Novartis lanciert Programm für kostengünstige Abgabe von Medikamenten

  16 Oktober 2015    Gelesen: 778
Novartis lanciert Programm für kostengünstige Abgabe von Medikamenten
Novartis hat in Kenya ein neues Konzept für die günstige Abgabe von Medikamenten vorgestellt. 15 Kern-Medikamente sollen Millionen von einkommensschwachen Patienten zugutekommen.
Das Basler Pharmaunternehmen Novartis hat am Donnerstag in der kenyanischen Hauptstadt Nairobi ein innovatives Projekt lanciert, das Millionen von Patienten, die sich das derzeit nicht leisten können, Zugang zu lebensrettenden Medikamenten verschaffen soll. Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt und Kenyas Gesundheitsminister James Macharia unterschrieben einen Vertrag, nach dem sich Novartis zur Lieferung unbeschränkter Mengen aus einem Bündel von 15 Medikamenten verpflichtet, während Kenya die sichere Verteilung der Mittel gewährleistet. Im Zusammenhang mit der kostengünstigen Abgabe von Medikamenten in Entwicklungsländern ist meist von Infektionskrankheiten wie Aids oder Malaria die Rede. Das Novartis Access genannte Programm richtet sich nun erstmals an Patienten, die an chronischen Krankheiten und Altersleiden erkrankt sind wie: Kreislauf- und Atemkrankheiten, Krebs oder Diabetes. Diese sogenannten nichtübertragbaren Krankheiten nehmen in Schwellen- und Entwicklungsländern stark zu, ohne dass ein entsprechendes Gesundheitsbewusstsein oder die Infrastrukturen für eine adäquate Behandlung vorhanden wären.

Einheitspreis von 1 Dollar

So sterben laut Studien jährlich weltweit 16 Mio. Menschen unnötig an den genannten Leiden; über 80% der verfrühten Todesfälle sind in Ländern mit schwachem oder mittlerem Einkommen zu beklagen. In Kenya machen die Krankheiten 27% aller Todesfälle aus, ein im Vergleich zu Industrieländern erschreckend hoher und rasch wachsender Anteil. Die Ursachen sind sozial und demografisch bedingt: Urbanisierung, wachsende Einkommen, die Bevölkerung isst mehr, aber nicht gesünder und erreicht ein höheres Alter.

Welche Risiken viele Kenyaner bedrohen, führte im Kenyatta-Hospital, dem grössten Staatsspital von Nairobi, Nicholas Otieno vor Augen. Der 52-jährige Bauer laboriert seit drei Jahren an Krebs. Er berichtete, wie er jahrelang von einer ländlichen Klinik zur nächsten gereicht und falsch behandelt wurde. Nun erhält er endlich Bestrahlungs- und Chemotherapien. Obwohl er der nationalen Grundversicherung angeschlossen ist, muss Otieno für Präparate und Medikamente umgerechnet über 200 $ pro Monat bezahlen, weshalb er sich bei vielen Familienangehörigen verschuldet hat.

Unerschwingliche Medikamente seien nicht die einzige Barriere für den Zugang von Patienten zu medizinischer Behandlung, sagt Reinhardt. Ebenso wichtig seien allgemeine Kenntnisse, Prävention und Diagnosemöglichkeiten. Aber die Senkung der Medikamentenkosten sei ein effizienter Weg. Die 15 in Novartis Access zugänglich gemachten Arzneien werden zum Einheitspreis von 1 $ pro Behandlung und Monat abgegeben und über das Gesundheitsministerium, das Rote Kreuz und andere Nichtregierungsorganisationen vertrieben. Das Programm soll bald auf Äthiopien und Vietnam und später auf bis zu 30 Länder ausgedehnt werden. Das Bündel von Medikamenten, von denen zwölf aus der Generika-Sparte Sandoz von Novartis stammen, kann im Übrigen an laufende Erkenntnisse angepasst werden.

Kein Wohltätigkeitsprogramm

Novartis Access wird im Rahmen der sogenannten sozialen Unternehmensverantwortung lanciert. Reinhardt betont jedoch, es handle sich nicht um eine wohltätige Aktion. Die anvisierten Krankheiten würden zunehmen. «Novartis Access muss auf Jahrzehnte hinaus Bestand haben», sagt Reinhardt. Bei einem Vollausbau sollen die zu erwartenden Skaleneffekte sogar einen leichten Gewinn ermöglichen, der in begleitende Massnahmen reinvestiert werden soll.

Eine unabhängige Organisation wacht darüber, dass die Medikamente nicht zu kommerziellen Zwecken abgezweigt oder gar illegal exportiert werden. Laut Reinhardt ist Vertrauen bei solchen Programmen eine notwendige Voraussetzung. Sollten jedoch die Medikamente in Kenya oder später einmal in einem anderen begünstigten Staat wiederholt in falsche Kanäle geraten, dann werde Novartis Access in den betreffenden Ländern gestoppt, sagt Reinhardt.

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