Ein 15-Jähriger und die verschollene Maya-Stadt

  11 Mai 2016    Gelesen: 794
Ein 15-Jähriger und die verschollene Maya-Stadt
Ein kanadischer Schüler studiert die Maya-Sternbilder und will mit ihrer Hilfe eine verschollene Stadt gefunden haben. Satellitenbilder scheinen seine Theorie zu belegen. Doch es gibt auch Zweifel.
Ein 15-Jähriger Kanadier hat vermutlich eine verschollene Maya-Stadt im Dschungel der mexikanischen Halbinsel Yucatán entdeckt. Das bestätigte die kanadische Weltraumagentur CSA gegenüber der Rundfunkanstalt CBC. Der Junge hatte für die Suche nach der Stadt Radaraufnahmen aus CSA-Satelliten verwendet.

Motiviert durch seine Faszination für die Kultur der Maya hatte William Gadoury aus dem Süden der Provinz Quebec eine Theorie entwickelt. Der Schüler vermutete, dass die Sternbilder der Maya den Baumeistern der mittelamerikanischen Hochkultur als Inspiration für die Planung ihrer Städte dienten. Mithilfe von Google Maps verglich er die Sternbilder mit der Lage der bekannten Maya-Pyramiden.

Die Annahme bewahrheitete sich tatsächlich: Die Lage von 117 untersuchten archäologischen Stätten korrespondierte mit den Sternenkarten der Maya. "Er konnte fast in 90 Prozent der Fälle eine Verbindung zwischen der Lage der Sterne auf den Karten und der Lage der Städte herstellen", sagte der CSA-Wissenschaftler Daniel De Lisle zu CBC.

"Fürchterliches Beispiel für Schrott-Wissenschaft"

Während seiner Nachforschungen stieß Gadoury auf einen Stern in einem Sternbild, dem er keine Stadt zuordnen konnte. Seiner Theorie zufolge müsste sich aber in einem wenig erschlossenen Teil Yucatáns eine solche verschollene Maya-Stätte befinden.

Der 15-Jährige bat die CSA um hochaufgelöste Satellitenaufnahmen und Radarbilder, auf denen er an der von ihm vermuteten Stelle tatsächlich geometrische Formen künstlichen Ursprungs entdeckte. "Es gibt dort einige Gebilde, die aussehen wie von Menschen gemacht", sagte De Lisle. "Vielleicht befindet sich dort wirklich eine unbekannte Stadt unter dem Blätterdach."

Andere Wissenschaftler meldeten jedoch Zweifel an der Entdeckung an. Für David Stuart von der Universität von Texas ist die ganze Geschichte "ein fürchterliche Beispiel für Schrott-Wissenschaft". Die Maya hätten ihre Städte niemals anhand von Sternbilder geplant und die auf den Satellitenbildern zu sehende Struktur sei lediglich ein altes Maisfeld, schrieb der Mittelamerika-Experte auf Facebook.

Für den 15-Jährigen steht jedoch fest, dass sich im Dschungel eine verschollene Stadt verbirgt. Er taufte sie bereits auf den, aus der Sprache der Maya entlehnten, Namen "K`aak Chi" (zu deutsch: "Feuerschlund"). Ob es sich aber tatsächlich um einen archäologisch bedeutenden Fund oder nur um die Überreste eines Maisfeldes handelt, wird wohl erst eine richtige Expedition klären können.

Quelle : welt.de

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