Israel kündigt "beispiellosen Angriff" auf Chan Junis an

  19 Mai 2025    Gelesen: 83
  Israel kündigt "beispiellosen Angriff" auf Chan Junis an

Bereits seit Tagen bombardiert die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen. Zudem rücken auch wieder Bodentruppen in dem Küstengebiet vor. Nun ruft das Militär die in der Stadt Chan Junis lebenden Palästinenser zur Flucht auf. Ein "beispielloser Angriff" stehe bevor.

Israels Armee hat Anwohner der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens aufgefordert, von dort zu fliehen. Anwohner im Gebiet der zweitgrößten Stadt des Küstengebiets sowie benachbarter Orte sollten sich wegen eines bevorstehenden "beispiellosen Angriffs" umgehend nach Al-Mawasi begeben, hieß es in einem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf. Das israelische Militär werde in dem Gebiet einen Einsatz beginnen, um gegen Terrororganisationen vorzugehen, hieß es weiter. Die Gegend sei nun ein "gefährliches Kampfgebiet". Im März hatte Israels Armee bereits einen Großteil der Einwohner der Stadt Rafah zur Flucht aufgefordert.

Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Inzwischen sind dort auch Bodentruppen im Einsatz. In den vergangenen Tagen waren aus dem Gazastreifen täglich Dutzende Tote gemeldet worden. Augenzeugen berichteten von rund 30 heftigen Luftangriffen in der Nacht in Chan Junis. Seit der Nacht seien 63 Menschen im Gazastreifen getötet worden, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Ein israelischer Militärsprecher sagte am Nachmittag, die Armee habe in den vergangenen Tagen mehr als 800 Ziele der Hamas angegriffen. Die Islamistenorganisation sei weiterhin eine Bedrohung für die Menschen in Israel, und es sei die Aufgabe der Armee zu verhindern, dass sie erneut einen Terrorangriff wie am 7. Oktober 2023 verüben könne.

Unterdessen bestätigte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Pläne, wonach seine Regierung die Einnahme des gesamten Gazastreifens verfolgt. "Wir werden die Kontrolle über alle Gebiete des Gazastreifens übernehmen", sagte Netanjahu in einer Videoansprache. Zudem werde Israel nach fast dreimonatiger Blockade wieder humanitäre Hilfe in das Gebiet lassen, um nach eigenen Angaben eine drohende Hungersnot zu verhindern.

Allerdings ist unklar, wann, wie viele und über welchen Grenzübergang Hilfstransporte in das Gebiet kommen sollen. Ein Sprecher der Armee teilte mit, Pläne dazu seien am Morgen gemacht worden. In seiner Videoansprache betonte Netanjahu, dass zunächst nur eine minimale Menge an Lebensmitteln erlaubt werde. Israelische Medien mutmaßten, dass es sich nur um einige wenige Lastwagen mit Babynahrung, Mehl und medizinischer Ausrüstung handeln werde.

Chan Junis ist die zweitgrößte Stadt des Küstengebiets. Die Notlage der Menschen nach mehr als anderthalb Jahren Krieg dürfte sich dadurch weiter verschlimmern. Netanjahus Regierung will mit der neuen Offensive eigenen Angaben zufolge den Druck auf die Hamas erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Netanjahus Andeutung einer dauerhaften Besetzung des Gazastreifens durch Israel rief international massive Kritik hervor. Weitere Details dazu nannte er aber zunächst nicht.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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