Importwelle aus China rollt auf US-Häfen zu

  20 Mai 2025    Gelesen: 69
  Importwelle aus China rollt auf US-Häfen zu

Erst bricht der Handel zwischen den USA und China infolge von Donald Trumps Zollpolitik ein. Reedereien streichen ihre Kapazitäten zusammen. Dann führt die Aussetzung der Zölle zu einem neuen Ansturm der Importeure. Ihnen bleibt möglicherweise nur ein kurzes Zeitfenster, um sich mit chinesischen Waren einzudecken.

Die letzten Wochen war es vergleichsweise ruhig im größten Containerhafen der USA in Los Angeles. Rund 850.000 Standard-Container waren hier im April noch umgeschlagen worden - ein Großteil davon Importe aus China. In den ersten Mai-Wochen brach das Aufkommen um fast ein Drittel ein, wie Hafen-Chef Gene Seroka US-Medien berichtet. Nun allerdings zeichnet sich bereits ein neuer Ansturm von Containerschiffen aus China ab. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt für ein extremes Auf-und-Ab im transpazifischen Handel zwischen China und den USA.

Der Betrieb in Los Angeles und anderen US-Häfen leidet derzeit noch unter dem Handelsrückgang durch die von US-Präsident Donald Trump zeitweise auf weit über 100 Prozent erhöhten Zölle auf chinesische Güter. Auf der anderen Seite des Pazifiks steigt dagegen durch die zwischen Peking und Washington vereinbarte "Zollpause" die Nachfrage nach Transporten in die USA explosionsartig. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, reicht die Kapazität von Häfen und Reedereien kaum aus. Container mit Exportwaren stauten sich bereits mancherorts ähnlich wie zu Zeiten der Corona-Pandemie, als der Welthandel ins Stocken geraten war. Mit einer Verzögerung von gut zwei bis knapp vier Wochen wird diese neue Warenwelle in den US-Häfen ankommen. So lange dauern je nach Schiff und Route die Fahrten über den Pazifik.

Unter Berufung auf chinesische Hersteller und amerikanische Importeure berichtet Reuters, dass die Firmen derzeit versuchten, Kapazitäten für Transporte etwa für Spielzeug, Sneakers, Baumaterialien oder Autoteile in die USA zu buchen. "Wir haben Hunderttausende Produkte, die darauf warten, verschifft zu werden", zitiert die Nachrichtenagentur den Chef eines Herstellers von Kindermöbeln, der unter anderem die Einzelhändler Target und Amazon in den USA beliefert.

Kein Platz für "spontane Buchungen" bei Hapag-Lloyd

Diese hohe Nachfrage trifft auf eine verringerte Frachtkapazität. Angesichts der zuvor eingebrochenen Nachfragen hatten die Reedereien ihr Angebot für Transporte von China in die USA zusammengestrichen. Viele seien nun dabei, ihre "Absagen wieder abzusagen", berichtet die auf die Seeschifffahrt spezialisierte Beratungsfirma Drewy. Die Nachfrage sei so hoch, heißt es bei der deutschen Reederei Hapag-Lloyd, dass man derzeit nur Kunden bedienen könne, die langfristige Verträge hätten. Für "spontane Buchungen" sei derzeit kaum Platz.

Am zweiten April hatte Trump im Rahmen des von ihm ausgerufenen "Tags der Befreiung" alle Handelspartner der USA mit neuen Importzöllen überzogen. Am heftigsten traf es China, auf dessen Produkte Trump insgesamt 145 Prozent Zoll erhob. Die chinesische Regierung erließ daraufhin Gegenzölle auf Einfuhren aus den USA von 125 Prozent. Am 12. Mai einigten sich beide Regierungen darauf, diese Zölle teilweise zurückzunehmen und für 90 Tage zu reduzieren. Kommt es in dieser Zeit zu keiner Einigung, würden die amerikanischen Einfuhrzölle auf chinesische Produkte der Vereinbarung zufolge wieder auf rund 50 Prozent steigen. Derzeit liegen sie bei 30 Prozent. Doch angesichts von Trumps Sprunghaftigkeit herrscht unter Importeuren in den USA die Sorge, der US-Präsident könne wieder extremere Strafzölle verhängen, wenn die Verhandlungen nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen.

Diese Unsicherheit heizt den Ansturm auf chinesische Waren sowie auf Container und Schiffe an, die sie in die USA bringen können. Die Dringlichkeit wird zusätzlich dadurch gesteigert, dass das Ende der 90-tägigen Verhandlungsfrist in den Spätsommer fällt, wenn die Einfuhren von Konsumgütern aus China für das Weihnachtsgeschäft in den USA normalerweise ihren jährlichen Höhepunkt erreichen. Für viele Einzelhändler könnte der Erfolg der Weihnachtssaison davon abhängen, ob sie innerhalb der nächsten Wochen genug Waren aus China beschaffen können.

Quelle: ntv.de


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