Israel sucht schönste Transfrau

  25 Mai 2016    Gelesen: 1093
Israel sucht schönste Transfrau
Früher wurden sie kriminalisiert und galten als Freaks. Bis heute haben es Transsexuelle in Israel nicht leicht. Kann der erste Schönheitswettbewerb für Trans-Frauen ein Umdenken bewirken?
Zwölf junge Frauen stehen in knappen schwarzen Bikinis an Israels Strand, das Meerwasser umspült ihre nackten Füße. Ihre Haare wehen im Wind, sie schmiegen sich für ein Foto lasziv aneinander. Auf den ersten Blick käme wohl niemand auf den Gedanken, dass keine der Badeschönheiten als Frau geboren wurde.

Die Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren sind die Finalistinnen von Miss Trans 2016 - des ersten Schönheitswettbewerbs für transsexuelle Frauen in Israel. Die Siegerin soll im September für Israel beim International Miss Trans Wettbewerb in Spanien antreten.

Israela Stephanie Lev - selbst Transgender - hat den Wettbewerb ins Leben gerufen, der am Freitag entschieden wird. Sie habe sich schon als Teenager als Frau geoutet, sagt die 55-Jährige, die als Junge zur Welt kam. Damals sei sie eine der Ersten gewesen, Transsexuelle hätten in Israel noch unter schweren Repressalien gelitten. "Die Polizei hat uns immer wieder festgenommen", erzählt sie. Auf der Suche nach mehr Freiheit sei sie damals nach West-Berlin gezogen und habe dort in den 1970ern und 80ern mehrere Jahre gelebt.

"Wir wollen Gleiche unter Gleichen sein."

Lev erhofft sich vom ersten Wettbewerb dieser Art in Israel mehr Verständnis für Trans-Menschen. "Wir wollen Gleiche unter Gleichen sein." Nach ihren Informationen leben in dem Land rund 2000 transsexuelle Männer und Frauen. Bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Job hätten viele auch heute noch Probleme. Transsexuelle identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, mit dem sie geboren werden. Sie streben oft danach, ihren Körper mit Hormonen oder Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzupassen.

Der Weg zum Frausein war für viele der Kandidatinnen sehr steinig. Die 30-jährige Reem Or aus Haifa wurde etwa als Teenager von ihrer Familie verstoßen, nachdem sie von ihrem Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung erzählt hatte. "Mit 21 habe ich den Prozess allein begonnen, ohne Hilfe von Ärzten", erzählte die Design-Studentin der Zeitung "Haaretz". Als die Hormone sie depressiv machten, habe sie erst aufgegeben. "Aber mit 25 ist alles explodiert - ich stand vor der Entscheidung, diesen Schritt zu gehen oder nicht mehr zu leben." Letztlich habe sie sich der Operation unterzogen. "Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich darüber bin, dass dieser Wettbewerb jetzt stattfindet", sagt Veranstalterin Lev.

"Es ist einfach UNGLAUBLICH", ruft sie auf Deutsch. Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb: "In einer Realität, in der Transgender-Frauen immer noch um Anerkennung und Sichtbarkeit in der Gesellschaft kämpfen, symbolisiert Miss Trans 2016 den Weg der Vernunft."

Als Galionsfigur der Trans-Bewegung in Israel gilt die Sängerin Dana International, die 1998 als erste Transsexuelle den Eurovision Song Contest gewann. Mit einem extravaganten bunten Federkleid und ihrem Lied "Diva" eroberte sie damals die Herzen der Zuschauer. Dana International ist für ihren ausgefallenen, teilweise etwas schrägen Stil bekannt. Die Veranstalter von Miss Trans suchen dagegen ausdrücklich natürliche Schönheit.

Einige der Kandidatinnen haben sich allerdings Operationen unterzogen, um dem westlichen Schönheitsideal für Frauen näherzukommen - zum Beispiel die Brust vergrößern oder sich weiblichere Gesichtszüge operieren lassen. Die 21-jährige Eileen Ben-Zaken ist in einer ultra-orthodoxen Familie in Jerusalem aufgewachsen. Hormone kaufte die Konditorin, die heute in Tel Aviv lebt, zunächst auf dem Schwarzmarkt. Mit der Geschlechtsumwandlung habe sich für sie ein Traum erfüllt. "Ich habe in den Spiegel geschaut und konnte nicht glauben, dass ich endlich eine Frau bin."

Quelle: n-tv.de , Sara Lemel, dpa

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