Trumps Zölle treffen auch seine Wähler

  03 Februar 2025    Gelesen: 87
  Trumps Zölle treffen auch seine Wähler

Donald Trump ist bekennender Fan von Zöllen und setzt auch in Handelsbeziehungen auf das Recht des Stärkeren. Mit den von ihm verhängten Zöllen schadet er nicht nur dem Ausland, sondern auch den US-Amerikanern.

Donald Trump hat die ersten Zoll-Salven gegen die drei wichtigsten Handelspartner der USA abgefeuert. Der US-Präsident ist auf dem Weg, einen heftigen Handelskrieg auszulösen. Damit richtet er nicht nur massive Schäden im Ausland an, sondern auch im eigenen Land.

Zölle haben vor allem eine Folge: Sie verteuern Dinge. Das bedeutet für US-Amerikaner, dass sie mehr Geld für zahlreiche Waren ausgeben müssen. Sie können sich nun auf höhere Preise etwa für Tomaten, Avocados, Tequila und Elektrogeräte einstellen. Denn Trump hat Extra-Zölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt, die gemeinsam etwa 40 Prozent des US-Handels ausmachen. Die beiden Nachbarländer gehören zu den wichtigsten Lieferanten von Agrarprodukten in die USA, China verkauft dorthin unter anderem Maschinen und Elektronik. In China gefertigte Teile stecken in zahlreichen Geräten, beispielsweise in iPhones und Fernsehern.

Wie stark die Zölle die Preise in den USA in die Höhe treiben, lässt sich noch nicht absehen - zumal überhaupt nicht feststeht, ob Trump die Zölle bald wieder abschafft, senkt oder weiter erhöht. Derzeit sieht es allerdings danach aus, als würde er auch die EU ins Visier nehmen.

Fest steht: Zölle sorgen tendenziell für höhere Preise. Und das nicht nur, weil Importe teurer werden. Trump will mit ihnen US-Firmen vor ausländischer Konkurrenz schützen - und ermöglicht ihnen damit, auf dem Heimatmarkt höhere Preise durchzusetzen. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Trump hat die US-Wahlen auch deshalb gewonnen, weil die Bevölkerung seinem Vorgänger Joe Biden die zeitweise hohe Inflation angelastet hatte.

Kanada schlägt zurück

Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass Trumps Zölle vor allem zwei Folgen haben werden: Preise werden steigen, und die Wirtschaft wird langsamer wachsen. Die US-Zölle werden das Ausland allerdings wohl sehr viel härter treffen als die Amerikaner: Derzeit sieht es so aus, als würden sowohl Kanada als auch Mexiko in eine Rezession abrutschen. Die US-Wirtschaft hingegen würde zwar weiter wachsen, jedoch weniger stark als ohne Zölle.

All das liegt auch daran, dass die von Trumps Zöllen getroffenen Länder zurückschlagen können. China hält sich noch zurück, aber Kanada hat bereits Gegenmaßnahmen ergriffen. Die Regierung in Ottawa will zunächst Zölle auf Waren im Wert von 30 Milliarden US-Dollar verhängen, in drei Wochen sollen weitere auf Waren im Wert von 125 Milliarden US-Dollar folgen. Auch Mexiko kündigte Zölle auf US-Waren an.

Kanada verhängte zunächst Zölle etwa auf Orangensaft, Whiskey und Erdnussbutter - alles Produkte, die in US-Bundesstaaten hergestellt werden, deren Senatoren der republikanischen Partei von Trump angehören. Die Zollliste soll unter anderem auf Bier, Wein, Gemüse, Haushaltsgeräte und Möbel erweitert werden.

Trump verspricht, dass seine Zölle Jobs in der US-Industrie schaffen. Doch sogar der Vorsitzende des Unternehmer-Verbands "National Association of Manufacturers", Jay Timmons, sieht das anders: "Die Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko drohen, genau die Lieferketten zu unterbrechen, die das verarbeitende Gewerbe in den USA weltweit wettbewerbsfähiger gemacht haben." Die Auswirkungen "werden schwerwiegend sein, insbesondere für kleine und mittlere Hersteller, denen die Flexibilität und das Kapital fehlen, um schnell alternative Lieferanten zu finden oder die explodierenden Energiekosten aufzufangen".

Abkommen selbst ausgehandelt

Wegen des Freihandelsabkommens USMCA zwischen den USA, Kanada und Mexiko waren bisher kaum Aufschläge beim Warenaustausch fällig. Die Trump-Administration hatte diese Vereinbarung in Trumps erster Amtszeit selbst ausgehandelt - nachdem sie das vorherige Nafta-Abkommen aufgekündigt hatte, weil es angeblich die USA benachteiligt hatte.

Allein deshalb hat, selbst wenn sich die Krise rasch löst und die Zölle wieder zurückgenommen werden, Trump das Vertrauen in die USA erschüttert. Denn Regierungen und Unternehmen können sich nicht mehr auf abgeschlossene Verträge verlassen.

Oder wie es das von Trump geschätzte "Wall Street Journal" ausdrückt: Der US-Präsident habe den "dümmsten Handelskrieg der Geschichte" angezettelt. Nachdem Trump deswegen auf seinem Netzwerk Truth Social gegen die Zeitung austeilte, legte sie nach: Womöglich sei ihre Formulierung noch untertrieben.

Quelle: ntv.de


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