Streit um Ökostromreform entschärft

  01 Juni 2016    Gelesen: 851
Streit um Ökostromreform entschärft
Bund und Länder haben sich in sechsstündigen Verhandlungen auf Eckpunkte über den Ausbau erneuerbarer Energien verständigt. Die Kanzlerin spricht von Fortschritten.
Eine definitive Einigung zwischen der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten der Länder über die geplante Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) lässt weiter auf sich warten. Aber es gibt bereits Eckpunkte. "Wir haben die größte Wegstrecke zurückgelegt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einer Nachtsitzung mit den Länderministerpräsidenten am frühen Mittwochmorgen. Man habe sich in einer Reihe von Fragen geeinigt. Bei der wichtigsten Stromquelle – Wind an Land – sollen jährlich Windräder mit einer Leistung von 2,8 Gigawatt gebaut werden dürfen. Davon allerdings wegen der Gefahr der Netzüberlastung nur ein bestimmter Teil in Norddeutschland.
Keine Einigung gab es in der Frage des Ausbaus der Biomasse, die vor allem Bayern wichtig ist. Sie gehe aber davon aus, dass auch dieser Punkt noch zu klären sei, sagte Merkel. Auch Details des Ausbaus der Stromnetze sowie der künftigen regionalen Verteilung von Windstrom an Land sind nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) noch umstritten. Die Union dringt auf Kürzungen beim Ausbau von Windrädern an Land – wegen fehlender Leitungen, um Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren im Süden Deutschlands zu transportieren.

Merkel sprach wie Gabriel von einem Paradigmenwechsel mit Blick auf die geplanten neuen Förderbedingungen für Ökostrom. Diese sollen mit der Reform des EEG ab 2017 umgestellt werden. Dann fallen die auf 20 Jahre festgelegten Garantiepreise für die Stromabnahme für neue Anlagen weg. Stattdessen werden Projekte ausgeschrieben: Wer wenig Subventionen verlangt, erhält dann den Zuschlag. "Sie sind keine jungen Welpen mehr, die Welpenschutz brauchen", sagte Gabriel mit Blick auf die erneuerbaren Energien, "sondern ziemlich flinke Jagdhunde".

Regierung unter Zeitdruck

Vertreter der Länder äußerten sich im Grundsatz zuversichtlich, dass es gelingen werde, auch die verbliebenen Meinungsverschiedenheiten auszuräumen. Bremens Bürgermeister Carsten Sieling sagte, 90 Prozent auf dem Weg zur endgültigen Einigung seien zurückgelegt.

Die Regierung steht bei der Reform unter Zeitdruck. Merkel hatte eine Lösung bis zur Sommerpause Mitte Juli angekündigt. Wenn das Reformpaket nicht bald steht, könnte sich der mit der EU-Kommission verabredete Startzeitpunkt am 1. Januar 2017 verschieben. Laut Gabriel ist es weiterhin geplant, den Gesetzesentwurf zur EEG-Reform am 8. Juni im Kabinett zu beschließen. Anschließend gebe es genug Zeit für die Beratungen im Bundestag und mit der EU-Kommission.

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