Deutschland zählt fast 200.000 Arbeitslose mehr

  28 Mai 2025    Gelesen: 69
 Deutschland zählt fast 200.000 Arbeitslose mehr

Dunkle Konjunkturwolken über Deutschland: Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Vergleich zum Vorjahr kräftig an. Die saisonal übliche Frühjahrsbelebung fällt in diesem Jahr weitgehend aus. Die bundesweite Arbeitslosenquote sinkt nur leicht. Wie wirkt sich die Entwicklung in der Fläche aus? Ein Blick auf die regionalen Arbeitslosenquoten.

Deutschland spürt im Frühjahr 2025 anhaltenden Gegenwind: Die konjunkturelle Schwäche hinterlässt am deutschen Arbeitsmarkt immer tiefere Spuren, die Zahl der Arbeitslosen sinkt deutlich schwächer als saisonal erwartbar.

Im Mai waren in Deutschland insgesamt 2,919 Millionen Arbeitslose gemeldet, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Das waren zwar 12.000 weniger als im April, aber 197.000 mehr als vor einem Jahr. "Die nun ausgelaufene Frühjahrsbelebung war insgesamt schwach", erklärte BA-Chefin Andrea Nahles. Der Arbeitsmarkt bekomme nicht den Rückenwind, den er für eine Trendwende brauche: "Daher rechnen wir für den Sommer auch mit weiter tendenziell steigenden Arbeitslosenzahlen."

Wie viele Menschen in Deutschland sind derzeit ohne Job? Die Arbeitslosenquote, also der Anteil der Arbeitslosen an der Gesamtheit der Personen im erwerbsfähigen Alter, hat sich im Mai insgesamt nur wenig bewegt. Die jüngsten Daten aus der Nürnberger Zentrale der Bundesagentur deuten jedoch auf tief sitzende Probleme hin.

Die Zahlen der monatlichen Job-Statistik umfassen weit mehr als nur die bundesweite Arbeitslosenquote. Die regelmäßigen Veröffentlichungen in Form der sogenannten Monatsberichte enthalten zusätzlich umfangreiche Kennzahlen zum Zustand im Inneren der deutschen Unternehmenslandschaft. Wie wirken sich die Trends in den Regionen von Flensburg bis Garmisch, von Saarbrücken bis Görlitz aus?

Über die regionale Aufschlüsselung nach Wohnort der arbeitslos gemeldeten Personen ergeben sich aus den monatlichen Datenveröffentlichungen auch aufschlussreiche Hinweise zu regionalen Stärken und Schwächen.

"Das Risiko, durch den Verlust der Beschäftigung arbeitslos zu werden, ist zwar vergleichsweise niedrig", hieß es bereits in einer ersten Einschätzung der Nürnberger Arbeitsmarktbeobachter zur Lage im Frühjahr 2025. Dieses Risiko nehme "aber stetig zu". Und: "Die Chancen, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden, liegen auf einem historisch niedrigen Niveau."

Die regionalen Arbeitslosenquoten fallen regional tatsächlich höchst unterschiedlich aus. Die Bandbreite reicht mit rekordverdächtig niedrigen 2,3 Prozent in der Region Donau-Ries bei Ingolstadt und 2,4 Prozent im oberbayrischen Bad Tölz-Wolfratshausen südwestlich von München von Zuständen nah an der Vollbeschäftigung bis hin zu düsteren Werten weit jenseits der 10-Prozent-Marke. Dunkler gefärbt tauchen auf der Deutschland-Karte hier vor allem die strukturschwachen Regionen im Westen, Norden und Osten auf.

Im niedrig zweistelligen Bereich bewegen sich zum Beispiel die Region Uckermark im Nordosten Brandenburgs ebenso wie der Regionalverband Saarbrücken an der französischen Grenze oder - knapp - auch die Region Mansfeld-Südharz im Süden von Sachsen-Anhalt. Erkennbar höher liegt die Arbeitslosenquote generell auch in Städten und Ballungsräumen.

Die bundesweit höchste regionale Arbeitslosenquote weist die Bundesagentur aktuell für Gelsenkirchen im Ruhrgebiet aus. Dort sind den offiziellen Daten zufolge 14,9 Prozent der Einwohner im erwerbsfähigen Alter derzeit bei der Bundesagentur arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation auch hier deutlich verschlechtert - und das, obwohl zum Ende des Frühjahrs hin üblicherweise eigentlich mehr Menschen Arbeit finden als im Herbst oder Winter.

Die Trends in den Bundesländern sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote fast überall weiter gestiegen. Auf den vorderen Plätzen rangieren auch hier die dicht besiedelten Stadtstaaten: Die Hansestadt Hamburg kommt mit ihrer exportorientierten Wirtschaftsstruktur rund um Deutschlands wichtigsten Seehafen auf eine Arbeitslosenquote von 8,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat hat sich die Lage hier nur um 0,1 Prozentpunkt verbessert, im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,8 Prozentpunkte verschlechtert.

Berlin liegt mit 10,2 Prozent (April: 10,3 Prozent) weiterhin knapp im zweistelligen Bereich. Die Hansestadt Bremen - schon seit Längerem vom Strukturwandel gezeichnet - erreicht mit 11,5 Prozent weiterhin die mit Abstand höchste Erwerbslosenquote der 16 Länder.

Vergleichsweise robust steuern bisher die Mitte und der Süden durch die konjunkturelle Schwächephase. Baden-Württemberg und Bayern können sich bei der landesweiten Arbeitslosenquote weiter unterhalb der Fünf-Prozent-Schwelle halten. Allerdings verzeichnet die Statistik auch dort deutlich mehr Arbeitslose als im Vorjahr. In Baden-Württemberg waren es den Daten der Bundesagentur zufolge im Mai 27.158 gemeldete Arbeitslose mehr als im Vorjahreszeitraum. In Bayern zählen die örtlichen BA-Niederlassungen sogar 36.530 Erwerbslose mehr als im Mai 2024.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa


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