Aktionäre lehnen Extraboni für Vorstände ab

  20 Mai 2016    Gelesen: 459
Aktionäre lehnen Extraboni für Vorstände ab
Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank erhielt Aufsichtsratschef Achleitner weniger Zustimmung als üblich wäre. John Cryan übernahm die alleinige Führung der Bank.
Knapp 87 Prozent der Aktionäre haben Aufsichtsratschef Paul Achleitner auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank ihr Vertrauen ausgesprochen. Das ist weniger als üblich, normalerweise erhalten die Banker Zustimmungswerte von mehr als 90 Prozent. Das Votum hat allerdings keine direkten Konsequenzen. Der seit elf Monaten amtierende Vorstandschef John Cryan wurde mit 98 Prozent entlastet. Cryan übernahm nach der Versammlung die alleinige Führung der Bank.

Vor einem Jahr hatten nur 61 Prozent der Aktionäre der damaligen Doppelspitze von Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihre Stimme gegeben. Wenige Wochen später trat Jain zurück, während Fitschen noch bis zur Hauptversammlung 2016 im Amt blieb.

Abgelehnt wurde auf der Versammlung jedoch das neue Vergütungsmodell für den Vorstand. Es sieht Extraboni für Vorstände vor, wenn ihr Geschäftsbereich gut läuft. Das Votum der Aktionäre ist zwar nicht bindend, doch Achleitner kündigte an, es trotzdem bei der Ausgestaltung der Bonusregeln zu berücksichtigen.

Auch Achleitner selbst, seit 2012 Chefkontrolleur des größten deutschen Geldhauses, musste sich harter Kritik stellen. Mehrere Aktionäre forderten einen Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums. "Die Deutsche Bank steckt in der schwersten Krise ihrer Geschichte", sagte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment, einem der größten Anteilseigner des Instituts. Nach dem vergangenen Jahr habe die Reputation gelitten, das Vertrauen am Kapitalmarkt sei erschüttert. 2015 machte die Bank knapp sieben Milliarden Euro Verlust, viele Führungskräfte wurden ausgetauscht.

Achleitner verteidigte den Kurs der Bank und sich selbst. Der 59-jährige Österreicher kündigte überdies an, 2017 eine weitere Amtszeit an der Spitze des Kontrollgremiums anzustreben. "Nach allen Turbulenzen des vergangenen Jahres sind wir hier im Aufsichtsrat nun zuversichtlich, dass die Deutsche Bank in die richtige Spur gekommen ist", sagte er. Bei der Aufarbeitung von Skandalen werde die Bank auch nach dem Rücktritt von Chefaufklärer Georg Thoma nicht nachlassen. Dieser hatte Ende April nach öffentlicher Kritik seinen Rücktritt erklärt – Achleitner hatte ihn erst 2013 für den Aufsichtsrat gewonnen. Dieser Rücktritt hatte auch die Kritik an Achleitner verstärkt.

Cryan blickt Rechtsstreitigkeiten zuversichtlich entgegen

In den vergangenen Jahren hatte die Deutsche Bank mit zahlreichen Prozessen und Skandalen zu kämpfen. Noch offen sind etwa Geldwäschevorwürfe in Russland und umstrittene Hypothekengeschäfte in den USA, insgesamt hat die Bank aktuell mit 7.800 Rechtsstreitigkeiten zu tun. Vorstandschef John Cryan sagte, er sei zuversichtlich, "in diesem Jahr noch einige wichtige Verfahren abschließen zu können". Bei den meisten der Verfahren gehe es um niedrige Beträge und um Privatkunden. Dennoch hat die Bank für noch drohende Strafen 5,4 Milliarden Euro zurückgelegt.

Außerdem streicht die Deutsche Bank unter anderem im eigenen Haus insgesamt 9.000 Arbeitsplätze, 4.000 davon in Deutschland. Bis Ende 2017 will die Deutsche Bank ihr Filialnetz im Heimatmarkt um knapp ein Drittel auf 500 Standorte schrumpfen lassen, aus etlichen Auslandsmärkten zieht sich die Bank ganz zurück.

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