Erster Bluttest für Alzheimer in den USA zugelassen

  19 Mai 2025    Gelesen: 59
  Erster Bluttest für Alzheimer in den USA zugelassen

Die Diagnose von Alzheimer ist bislang aufwendig und teuer. Die USA wollen das nun ändern - und stellen Patienten erstmals einen Bluttest zur Verfügung, der die neurodegenerative Erkrankung frühzeitig erkennt. Experten sprechen von einem "wichtigen Fortschritt".

Millionen Menschen leiden weltweit an Alzheimer. Bisher war die Diagnose mit aufwendigen und teuren Verfahren verbunden. Doch jetzt hat die US-Arzneimittelbehörde FDA erstmals einen Bluttest zugelassen, der die neurodegenerative Erkrankung frühzeitig anzeigen kann. Entwickelt wurde er von der Firma Fujirebio Diagnostics und soll Patienten helfen, früher mit der Behandlung mit neu zugelassenen Medikamenten zu beginnen, die das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen.

Der Test mit dem komplizierten Namen "Lumipulse G pTau217/ß-Amyloid 1-42 Plasma Ratio" richtet sich an Erwachsene ab 55 Jahren mit Alzheimer-Anzeichen, teilte die FDA mit. Zu den Symptomen zählen unter anderem Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen, Schwierigkeiten beim Lernen neuer Informationen, Verhaltensänderungen und Orientierungsprobleme.

Ob bei den Betroffenen tatsächlich eine Alzheimer-Erkrankung vorliegt, misst der neue Test anhand von zwei Proteinen im Blutplasma: pTau217 und Beta-Amyloid 1-42 stehen mit den typischen für Gedächtnisprobleme verantwortlichen Amyloid-Plaques (Eiweißablagerungen) im Gehirn in Verbindung. Ihr Verhältnis zueinander kann laut Hersteller anzeigen, ob sich die gefährlichen Ablagerungen gebildet haben.

"Einfacherer Test mit angemessener Genauigkeit"

Bislang stützen sich die Ärzte bei der Diagnose auf verschiedene, meist teure Methoden - darunter Anamnese, neurologische Untersuchungen, kognitive und funktionelle Bewertungen, Gehirn-Scans und Analysen der Rückenmarksflüssigkeit. Der neue Bluttest ist dagegen nicht nur günstiger und unkomplizierter, sondern laut FDA auch zuverlässiger.

Eine großangelegte Studie mit 499 Teilnehmern zeigte demnach: 91,7 Prozent der positiv Getesteten wiesen tatsächlich Amyloid-Ablagerungen im Gehirn auf, bestätigt durch PET-Scans (Positronen-Emissions-Tomographie) oder Rückenmarksanalysen. Bei negativ Getesteten traf das in 97,3 Prozent der Fälle zu. Damit sei der Bluttest deutlich präziser als viele bisherige Verfahren, so die FDA.

"Es ist ein viel einfacherer Test mit angemessener Genauigkeit", sagt der Neurologe Richard Isaacson dem US-Nachrichtensender CNN. "Er kann dem Arzt zeigen, ob die Symptome eines Patienten tatsächlich auf Alzheimer zurückzuführen sind." Isaacson, Gründer einer der ersten Alzheimer-Präventionskliniken in den USA, setzt den Test seit Jahren in der Forschung ein - und sieht in der Zulassung einen "wichtigen Fortschritt".

So vielversprechend wie der Test auch scheint, das Ergebnis sollte stets mit weiteren medizinischen Informationen bewertet werden, betont die FDA. Falsch-positive Befunde könnten unnötige Ängste auslösen, falsch-negative wichtige Behandlungen verzögern.

Wertvolle Zeit gewinnen

"Die Alzheimer-Krankheit betrifft zu viele Menschen - mehr als Brust- und Prostatakrebs zusammen", sagte Marty Makary, Leiter der US-Arzneimittelbehörde FDA der Nachrichtenagentur AP. "Angesichts der Tatsache, dass zehn Prozent der Menschen über 65 an Alzheimer leiden und sich diese Zahl bis 2050 voraussichtlich verdoppeln wird, bin ich zuversichtlich, dass neue medizinische Produkte wie dieses den Patienten helfen werden."

Derzeit gibt es zwei von der FDA zugelassene Therapien für Alzheimer in den USA: Lecanemab und Donanemab wirken gegen Amyloid-Plaques. Sie können den kognitiven Verfall leicht verlangsamen, die Krankheit jedoch nicht heilen. Lecanemab wurde erst Mitte April auch in der EU zugelassen. Allerdings kommt Experten zufolge nur ein kleiner Bruchteil der Alzheimer-Erkrankten für diese Therapie infrage. Haben die Amyloid-Plaques schon irreversible Schäden im Gehirn angerichtet, wirkt das Mittel wohl nicht mehr.

Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto erfolgversprechender die Behandlung - beispielsweise mit Lecanemab. Der neue, einfache und verlässliche Bluttest könnte dabei helfen. Ob und wann dieser auch in Deutschland zugelassen sein wird, ist allerdings noch unklar.

Quelle: ntv.de, hny


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