Nach Sieg gegen Italien: ARD-Experte Scholl attackiert Löws Taktikchef
Mehmet Scholl war auf dem Platz nie der beste Zweikämpfer, er war als Spieler ein Dribbler, ein Künstler, der an seinen Gegenspielern vorbeizog statt sie umzuhauen. Als ARD-Kommentator pflegt der 45-Jährige dagegen einen eher robusten Stil. Das hat nach dem dramatischen Sieg der DFB-Elf gegen Italien der Stab von Bundestrainer Joachim Löw zu spüren bekommen.
Scholl kritisierte in seiner Analyse in deutlichen Worten die taktische Aufstellung gegen die Italiener. Löw hatte von der bisher erfolgreichen Viererkette auf eine Dreierkette umgestellt, Benedikt Höwedes war in die Mannschaft gerückt, für ihn blieb der Stardes Slowakei-Spiels, Julian Draxler, auf der Bank.
Der Schuldige für diesen Fehler war schnell ausgemacht: Urs Siegenthaler, Löws Spielbeobachter und Taktikberater, seit 2005 in Diensten des DFB. Ob die Idee zur Dreierkette gegen Italien wirklich von Siegenthaler stammte, wisse er zwar nicht, so Scholl, "aber Jogi Löw wacht nicht nachts auf uns sagt: `Jetzt hab ich`s, Dreierkette, Dreierkette`, nein, da wird im Stab beraten."
"Der Herr Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, morgens liegen bleiben und die anderen zum Training gehen lassen", ätzte der ARD-Experte dann.
"Das hätte man auch anders lösen können", sagte Scholl, der kein Verständnis dafür aufbrachte, dass die Teamführung bisher Bewährtes über den Haufen warf. Man muss wissen, dass Scholl kein Trainervisionär ist, in einem Gespräch mit dem SPIEGEL teilte er gegen sogenannte "Laptop-Trainer" aus. Er selbst ist eher konservativ, ein Freund des Festhaltens. Was einmal funktioniert, das sollte man nicht ändern.
Quelle: spiegel.de