Lob, Lob, Lob und surreales Schweigen

  06 Juli 2016    Gelesen: 683
Lob, Lob, Lob und surreales Schweigen
Sie strahlten und lobten sich um die Wette: US-Präsident Obama hat erstmals öffentlich Wahlkampf für seine mögliche Nachfolgerin Clinton gemacht. Kein Wort fiel zur E-Mail-Affaire der designierten Kandidatin der Demokraten. "Surreal", so die Kommentatoren.

"Hillary, Hillary!“ - vereintes Rufen der Fangemeinde in North Carolina. Präsident Obama steht auf einer Bühne in Charlotte. "Stronger Together" - "Stärker zusammen" - steht in weißen Buchstaben auf einem blauen Plakat über ihm. Die Ärmel seines hellblauen Hemds sind hochgekrempelt. Er kämpft: "Ich bin heute hier, weil ich an Hillary Clinton glaube. Und ihr sollt helfen, dass sie die nächste Präsidentin wird."

Vor acht Jahren haben sie Wahlkampf gegeneinander gemacht, jetzt machen sie ihn zusammen. Aus Gegnern seien Freunde geworden, betont Clinton. Das soll die Wahlkampfunterstützung noch glaubwürdiger wirken lassen.

Air-Force-One-Ticket für Clinton

Beiden waren mit der Air Force One nach Charlotte geflogen. Clinton zahlte laut ihrem Sprecher aus eigener Tasche. Denn Donald Trump, der wahrscheinliche Kandidat der Republikaner, hatte den gemeinsamen Flug nach Charlotte schon als Verschwendung von Steuergeld kritisiert.

In seiner Rede malt Obama das Bild, einer integren, intelligenten Politikerin sowie einer führungsstarken, erfahrenen Diplomatin. "Fakt ist: Hillary ist verlässlich, sie ist ehrlich", sagt der US-Präsident. "Sie ist aus dem gleichen Grund in der Politik wie ich: Weil wir durch unsere Arbeit das Leben der Menschen verbessern können. Und uns ist egal, welche Angriffe wir aushalten müssen. Denn wir wissen: Nur so ändern sich die Dinge."

Kein Wort zur E-Mail-Affäre und zum FBI

Hillary sitzt im pinkfarbenen Blazer dahinter und hört vor lauter Zustimmung mit dem Kopfnicken nicht mehr auf. Vor wenigen Stunden hatten die beiden Spitzen-Wahlkämpfer der Demokraten erfahren, dass das FBI keinen Grund sieht, sie in der E-Mail-Affäre anzuklagen. Clinton hatte als Außenministerin E-Mails auf einem privaten Server gespeichert. Doch darüber - kein Wort in Charlotte. Die Kommentatoren im US-Fernsehen nennen das später: "Surreal".

Stattdessen: Gegenseitiges Lob. "Ich habe ihn als einen Freund kennengelernt", so Clinton. "Es ist mir eine Ehre ihn in guten und schlechten Zeiten zu begleiten. Jemand, der nie vergessen hat, woher er kommt. Und: Donald, wenn du wieder twitterst: Es ist Hawaii." Ein Seitenhieb auf ihren Rivalen, den Republikaner Donald Trump, und seinen Vorwurf, Präsident Obama sei kein echter Amerikaner.

Warnung vor Trumps Charakter

Clinton lobt die Verdienste Obamas, die sinkende Arbeitslosigkeit und den Atomdeal mit dem Iran. "Dieser Präsident weiß, wie wir sicher und stark bleiben", sagt sie und ruft: "Vergleicht das mal mit Donald Trump! Stell euch mal vor: er im Oval Office in einer Krise. Er ist einfach charakterlich nicht geeignet, unser Präsident und Oberbefehlshaber zu werden."

Quelle: tagesschau.de

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