Warum Trump von Kiew Seltene Erden haben will

  04 Februar 2025    Gelesen: 63
  Warum Trump von Kiew Seltene Erden haben will

Sie heißen Neodym, Praseodym, Cerium oder Dysprosium und sind für die Wirtschaft von morgen unabdingbar: Die Metalle der Seltenen Erden sind eine Reihe von Elementen, die etwa für die Produktion von Windkraftgeneratoren oder Elektroautos gebraucht werden. Auch die US-Wirtschaft braucht sie, Präsident Donald Trump will deshalb die Militärhilfe für die Ukraine daran knüpfen, dass diese im Gegenzug Seltene Erden liefert.

Was sind Seltene Erden?

Insgesamt 17 Elemente zählen zu den Seltenen Erden. Die Eigenschaften der einzelnen Metalle unterscheiden sich, unter dem Sammelbegriff zusammengefasst werden sie, weil die Elemente häufig zusammen vorkommen. Jedes einzelne dieser Metalle hat Eigenschaften, die es für die Industrie wertvoll machen. Teils sind sie unersetzlich. Europium etwa wird für Fernsehbildschirme gebraucht, Cerium zum Polieren von Glas, Lanthan für Katalysatoren in Benzinmotoren. Aus Neodym und Dysprosium werden Magneten für Off-Shore-Windräder hergestellt. Seltene Erden finden sich auch in Drohnen, Festplatten, Elektromotoren, Teleskoplinsen, Raketen oder Jagdflugzeugen.

Sind sie wirklich selten?

Jein. Grundsätzlich kommen die meisten Seltenen Erden in der Erdkruste vergleichsweise häufig vor. In einer Bewertung aus dem Jahr 2024 schätzt das US-Institut United States Geological Survey (USGS) die weltweiten Vorkommen auf mindestens 110 Millionen Tonnen, davon 44 Millionen in China, dem bei weitem größten Produzenten der Welt. Weitere 22 Millionen Tonnen liegen demnach in Brasilien, 21 Millionen in Vietnam, zehn Millionen in Russland und sieben Millionen Tonnen in Indien. Auch in Deutschland gibt es im Norden Sachsens ein großes Vorkommen, das jedoch nicht abgebaut wird. In Europa gibt es zudem enorme, nicht erschlossene Vorkommen in Skandinavien. Die entscheidende Frage ist aber, ob sich der Abbau wirtschaftlich lohnt - denn der Aufwand und die Folgekosten für die Umwelt sind hoch.

Was macht die Produktion so schwierig?

Seltene Erden sind in der Regel in Verbindungen in Erzschichten enthalten. Problematisch ist die Gewinnung der Seltenen Erden in möglichst reiner Form aus dem abgebauten Erz. Dafür sind chemische Prozesse häufig unter Anwendung von Säuren nötig. Die Verfahren sind komplex und haben zahlreiche Nebeneffekte: Es entstehen radioaktive Isotope und giftige Abwässer; die Gegenden um die Produktionsgebiete gleichen häufig Mondlandschaften. Die Förderung von Seltenen Erden in Deutschland gilt Experten zufolge aus Umweltgründen als nicht möglich.

Welche Rolle spielt China?

China ist mit Abstand Weltmarktführer bei Seltenen Erden. Das Land verfügt selbst über große Vorkommen, hat vor allem aber über die Jahre durch massive staatliche Investitionen ein großes Netzwerk zur Veredelung von Rohmaterialien aufgebaut. Zudem hält China viele Patente für die dafür benötigten Technologien. Deshalb exportieren auch viele andere Produzenten von Seltenen Erden diese nach der Gewinnung nach China. Auch hat sich Peking seine Dominanz durch hohe Umweltkosten der eigenen Produktion erkauft.

Peking setzte die Metalle erstmals 2010 offen als Druckmittel ein: Wegen eines Territorialstreits legte die Regierung die Ausfuhren nach Japan auf Eis. 2019 drohte den USA Ähnliches im Kontext der damaligen Handelsstreitigkeiten mit China. Für die US-Industrie sind Seltene Erden ein wunder Punkt. Die USA dominierten selbst jahrelang den Weltmarkt, mittlerweile sind sie aber stark von Importen abhängig. Das hat auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beobachtet - auf ihn geht der Vorschlag der Seltenen Erden im Gegenzug für militärische Hilfe ursprünglich zurück. Vor dem Hintergrund des nun erneut von Trump angezettelten Handelskonflikts mit China hat die Bedeutung der Metalle weiter zugenommen.

Quelle: ntv.de, spl/AFP


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