Türkei: Erdoğan fordert Bau von zweitem Flugzeugträger

  11 Mai 2016    Gelesen: 5022
Türkei: Erdoğan fordert Bau von zweitem Flugzeugträger
Die Türkei hat gerade erst offiziell mit dem Bau eines Docklandungsschiffes begonnen. Präsident Erdoğan redet allerdings bereits von einer zukünftigen Produktion eines Flugzeugträgers und eines nuklear getriebenen Kampfschiffes.
Die Produktion der TCG Anadolu, das erste amphibische Kampfschiff der Türkei, hat im vergangenen Monat nach einer hochrangig besuchten Zeremonie begonnen. An der Zeremonie hatten neben Präsident Recep Tayyip Erdoğan auch Vertreter aus Militär und Beschaffung teilgenommen.

Während der Eröffnungszeremonie lobte Erdoğan die Anstrengungen der Türkei bei der Entwicklung heimischer Verteidigungssysteme, darunter dem Docklandungsschiff. Er bemerkte jedoch, dass der Bau des Mehrzweckkriegsschiffes „verspätet“ komme.

Eigenen Angaben zufolge ist die Abhängigkeit der Türkei bezüglich ausländischer Waffensysteme von 80 Prozent im Jahr 2002 auf heute nur noch 40 Prozent gefallen. Er forderte:

„Wir müssen unsere Abhängigkeit bis 2023 auf null Prozent herabsenken.“

Erdoğan sagte, dass das Docklandungsschiff-Programm hoffentlich der erste Schritt hin zur Herstellung eines hochmodernen Flugzeugträgers sei. Daraufhin monierte der Präsident die begrenzten Fähigkeiten der türkischen Marine. Er sagte:

„Ich betrachte es als großen Mangel, dass wir noch immer kein nuklear getriebenes Kampfschiff haben.“

Offizielle und Experten geben sich in diesem Zusammenhang vorsichtiger.

„Ich bin nicht sicher, ob wir solche Unternehmungen in solch kurzer Zeit leisten können“, sagte ein Beschaffungsbeamter. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob solch große Projekte in unsere Sicherheitsbedrohungswahrnehmungen passen würden.“

Ein in London ansässiger Türkei-Experte glaubt:

„Die Idee geht mit den politischen Ambitionen der Türkei einher. Ich würde sagen, dass sie ebenso überambitioniert wie die türkische Politik insgesamt ist.“

2013 hatte Ankara bekanntgegeben, dass man die lokale Sedef-Werft für ihr Docklandungsschiff-Programm ausgewählt habe. Im Rahmen des Programms hat sich Sedef mit dem spanischen Rüstungsunternehmen Navantia zusammengetan.

Das amphibische Angriffsschiff wird eine bataillonsgroße Marine-Einheit von 1200 inklusive Schiffspersonal beherbergen. Darüber hinaus werden acht Mehrzweckhubschrauber, drei Drohnensysteme und 150 Fahrzeuge, einschließlich Kampfpanzer, im Schiff Platz finden.

Das Docklandungsschiff wird voraussichtlich eine vertikale Start- und Landerampe haben. Eine Sprungschanze könnte für den Start und die Landung von Kampfflugzeugen genutzt werden.

Metin Kalkayan, Vorsitzender von Sedef, sagte seinerzeit gegenüber Reportern, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar sei, ob die TCG Anadolu eine Sprungschanze haben werde. Er gab an:

„Wir werden darüber in einem späteren Stadium des Programms entscheiden.“

Industriequellen schätzen die Kosten des maritimen Programms auf über eine Milliarde US-Dollar.

Laut den ursprünglichen Plänen soll das 231 Meter lange Schiff binnen der nächsten 5,5 Jahre fertiggebaut werden. Erdoğan drängte Sedef, das Schiff in vier Jahren fertig zu stellen.

„Auf diesem Weg“, so der türkische Präsident während der Zeremonie, „könnt ihr weitere Verträge von ausländischen Kunden sowie von unserer Regierung gewinnen“.

TCG Anadolu soll in der Ägäis, dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer zum Einsatz kommen. Das Schiff soll die türkische Marine aber auch im Atlantik und Indischen Ozean unterstützen.

Die Türkei wäre der dritte Staat neben Spanien und Australien, der eine solche maritime Plattform unterhält.

Unter dem Banner des Docklandungsschiff-Programms erlangten im vergangenen Jahr zwei türkische Rüstungsunternehmen Zulieferverträge im Wert von 200 Millionen Euro.

Die beiden Unternehmen, Aselsan und Havelsan, beide von staatlicher Hand geführt, gaben bekannt, dass die Verträge mit Sedef die Lieferung und Integration von Systemen der Kriegsführung sowie anderen elektronischen Systeme beinhalteten.

Aselsan, das größte Verteidigungsunternehmen der Türkei, unterzeichnete mit der Beschaffungsbehörde ein Abkommen in Höhe von 127 Millionen Euro. Es umfasst die Auslieferung von Kommunikations-, Satelliten und Freund-Feind-Erkennungs-Systemen, 12,7 Millimeter STAMP- und 25 Millimeter STOP-Maschinengewehr-Systemen. Darüber hinaus liefert das Unternehmen Geräte der Akustik und Sonar, Radar-, Infrarot-Tracking-Systeme, Laser-Warn- und Kreuzfahrtsysteme.

Havelsan unterzeichnete einen Vertrag im Wert von 87 Millionen Euro. Seine Dienstleistung umfasst die Lieferung eines netzwerkgestützten Systems der Kriegsführung (ADVENT), der Schiffsdatenverteilung und der taktischen Kommunikation. Ein CCTV-System wird außerdem ausgeliefert, zudem werden ein Befehlszentrum für amphibische Missionen und für Landungsmissionen sowie Kommando-, Kontroll- und Informationssysteme installiert.

Ein Beamter der Marine-Industrie sagte, dass Programme wie jenes für das Docklandungsschiff die lokale Industrie stärken würden. Diese würde so Fähigkeiten erringen, die sie zuvor nicht besessen hätte.

„Es geht nicht nur um die Menge an Geld, die in die lokalen Unternehmen fließen. Noch wichtiger werden die technologischen Fähigkeiten sein, die erwerben werden bei solchen Verträgen“, sagte er.

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