Netanyahu erwartet Aussöhnung zwischen Israel und der Türkei

  01 Juni 2016    Gelesen: 1012
Netanyahu erwartet Aussöhnung zwischen Israel und der Türkei
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat am 30. Mai eine Delegation von US-Politikern darüber informiert, dass ein Aussöhnungsabkommen mit der Türkei sehr nahe ist. Das hat die israelische Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf Quellen berichtet, die am Treffen teilgenommen hatten.
Netanjahu sei sehr optimistisch über die Beziehungen zur Türkei, soll der Premier laut der namentlich nicht genannten Quelle mindestens dreimal vor der US-Politdelegation ausgesprochen haben.

Dennoch räumte der israelische Regierungschef ein, dass die Beziehungen nicht auf das Niveau vor rund einem Jahrzehnt zurückkehren würden. Die Normalisierung der Beziehungen helfe allerdings beiden Nationen bei der Bewältigung einer Vielzahl gemeinsamer regionaler Herausforderungen.

Beamte in Jerusalem warten noch immer auf das abschließende Treffen mit dem türkischen Verhandlungsteam. Dabei sollen die letzten Meinungsverschiedenheiten beigelegt werden.

Bei dem Versuch, durch die Blockade in den Gazastreifen durchzudringen, wurde die türkische Hilfsflottille „Mavi Marmara“ von israelischen Soldaten am 31. Mai 2010 gestürmt. Neun türkische Aktivisten starben bei diesem Zwischenfall. Ein zehnter starb vier Jahre später im Krankenhaus.

Die Beziehungen zwischen beiden Staaten verschlechterten sich daraufhin signifikant. Ankara forderte eine offizielle Entschuldigung der israelischen Regierung und Kompensationszahlungen für die betroffenen Familien der Opfer. Zudem müsse die israelische Blockade über Gaza aufgehoben werden.

Angesichts zahlreicher regionaler Herausforderungen, darunter dem syrischen und irakischen Bürgerkrieg sowie einer zunehmend aggressiv agierenden Islamische Republik Iran, haben sich beide Staaten im letzten Jahr dazu entschieden, die bilateralen Beziehungen schrittweise wiederaufzunehmen.

Nach einer Kabinettssitzung sagte der stellvertretende türkische Premierminister Numan Kurtulmuş, dass zwei der drei türkischen Forderungen – die Entschuldigung und die Kompensation – inzwischen realisiert worden wären. „Die Türkei erwartet aber zumindest noch eine Lockerung der Blockade, um das Leben der Menschen vor Ort einfacher zu machen“, fügte Kurtulmuş hinzu.

Das sogenannte „abschließende Treffen“ hätte eigentlich bereits vor einigen Wochen stattfinden sollen. Zu diesem Zeitpunkt trat allerdings der türkische Premierminister Ahmet Davutoğlu zurück. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan setzte den beliebten Premier nach Auseinandersetzungen über die Kompetenzrechte des Regierungschefs ab. Das Treffen mit den israelischen Vertretern wurde aufgeschoben.

Laut Haaretz soll das nächste Treffen mit dem türkischen Verhandlungsteam nächste Woche in Europa stattfinden.

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