Die ganz große Geste von Bastian Schweinsteiger

  04 Juli 2016    Gelesen: 938
Die ganz große Geste von Bastian Schweinsteiger
Jonas Hector tritt an zum entscheidenden Elfmeter – und verwandelt. Was trotz zahlreicher Kameras verborgen bleibt: Deutschlands Kapitän Bastian Schweinsteiger läuft zu einem ganz anderen Spieler.
Stellen Sie sich vor, Ihr Team hat gerade den entscheidenden 18. Elfmeter verwandelt, Ihr erster Reflex wäre wahrscheinlich erst mal ausgelassen mit den Kollegen zu feiern. Gerade wenn Sie – so wie Bastian Schweinsteiger kurz zuvor – eine nicht gerade glückliche Rolle im Elfmeterschießen und im ganzen Spiel gespielt haben.

Deutschlands Kapitän aber bewies wieder einmal Größe. Nach dem letzten Elfmeter von Jonas Hector läuft Schweinsteiger kurz zur feiernden Traube seiner Mitspieler, doch anstatt ausgelassen mitzufeiern, hält Schweinsteiger inne. Denn er hat wohl im Tor Gianluigi Buffon entdeckt.

Es ist die letzte Europameisterschaft der italienischen Torwart-Legende. Anstatt seinen Emotionen freien Lauf zu lassen, geht Schweinsteiger direkt zu Buffon, erweist ihm seinen Respekt und tröstet ihn.

Es ist aber nicht nur Schweinsteiger, der die besondere Bedeutung des Spiels für Buffon verstanden hat. Der Italiener wird nach der WM 2018, seinem neunten großen Turnier, seine Karriere beenden. Das EM-Aus mit Italien ist der Anfang vom Ende einer großen Spieler-Karriere. Und so gesellen sich auch Thomas Müller und Deutschlands Torwart Manuel Neuer zu Schweinsteiger und Buffon und erwiesen dem Italiener ihren Respekt.

Gerade Neuer hatte sich immer wieder respektvoll über seinen Vorgänger als Welttorhüter geäußert (Buffon: 2003, 2004 sowie 2006, 2007 – Neuer: 2013-2015). Buffon selbst ließ sich nach dem Spiel dann doch noch von seinen Emotionen überwältigen und weinte bittere Tränen.

Schweinsteigers umstrittene Elfmeter-Wahl

Vor dem Elfmeterschießen hatte Schweinsteiger mit der Wahl des Tores, auf das geschossen wird, für Verwirrung beim Schiedsrichter gesorgt. Der Ungar Viktor Kassai fragte den deutschen Kapitän zweimal, ob er das Elfmeterschießen wirklich vor der italienischen Fankurve austragen wollte.

Schweinsteiger begründete seine Wahl später dann ungewöhnlich: und zwar mit seinem Aberglauben. "Ich habe an Dinge aus der Vergangenheit gedacht, an frühere Elfmeterschießen", berichtete er. Sicher war damit sein Fehlschuss gegen Petr Cech für den FC Bayern im Champions-League-Finale 2012 gemeint – vor dem Münchner Fanblock.

"Wir haben damals auf die Bayern-Kurve geschossen", sagte Schweinsteiger, beim Halbfinalsieg 2012 gegen Real Madrid jedoch "auf die Real-Kurve". Er verwies zudem auf die Schweiz, die vor den eigenen Fans im EM-Achtelfinale gegen Polen scheiterte.

Und auch wenn Schweinsteiger mit seinem verschossenen Elfmeter und der zweiten merkwürdigen Wahl, nämlich die Deutschen als zweites schießen zu lassen, seinem Team keinen großen Gefallen tat – so zeigte er im Moment des Triumphs doch große Menschlichkeit.

Quelle : welt.de

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