So stark verwüstet der Krieg den Gazastreifen

  20 Mai 2025    Gelesen: 51
  So stark verwüstet der Krieg den Gazastreifen

Mit Luftschlägen, Panzern und Planierraupen geht das israelische Militär im Gazastreifen gegen die Terrorherrschaft der Hamas vor. Eineinhalb Jahre Krieg führen in dem dicht besiedelten Gebiet zu großflächige Zerstörungen. Satellitenbilder zeigen im Vorher-Nachher-Vergleich das ganze Ausmaß der Verwüstungen.

Das israelische Vorgehen im Gazastreifen stößt international auf wachsende Kritik - auch unter Verbündeten. Mit massiver militärischer Gewalt kämpfen israelische Soldaten in der schmalen Küstenzone gegen verbliebene Hamas-Anhänger. In dem hermetisch abgeriegelten Palästinensergebiet lebten vor dem Krieg rund 2,3 Millionen Menschen.

Die anhaltenden Kampfhandlungen haben in dem rund 40 Kilometer langen und maximal zwölf Kilometer breiten Gazastreifen verheerende Zerstörungen hinterlassen. Wie groß die verwüsteten Gebiete inzwischen sind, lässt sich anhand von Satellitenfotos gut erkennen:

Die Aufnahmen stammen aus dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus und zeigen die palästinensischen Städte und Siedlungen an der Mittelmeerküste von Rafah im Südwesten bis hoch nach Gaza im Norden im Zustand vor dem Krieg und vor Beginn der angekündigten neuen israelischen Bodenoffensive. Das linke Bild wurde am 10. Mai 2023 aufgenommen, also im Frühjahr vor zwei Jahren, knapp ein halbes Jahr vor dem Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober 2023.

Das rechte Bild entstand erst vor wenigen Tagen: Die Aufnahme zeigt die Zustände im Gazastreifen am 11. Mai 2025: Rot erscheint auf den beiden Falschfarbenaufnahmen lebende Vegetation, also Bäume, Sträucher und frisch bepflanzte Anbauflächen. Eng umgrenzte Grautöne markieren bebaute Areale innerhalb eines intakten Straßennetzes, braun bis gelb leuchten unbebaute Gebiete. Dunkelbraun präsentieren sich unbebautes Ödland, Sand und Brachflächen.

Hellgraue, unscharf wirkende Bereiche markieren zerstörte Stadtgebiete: Die Einschläge von Bomben und teils auch gezielte Sprengungen haben hier mehrstöckige Wohnbauten aus Beton zum Einsturz gebracht und die angrenzenden Straßenzüge verschüttet. Solche Flächen sind auf dem rechten Bild insbesondere im Norden im Bereich von Gaza-Stadt sowie im Südwesten im einstigen Stadtgebiet von Rafah gut zu erkennen.

Aufnahmen vom Boden bestätigen die Eindrücke: Die großflächigen Verwüstungen sind in Bild- und Videomaterial und mittels Datenanalysen gut dokumentiert. Das gesamte Ausmaß jedoch ist erst aus der Vogelperspektive erfassbar. Die beiden Sentinel-2-Satelliten des Copernicus-Programms umkreisen die Erde in einer Höhe von rund 800 Kilometern.

Leistungsstarke optische Sensoren liefern unbestechliche Aufnahmen vom Zustand der Erdoberfläche in einem breiten Bildspektrum: Im Abstand von mehreren Tagen erreichen gestochen scharfe Fotos von jedem Punkt der Erde das ESA-Kontrollzentrum.

Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen. Die im Gazastreifen verbliebene Bevölkerung muss den Kampfhandlungen ständig ausweichen, die Möglichkeiten zur Flucht sind beschränkt, die Versorgungslage ist katastrophal. Hunderttausende hausen in provisorischen Zeltstädten oder sind als Binnenvertriebene auf der Suche nach einer sicheren Unterkunft.

Seit Anfang März blockierte Israel bisher zudem jegliche humanitären Hilfslieferungen. Nach eigenen Angaben will Israel damit Zugeständnisse der Hamas erzwingen, die weiterhin 57 als Geiseln verschleppte Menschen in ihrer Gewalt hat. Medizinische Hilfe, sauberes Trinkwasser und selbst Nahrung sind längst knapp. Beobachter fürchten eine verheerende Hungersnot.

Zuletzt kündigte das israelische Militär eine weitere Bodenoffensive an. Im Süden des Gazastreifens sind dafür bereits weitreichende Vorkehrungen entstanden. Auf den Satellitenbildern ist eine weitere breite Schneise als heller Streifen zu erkennen: Hier haben israelische Planierraupen binnen weniger Wochen zwischen Ende März und Ende April eine breite Zufahrtstrasse quer durch palästinensische Siedlungsgebiete angelegt, auf der Panzer, Truppentransporter und Versorgungsfahrzeuge tief in den Gazastreifen vordringen können.

Ähnliche Panzerschneisen hatte das israelische Militär bereits zu Beginn der Vorstöße angelegt: Der Gazastreifen wird dadurch in mehrere einzelne Kampfzonen unterteilt, deren Zugänge von israelischen Truppen kontrolliert werden.

Krieg gegen radikale Islamisten

Auslöser des Kriegs im Gazastreifen war der brutale Überfall der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen bei Massakern nahe der Grenze ums Leben kamen und 251 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Zuletzt erreichten - erstmals seit fast drei Monaten - wieder erste Hilfslieferungen den Gazastreifen. Insgesamt fünf Lastwagen mit dringend benötigten Nahrungsmitteln gelangten über den israelisch kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom in den abgeriegelten Teil der Palästinensergebiete. Die israelische Regierung unter Premier Benjamin Netanjahu reagiert damit offenbar auf den wachsenden internationalen Druck. Israel wolle damit eine Grundversorgung sicherstellen und eine Hungersnot im Gazastreifen verhindern, hieß es.

Aus Sicht der UN und Hilfsorganisationen sind diese Lieferungen aber nicht viel mehr als "nur ein Tropfen auf den heißen Stein", wie UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher erklärte. Die Genehmigung einer Wiederaufnahme von "begrenzten" Hilfen durch Israel sei zwar eine "willkommene Entwicklung", sagte er. Sie Hilfslieferungen müssten aber erheblich ausgeweitet werden. Zuletzt hieß es, die UN habe die Genehmigung für die Einfahrt weiterer Hilfslieferungen erhalten.

Quelle: ntv.de, mit Material von AFP und dpa


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