Hunderttausende Syrer sitzen in der Falle

  31 Mai 2016    Gelesen: 626
Hunderttausende Syrer sitzen in der Falle
Mehr als hunderttausend Menschen sind im Norden Syriens gefangen. Vor ihnen liegt die abgeriegelte türkische Grenze. Hinter ihnen rücken die Truppen des "Islamischen Staates" vor.
Der "Islamische Staat" steht in Falludscha im Irak und in Rakka im Osten Syriens unter Druck. Aber in der Provinz Aleppo im Nordwesten Syriens haben die Dschihadisten gerade zu ihrer größten Offensive in dieser Region seit zwei Jahren ausgeholt und mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht, die bis dahin von Rebellen gehalten wurden.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die meisten ihrer Mitarbeiter aus der Region vor den anrückenden IS-Kämpfern in Sicherheit gebracht: Von 120 Mitarbeitern sind nur noch zehn vor Ort. Verletzte und Kranke werden nun in weiter entfernte Kliniken geschickt.

Der IS rückt erneut auf die Stadt Asas an der türkischen Grenze vor. Die Dschihadisten hatten diese Stadt zuletzt 2013 vorübergehend kontrolliert, bevor sie von Rebellen zurückgedrängt wurden.

Hunderttausend Menschen sitzen nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in der Umgebung von Asas in der Falle: Um sie herum wird gekämpft, die Dschihadisten rücken näher, aber der türkische Grenzübergang vor ihnen bleibt verschlossen. Das Uno-Flüchtlingswerk UNHCR geht sogar von 165.000 Betroffenen aus.

Viele sind bereits mehrfach geflohen

Die türkische Regierung baut nun eine Mauer entlang der Grenze zu Syrien- sie hat bereits rund drei Millionen Syrer aufgenommen. Wer nun versuchen will, heimlich die Grenze zu überqueren, braucht teure Schlepper und riskiert sein Leben: Mehrere Fliehende wurden von türkischen Sicherheitskräften erschossen.

Entlang der türkischen Grenze sind schon seit Längerem Flüchtlingslager entstanden. Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" hatte diese im April mit Hilfe von Satellitenaufnahmen dokumentiert.

Die meisten der mehr als hunderttausend Menschen, die nun dem IS in die Hände fallen könnten, sind schon mehrfach geflohen: 50.000 Flüchtlinge stammten aus anderen Landesteilen und würden an der Grenze schon länger ausharren, sagte ein Sprecher von Ärzte ohne Grenzen. Im Februar dann seien etwa 50.000 neue Flüchtlinge aus Aleppo dazugekommen, als dort die Gefechte und Bombardierungen der russischen Luftwaffe wieder zugenommen hatten.

Sicherheit finden die Fliehenden auf der syrischen Seite der Grenze nicht. Bei einem Luftangriff auf eines der Flüchtlingslager wurden im April rund 30 Menschen getötet. Noch immer gibt es keine unabhängige Untersuchung dieses Vorfalls, der ein Kriegsverbrechen darstellen könnte. Die USA und Großbritannien vermuteten die syrische Luftwaffe hinter dem Bombardement.

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