Geplanter Moschee-Bau sorgt für Streit

  19 Mai 2016    Gelesen: 597
Geplanter Moschee-Bau sorgt für Streit
Der Bau einer kleinen Moschee in Erfurt entwickelt sich zu einem Politikum. Die Landesregierung setzt sich für das Projekt ein, die AfD macht Stimmung gegen den Bau und die Bürger sind in erster Linie misstrauisch.
Eigentlich soll das Gotteshaus mit zwei Stockwerken relativ klein ausfallen. Und doch sorgt die geplante Moschee für große Diskussionen. Vor allem die "Alternative für Deutschland" macht Stimmung. Zur Ausübung des muslimischen Glaubens gehöre nicht zwangsläufig eine Moschee mit Kuppel und Minarett, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Stefan Möller. "Darüber muss diskutiert werden."

Die Moschee der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde soll am Stadtrand von Erfurt entstehen. Sie soll mit einer Kuppel und einem elf Meter hohen Minarett ausgestattet werden. Es wäre der erste Moschee-Neubau in dem Bundesland. Wann und ob der Grundstein überhaupt gelegt wird, ist offen. Bislang hat die Gemeinde lediglich eine Bauvoranfrage gestellt.

Auch bei einer AfD-Kundgebung am Mittwochabend in der thüringischen Landeshauptstadt war der geplante Neubau Thema. Als Gastredner trat Siegfried Däbritz von der islamfeindlichen Pegida-Bewegung aus Dresden auf. Er kündigte eine "Aufklärungskampagne" an, "um den Bau zu verhindern". AfD-Landeschef Björn Höcke lehnte bei der Kundgebung die Moschee-Pläne erneut ab. Er sei in Sorge, dass am Erfurter Dom künftig der Halbmond als Symbol des Islam zu sehen sein werde. "Entweder entschärft sich der Islam oder er muss sich verabschieden", sagte Höcke. Der Islam habe eine Heimat, die heiße aber nicht Erfurt und nicht Deutschland.

Landesregierung steht hinter dem Moschee-Bau

In Erfurt, wo der Ausländeranteil infolge der Flüchtlingskrise von drei auf 5,5 Prozent gestiegen ist und die muslimischen Gemeinden wachsen, unterstützen die rot-rot-grüne Landesregierung und die christlichen Kirchen die Moschee. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, sagte gegenüber der "Frankfurter Rundschau": "Ich begrüße den Bau. Es ist gut, wenn religiöse Praxis aus dem eher Verborgenen in Kellern oder Wohnungen oder Hinterhöfen in einem öffentlichen Raum stattfindet." Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) zitiert das Blatt mit den Worten: "Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten."

Das wird schwierig, denn die Vorbehalte gegen die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde sind offenbar groß. "Es gibt Feedback, das nicht sehr positiv ist", sagte der Ahmadiyya-Bundesvorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser gegenüber "Spiegel Online". "Die Stimmung ist angespannt. Die Leute sagen: Was braucht Ihr hier eine Moschee?"

Doch Wagishauser verteidigt die Pläne. Die etwa 70 Gemeindemitglieder hätten keinen Gebetsraum, viele seien dann weggezogen. "Es ist das Normalste der Welt, dass wir für unsere Religion auch einen Raum brauchen. Wir versuchen den Leuten klar zu machen, dass sie deshalb keine Angst haben müssen." Nach den Worten von Wagishauser stehen die Moscheen seiner Gemeinde offen. Dort werde Deutsch gesprochen, und die Imame würden in Deutschland ausgebildet. "Übrigens genau das, was die AfD fordert."

Quelle: n-tv.de ,

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