Es gibt gute Gründe, Glyphosat zu verbieten

  18 Mai 2016    Gelesen: 357
Es gibt gute Gründe, Glyphosat zu verbieten
Die Zulassung von Glyphosat ist heikel – aber nicht wegen des vermeintlichen Krebsrisikos. Das hat bloß zu diffusen Ängsten geführt. Die EU muss sich jetzt entscheiden.
Kann Glyphosat nun Krebs auslösen oder nicht? Jahrelang haben Fachgremien Studie um Studie und wiederum die Studien der Studien ausgewertet, um für sich, für Politiker und für die Öffentlichkeit einzuschätzen, wie gefährlich der Unkrautvernichter ist. Alles ohne Erfolg. Das echte Glyphosatrisiko kennt niemand. Die Unsicherheit bleibt.

Die maßgebliche Botschaft, die nach dem monatelangen Streit hängen geblieben ist: Glyphosat könnte unberechenbare Folgen für Gesundheit und Umwelt haben.

Schuld ist ein vermeintliches Wirrwarr an Beurteilungen. Erst hieß es, der Stoff sei "nicht krebserregend". Dann wohl doch. Dann wieder nicht. Es folgten Schlagzeilen wie "Glyphosat in der Muttermilch", "Glyphosat im Urin" oder "Glyphosat im Bier", welche die Angst vor einer Chemikalie schürten, die seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Hinter Letzteren steckten Daten aus zweifelhaften Studien, mit denen Kritiker Kampagne machten.

Alle Hintergründe zum Streit um die verlängerte Zulassung des Mittels lesen Sie hier.

Politik, Wirtschaft, Forschung und die Medien haben es nicht nur versäumt, umfassend aufzuklären, sondern präsentierten teilweise geradezu dilettantisch mögliche Risiken als vermeintliche Tatsachen. Statt nüchtern abzuwägen, lässt sich die Öffentlichkeit von diffuser Angst leiten.

Niemand blickt mehr durch. Weder die Bevölkerung noch die, die wohl am kommenden Donnerstag über die Zukunft des Pestizids entscheiden könnten, ja sollten. Die bisherige Zulassung für das Herbizid läuft Ende Juni ab, ein Beschluss des zuständigen EU-Ausschusses muss her.

Was aber wissen wir über Glyphosat? Ein direkter Vergleich aller bedeutenden Berichte ist schwierig bis unseriös, weil verschiedene Forschergruppen unterschiedliche Bewertungskriterien angelegt haben: Die Krebsforschung versucht herauszufinden, ob – die Risikoforschung ab welcher Menge Glyphosat krebserregend sein könnte.

Eine Handvoll Studien liefern "begrenzte Hinweise"

Entsprechend bewertete die Krebsforschungsagentur IARC die Chemikalie als "wahrscheinlich krebserregend", was ebenfalls für rotes Fleisch, Schichtarbeit und Braten unter hohen Temperaturen gilt. Ob damit tatsächlich eine Krebserkrankung ausgelöst wird, darüber sagt die Klassifizierung nichts aus.

Das Bundesamt für Risikobewertung und andere haben hingegen versucht, ein möglichst konkretes Risiko von den Glyphosatmengen abzuleiten, welchen Menschen durchschnittlich ausgesetzt sind. Die Bevölkerung kommt ihren Ergebnissen zufolge mit derart geringen Mengen Glyphosat in Kontakt, dass eine krebsfördernde Wirkung unwahrscheinlich ist.

Immerhin: Unter allen Forschern herrscht mittlerweile eine gewisse Einigkeit, dass es unter insgesamt 1.000 Studien und Dokumenten eine Handvoll Untersuchungen gibt, die "begrenzte Hinweise" auf eine mögliche krebserregende Wirkung liefern. Einige Untersuchungen stützen den Verdacht, dass das Mittel in hoher Dosis für Mäuse zum Problem werden kann. Andere liefern Indizien zu möglichen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Gemeint sind epidemiologische Studien, in denen die Auswirkungen auf Landwirte oder Landarbeiter geprüft wurden. Vor allem eine Untersuchung zeigt einen möglichen Zusammenhang zwischen der Glyphosataufnahme und Lymphknotenkrebs (DeRoos et al., 2003).


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