Der Evakuierungsaufruf der israelischen Armee für den Großteil der Stadt Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens hat nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks Panik unter den Bewohnern ausgelöst. "Die Menschen werden wie Flipperkugeln behandelt mit ständigen militärischen Befehlen", beklagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf X. Es werde mit ihrem Schicksal und Leben gespielt. "Dies führt zu Panik, Angst und Unsicherheit am ersten Tag des Zuckerfestes, einer Zeit, in der man eigentlich mit seiner Familie und seinen Lieben zusammen ist", schrieb Lazzarini.
Der Evakuierungsaufruf der israelischen Armee erfolgte während des Eid al-Fitr, einem muslimischen Feiertag, der das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert. Die Bewohner im Raum Rafah sowie benachbarter Orte sollten sich umgehend nach Al-Mawasi begeben. Das im Südwesten gelegene Gebiet wurde während des Kriegs als humanitäre Zone ausgewiesen. Mehr als 140.000 Menschen waren laut Lazzarini von dem Evakuierungsbefehl betroffen. "Wohin sollen die Menschen ziehen?" Das Küstengebiet sei "wie ein Käfig abgeriegelt" und werde "von allen Seiten bombardiert", beklagte der UNRWA-Chef.
Nach Inkrafttreten eines Waffenruhe-Abkommens am 19. Januar waren viele Vertriebene im Gazastreifen wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Mitte März nahm Israel die massiven Angriffe in dem Küstengebiet wieder auf, nachdem sich beide Seiten nicht auf eine Verlängerung der Feuerpause einigen konnten. Israels Armee begann seitdem auch Bodeneinsätze gegen die Terrororganisation Hamas in Rafah. Ziel der neuen Bodenoffensive ist laut der Armee auch die Errichtung einer Pufferzone entlang der Grenzen des Küstengebiets.
Israel und die Hamas verhandeln bei indirekten Gesprächen derzeit über eine neue Waffenruhe. Strittig ist aber noch, wie viele israelische Geiseln dabei freikommen sollen. Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte am Sonntag eine weitere Verstärkung der Angriffe auf die Islamisten in Gaza angekündigt.
Nur die Kombination aus militärischem und diplomatischem Druck könne die Geiseln zurückbringen. Angehörige der Geiseln hatten immer wieder gewarnt, der Neubeginn des Kriegs gefährde das Leben ihrer Angehörigen. Nach israelischen Informationen werden noch 24 Geiseln aus Israel im Gazastreifen festgehalten, hinzu kommen die sterblichen Überreste von 35 Entführten.
Quelle: ntv.de, toh/dpa
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