Einheitspreis von 1 Dollar
So sterben laut Studien jährlich weltweit 16 Mio. Menschen unnötig an den genannten Leiden; über 80% der verfrühten Todesfälle sind in Ländern mit schwachem oder mittlerem Einkommen zu beklagen. In Kenya machen die Krankheiten 27% aller Todesfälle aus, ein im Vergleich zu Industrieländern erschreckend hoher und rasch wachsender Anteil. Die Ursachen sind sozial und demografisch bedingt: Urbanisierung, wachsende Einkommen, die Bevölkerung isst mehr, aber nicht gesünder und erreicht ein höheres Alter.
Welche Risiken viele Kenyaner bedrohen, führte im Kenyatta-Hospital, dem grössten Staatsspital von Nairobi, Nicholas Otieno vor Augen. Der 52-jährige Bauer laboriert seit drei Jahren an Krebs. Er berichtete, wie er jahrelang von einer ländlichen Klinik zur nächsten gereicht und falsch behandelt wurde. Nun erhält er endlich Bestrahlungs- und Chemotherapien. Obwohl er der nationalen Grundversicherung angeschlossen ist, muss Otieno für Präparate und Medikamente umgerechnet über 200 $ pro Monat bezahlen, weshalb er sich bei vielen Familienangehörigen verschuldet hat.
Unerschwingliche Medikamente seien nicht die einzige Barriere für den Zugang von Patienten zu medizinischer Behandlung, sagt Reinhardt. Ebenso wichtig seien allgemeine Kenntnisse, Prävention und Diagnosemöglichkeiten. Aber die Senkung der Medikamentenkosten sei ein effizienter Weg. Die 15 in Novartis Access zugänglich gemachten Arzneien werden zum Einheitspreis von 1 $ pro Behandlung und Monat abgegeben und über das Gesundheitsministerium, das Rote Kreuz und andere Nichtregierungsorganisationen vertrieben. Das Programm soll bald auf Äthiopien und Vietnam und später auf bis zu 30 Länder ausgedehnt werden. Das Bündel von Medikamenten, von denen zwölf aus der Generika-Sparte Sandoz von Novartis stammen, kann im Übrigen an laufende Erkenntnisse angepasst werden.
Kein Wohltätigkeitsprogramm
Novartis Access wird im Rahmen der sogenannten sozialen Unternehmensverantwortung lanciert. Reinhardt betont jedoch, es handle sich nicht um eine wohltätige Aktion. Die anvisierten Krankheiten würden zunehmen. «Novartis Access muss auf Jahrzehnte hinaus Bestand haben», sagt Reinhardt. Bei einem Vollausbau sollen die zu erwartenden Skaleneffekte sogar einen leichten Gewinn ermöglichen, der in begleitende Massnahmen reinvestiert werden soll.
Eine unabhängige Organisation wacht darüber, dass die Medikamente nicht zu kommerziellen Zwecken abgezweigt oder gar illegal exportiert werden. Laut Reinhardt ist Vertrauen bei solchen Programmen eine notwendige Voraussetzung. Sollten jedoch die Medikamente in Kenya oder später einmal in einem anderen begünstigten Staat wiederholt in falsche Kanäle geraten, dann werde Novartis Access in den betreffenden Ländern gestoppt, sagt Reinhardt.
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