Autobauer bekommen Android kostenlos

  21 Mai 2016    Gelesen: 546
Autobauer bekommen Android kostenlos
Nach dem Wunsch von Google soll sich das Betriebssystem Android nicht nur auf Smartphones, sondern auch in Autos ausbreiten. Darum bietet Google den Autobauern das System jetzt kostenlos für ihre Unterhaltungssysteme an.
Google wird sein Betriebssystem Android Autobauern als Basis für die Bordcomputer ihrer Fahrzeuge anbieten. Dabei bekämen die Hersteller die volle Kontrolle über Funktionen, Bedienung und die Einbindung zusätzlicher Dienste etwa für Musik oder Online-Services, sagte der zuständige Google-Manager Patrick Brady. "Android ist ein offenes System, sie können machen, was sie wollen."

Die Unterhaltungs- und Informationsanlagen auf Basis der neuen Android-Version N sollen alle möglichen Funktionen von der Steuerung der Klimaanlage bis hin zur Bedienung der Fensterheber übernehmen. Sie sollen auch Zugang zu Fahrzeugdaten aus dem sogenannten CAN-Bus haben können. Google habe dabei keinerlei Zugriff auf die Informationen, betonte Brady auf der Entwicklerkonferenz Google I/O. Für die Einbindung von Google-Diensten wie Maps soll - wie bei Smartphones - eine separate Lizenz-Vereinbarung nötig sein. Die Software Android Auto zur besseren Einbindung von Android-Smartphones solle standardmäßig unterstützt werden.

Sprachassistent wird wichtig

Brady rechnet damit, dass Googles neuer Sprachassistent eine wichtige Rolle im Auto spielen wird. "Gerade wenn man Auto fährt, will man keine App öffnen, um zum Beispiel einen Tisch im Restaurant zu reservieren." Der am Mittwoch angekündigte "Google Assistant" soll menschliche Sprache verstehen und sich mit den Nutzern unterhalten. Als erstes Produkt soll im Herbst der vernetzte Lautsprecher "Google Home" auf den Markt kommen.

Google zeigt auf der Konferenz einen umgerüsteten Maserati, in den ein 15-Zoll-Touchscreen als Steuereinheit eingebaut wurde. Das Kombi-Instrument im Armaturenbrett wurde ebenfalls durch einen Bildschirm ersetzt. Die Hersteller könnten aber selbst über Größe und Art der Bedienelemente entscheiden, sagte Brady. Zur Internet-Anbindung könne sowohl ein eigenes Modem im Auto eingebaut als auch ein angeschlossenes Telefon genutzt werden. Bis erste Autos mit Android auf die Straße kommen, dürfte es einige Zeit vergehen: Demnächst sollen den Autobauern erst die Spezifikationen und Schnittstellen vorgestellt werden. Brady unterstrich die Vorteile des Google-Betriebssystems für die Hersteller: "Es ist kostenlos, standardisiert und sie müssen sich nicht um Software-Pflege und das Stopfen von Sicherheitslücken kümmern."

Mit Chrysler fährt Google autonom

Mit Fiat Chrysler hat Google in den USA bereits einen Partner gefunden, mit dem die Zusammenarbeit über die Android-Plattform hinausgeht. In einem gewöhnlichen Pkw der Marke wird Googles Technik für selbstfahrende Autos getestet. Hundert Modelle des Chrysler Pacifica Hybrid mit Computern und Sensoren von Google sollen bis Ende des Jahres fahrtüchtig sein, wie beide Unternehmen am Dienstag ankündigten. Am selbstfahrenden Auto arbeiten viele Autohersteller und Technologiefirmen - Google ist damit am weitesten.

Das Projekt Google Car startete bereits im Jahr 2009. Seitdem sind die selbstfahrenden kleinen Autos des Internetriesen schon mehr als 2,4 Millionen Kilometer gefahren - in kalifornischen Mountain View, dem Sitz der Google-Mutter Alphabet, im texanischen Austin, in Kirkland im Bundesstaat Washington und in der Metropole Phoenix in Arizona.

Jetzt "arbeiten wir erstmals mit einem Autohersteller zusammen", teilte Alphabet mit. Mit den hundert Pkw von Fiat Chrysler kann der Konzern die Flotte seiner Testautos mehr als verdoppeln. Bislang sind es rund 70 gewesen: von Google umgestaltete Modelle von Toyota und dessen Tochter Lexus und seit 2014 auch selbst gestaltete elektrische Zweisitzer.

Autos werden für Google gebaut

Fiat Chrysler werde die hundert Minivans extra für die Selbstfahrtests herstellen, "so dass es für uns einfach ist, unsere Selbstfahrsysteme zu installieren", teilte Google-Car-Chef John Krafcik mit. "Das wird unsere Bemühungen beschleunigen, ein selbstfahrendes Auto zu entwickeln, dass unsere Straßen sicherer und Ziele auch für die erreichbar macht, die selbst nicht Auto fahren können." Die Minivans böten die Chance, ein größeres Auto zu testen, etwa mit automatischen Schiebetüren, bei dem die Passagiere leicht ein- und aussteigen können.

Für Fiat Chrysler bedeutet die Zusammenarbeit mit Google einen Imagegewinn - bislang arbeitete der Hersteller anders als viele seiner Konkurrenten noch nicht selbst am selbstfahrenden Auto. Exklusiv werde Fiat Chrysler die Technik aber nicht unbedingt haben - Google könne sich auch noch an andere Hersteller wenden.

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