Bedrohter Bürgermeister tritt zurück

  14 Oktober 2015    Gelesen: 539
Bedrohter Bürgermeister tritt zurück
Ein Lokalpolitiker in Baden-Württemberg wird angefeindet, weil er sich für den Bau einer neuen Flüchtlingsunterkunft engagiert. Auch seine Familie wird bedroht. Nun zieht er Konsequenzen.
Er setzte sich für eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge ein und wurde deshalb bedroht: Nun ist ein baden-württembergischer Bezirksbürgermeister von seinem Amt zurückgetreten. "Persönliche Anfeindungen und anonyme Drohungen gegen meine Person und gegen meine Frau haben den Ausschlag gegeben, dass ich auch aus Rücksicht auf meine Familie diesen Schritt gehe", teilte der ehrenamtliche Bezirksbürgermeister des Reutlinger Stadtteils Oferdingen, Ralph Schönenborn, mit. Von der Stadt Reutlingen hieß es, die Polizei prüfe nun Schreiben und Anrufe auf dem Anrufbeantworter. Die Drohungen richteten sich demnach sowohl gegen Schönborn, als auch das geplante Asylbewerberheim.

In dem Ortsteil mit etwa 2400 Einwohnern wird seit Monaten um die Unterbringung von 70 Flüchtlingen heftig gestritten. Schönenborn setzte sich für deren Anschlussunterbringung in Containern ein. Der Reutlinger Gemeinderat hatte die Unterbringung nach Angaben der Stadt bereits beschlossen, im Oferdinger Bezirksgemeinderat regte sich aber deutlicher Widerstand gegen die Container-Unterkunft. Bezirksgemeinderäte forderten zudem Schönenborns Rücktritt.

Ein ähnlicher Fall hatte bereits im März bundesweit für Schlagzeilen, als der Bürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, Markus Nierth, zurücktrat. Er sah sich durch Rechtsextreme bedroht, die vor seinem privaten Wohnhaus gegen Flüchtlinge demonstrieren wollten. Zudem fühlte er sich von den örtlichen Behörden im Stich gelassen. Wenige Wochen später gab es einen Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz. Ein Tatverdächtiger wurde inzwischen gefasst.

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