“Werden Deutschland einen großen Kampf liefern“

  24 Juni 2016    Gelesen: 586
“Werden Deutschland einen großen Kampf liefern“
Forsche Töne: Abwehrchef Skrtel geht mit der Slowakei furchtlos in das Duell mit Deutschland – und warnt den Weltmeister. Wie die Löw-Elf düpiert werden kann, habe sein Team schon bewiesen.

Sie planen die Sensation zwischen Pferderennbahn und Flussufer. Der Trainingsplatz der Slowakei in ihrem EM-Quartier in Vichy liegt nahe einem großen Sport-Campus, und an diesem Donnerstagmittag brennt die Sonne so sehr, dass manches Smartphone die Warnung anzeigt: Ich muss mich abkühlen!

42 Grad in der Sonne. Die slowakischen Nationalspieler suchen nach dem Mittagessen im Garten ihres Hotel "Les Célestins" Plätze im Schatten, mancher telefoniert mit seinen Liebsten, lässt sich von der Euphorie in der Heimat berichten. Achtelfinale! Und dann noch gegen Deutschland!

Ruhe für die Mannschaft

Das Erreichen der Runde der letzten 16 ist für den EM-Neuling ein historischer Erfolg, und die Partie gegen die Auswahl Joachim Löws in Lille am Sonntag das wohl größte Spiel in seiner bisherigen Geschichte. "Sollten wir gewinnen, wäre das enorm", sagt Kapitän Martin Skrtel.

1,93 Meter ist der Innenverteidiger groß und kann im kleinen Mediencenter der Slowaken kaum aufrecht stehen, so flach ist das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hotels. Der slowakische Verband wollte Ruhe für die Mannschaft, hat sich deswegen für die 25.000-Einwohner-Stadt entschieden, die als Heilbad bekannt ist und ziemlich genau in der Mitte Frankreichs liegt.

An den Laternenfällen der Straße rund um das Hotel hängen Plakate und Schilder: "Willkommen, Slowakei!" Ansonsten ist von EM hier nicht viel zu sehen und zu hören. So, wie es sich die Slowaken gewünscht haben. Gegenüber ist ein Thermalbad, ansonsten nur viel Grün. Wenn sich ein Spieler hier nicht auf das Wesentliche konzentrieren kann, dann kann er es wohl nirgends.

Die Slowaken kommen zu Fuß

Bei Pressekonferenzen geht es ganz familiär zu. Skrtel setzt sich nicht lang auf das Podium. Er spricht in kleinen Gesprächsrunden mit den Reportern aus seiner Heimat, wie auf einem Cocktail-Empfang stehen sie um Flur umeinander, lachen, scherzen. Gäbe es statt Mineralwasser hier Manhattan, Bloody Mary und ein paar Nüsse – es hätte viel von einer netten kleinen Party unter Freunden.

Skrtel gibt einem slowakischen Journalisten danach noch ganz geduldig ein Autogramm auf ein Trikot. Sein Kollege Adam Nemec sitzt in einer Ecke allein mit einem Journalisten, der den Stürmer rund 20 Minuten für sich allein hat und mit dem Smartphone filmt.
Im deutschen Lager ist so viel Nähe und Zeit unvorstellbar. Im Pressecenter des Deutschen Fußball-Bundes in Évian am Genfer See sitzen bei Pressekonferenzen oft bis zu 200 Journalisten, alles ist durchgetaktet, Fragen stellen die Reporter über ein Mikrofon, das Fernsehen überträgt live. Danach gehen die Spieler mit Personenschutz direkt zu einem Shuttle, der sie zurück ins Hotel bringt. Die Slowaken kommen zu Fuß, begrüßen viele Medienvertreter mit Handschlag. Zu den Reportern aus Deutschland sind sie distanzierter, aber höflich.

"Wir sind bereit"

Skrtel nutzt das Gespräch, um ihnen eine klare Botschaft für die Mannschaft um Kapitän Bastian Schweinsteiger mit auf den Weg zu geben: "Wir haben keine Angst. Unser Selbstvertrauen ist mit Überstehen der Vorrunde gewachsen. Ich hoffe, dass wir dieses in das Spiel gegen Deutschland mitnehmen. Es wird kein einfaches Spiel für uns. Aber wir sind bereit."

Ihm und seinen Mitspielern sei klar, dass Deutschland der Favorit sei, sowohl in dem Achtelfinale als auch in Sachen Turniersieg. "Aber: Alles ist möglich. Wir wollen unseren Weg weitergehen. Und wir glauben daran, dass das Spiel gegen Deutschland nicht das letzte bei der EM sein wird", sagt der 31-Jährige.

Beim FC Liverpool spielt er mit Deutschlands Ersatzverteidiger Emre Can zusammen. Beide schreiben sich in diesen Tagen Handy-Nachrichten. "Ich werde ihm noch mal viel Glück wünschen", sagt Skrtel und grinst dabei wie einer, der sich seiner Sache ziemlich sicher ist.
Mesut Özil kennt er aus den Begegnungen in der Premier League, ein sehr guter Spieler sei das. Am liebsten aus dem deutschen Team möge er aber neben Can noch Jérôme Boateng und Mats Hummels, betont Skrtel. Ihre Art der Verteidigung imponiert ihm offensichtlich.
"Unsere Chancen sind der Kontor"

Wäre es für seine Mannschaft besser, wenn Mario Götze spielt? Oder Mario Gomez? Ist einer von beiden einfacher zu verteidigen? Skrtel lacht. "Was mir da lieber wäre, ist egal. Am Ende zählt nur das Ergebnis."

Sein Trainer Jan Kozak wird der Mannschaft in den kommenden Tagen in einem Sitzungsraum des Hotels Videos der deutschen Spiele zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen. Verteidiger Kornel Salata hat bereits eine Idee für den richtigen Matchplan: "Deutschland ist sehr stark am Ball und im Passspiel. Unsere Chancen sind die Konter. Wenn wir ein Tor erzielen, werden sie vielleicht nervös."

Dann schlendern die Spieler durch den Ausgang des Mini-Mediencenter, raus in die Hitze, zurück ins Hotel. Neben ihnen trottet ein Betreuer, der berichtet, dass Peter Pekarik von Hertha BSC und dessen Kollegen Robert Mak und Miroslav Stoch angeschlagen sind. Skrtel beunruhigt das nicht. Den EM-Test gegen die Deutschen in Augsburg im Mai gewann seine Mannschaft 3:1. "Es ist gut, zu wissen, dass wir sie schlagen können", sagt Skrtel. "Wir werden ihnen einen großen Kampf liefern."

Quelle: n24.de

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