinsam auftreten, haben wir eine ganz andere Marktmacht. Aber bisher ist nicht klar, ob die EU das machen würde.

In Europa gibt es mit Viktor Orbán in Ungarn, Giorgia Meloni in Italien und wohl bald auch Herbert Kickl in Österreich einige rechte Politiker, die mit Trump sympathisieren. Ist es realistisch, dass die EU geeint auftritt?

Meine Einschätzung - vielleicht auch mehr Hoffnung - ist, dass sich die EU dann doch zusammenraufen würde. Erstmal würde ja die EU-Kommission handeln, die auch in einem gewissen Rahmen Zölle setzen darf. Aber bei den Ländern ist der Fall nicht so klar: Da kann es durchaus sein, dass sich Ungarn und Italien gegen eine gemeinsame Linie aussprechen.

Sollte die EU vorsorglich mit Zöllen oder Sanktionen drohen, damit Trump gar nicht erst auf diese Idee kommt?

Normalerweise würde ich sagen: nein. Man sollte nicht anlasslos böses Blut erzeugen. Aber Trump scheint ja so zu denken und auch nur so was zu verstehen. Da ist es tatsächlich ratsam, solche Maßnahmen auf EU-Ebene mal durchsickern zu lassen oder zumindest zu diskutieren - auch, um eine Verhandlungsbasis zu haben. Was Grönland angeht, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Dänemark bald etwas von Trump abbekommen wird. Dann müssen wir reagieren.

Die Zeichen stehen also auf Handelskrieg. Gibt es trotzdem noch Hoffnung, dass sich am Ende Recht und Ordnung durchsetzen könnten?

Ja, dafür sind aber zwei Faktoren wichtig: Zum einen muss die EU eine starke Führungsrolle übernehmen, sich zur internationalen Handelsordnung bekennen und versuchen, diese aufrechtzuerhalten. Und auf der amerikanischen Seite gibt es noch ein bisschen die Hoffnung, dass Trumps Stab und die Republikaner vielleicht doch mehr an Ordnung interessiert sind, als der Präsident es vorspielt. Dann sähe ich noch nicht ganz das Ende der internationalen Handelsordnung.

Quelle: ntv.de


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