Der Kinosaal am Nürburgring war gefüllt bis auf den letzten Platz. Mehr als 300 geladene Gäste wurden Zeuge, wie Michael Schumachers Managerin Sabine Kehm stellvertretend den Nürburgring-Award für das Lebenswerk entgegennahm.
In ihrer Dankesrede äußerte sie sich erstmals seit Monaten wieder öffentlich zum Gesundheitszustand des Formel-1-Rekordweltmeisters, der sich bei einem Ski-Unfall vor zweieinhalb Jahren schwere Kopfverletzungen zugezogen hatte und lange im Koma lag.
"Ich bin mir im Klaren darüber, und ich denke, da sind Sie alle einer Meinung mit mir: Wir würden uns alle besser fühlen, wenn Michael hier selbst stehen und sich bedanken könnte", sagte Kehm: "Aber leider ist das nicht möglich. Leider müssen wir alle das akzeptieren und lernen, damit umzugehen." Vor dem 47-Jährigen liegt offenbar noch immer ein weiter Weg der Genesung.
Auch dazu machte Kehm eine Andeutung. Sie sagte: "Trotzdem werden wir weiter hoffen und weiter alles dafür tun, dass es vielleicht auch wieder anders sein wird. Wir können es nicht beurteilen, und wir können es auch nicht beeinflussen. Aber wir können alles dafür tun."
Zuletzt hatte sie Anfang März in der "SZ" erläutert, warum sie keine konkreten Details zum Gesundheitszustand des ehemaligen Ferrari-Stars machen wolle: "Jeder Satz ist doch der Auslöser für neue Nachfragen, jedes Wort ist Fanal für weitere Informationen. Es wäre nie Ruhe." Unter anderem Ex-Manager Willi Weber hatte das immer wieder gefordert.
Haug spricht über den Unfall
Die restliche Zeit ihrer rund vierminütigen Rede nutzte Kehm, um sich im Namen der Formel-1-Legende bei allen Fans zu bedanken. "Michael hat alles richtig gemacht als Motorsportler. Dieser Preis ist eine Bestätigung seiner großen Willenskraft, seiner Motivation, seines Talents, seiner Disziplin und seines Arbeitsethos."
Zuvor hatte Schumachers langjähriger Wegbegleiter Norbert Haug eine emotionale Laudatio gehalten und dabei auch über den Ski-Unfall am 29. Dezember 2013 gesprochen.
"Es sind knapp zweieinhalb Jahre vergangen, seit Michael mit seinen beiden Kids und deren Freunden zu einer kleinen Skiausfahrt aufbrach. Eine kurze und beschauliche Runde sollte es werden. Freudig, spaßig, im Familien- und nicht im Rennmodus", sagte Haug: "Am jähen Ende der Ausfahrt war nichts mehr so, wie es all die schönen und harmonischen Jahre vorher war. Nicht bei den Schumachers, nicht bei Sabine Kehm."
Der langjährige Motorsport-Chef von Mercedes, der Schumacher 2010 vom Comeback bei den Silberpfeilen überzeugt hatte, beendete seine Laudatio mit den Worten: "Ich bitte Sie, Michael auf dem Weg zur Genesung die Daumen zu drücken und für ihn zu beten."
Im offiziellen Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft Albertville war später von "einem der Piste angemessenen Tempo" beim Unfall die Rede. Schumacher war abseits der offiziellen Piste auf einen Felsbrocken geprallt und hatte sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen.
Zunächst wurde er in Grenoble behandelt, später in Lausanne. Im September 2014 wurde Schumacher in seine Wahlheimat Gland am Genfer See verlegt, um sich von den Folgen des Unfalls zu erholen.
Quelle: welt.de
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